Altlast kommt unter Verschluss

Velsen/Großrosseln · Über 2,5 Millionen Tonnen Müll liegen hier, aufgeschüttet auf einer Höhe von über 50 Metern. Schritt für Schritt will der Entsorgungsverband Saar (EVS) die Altlasten der früheren Deponie Velsen in Griff kriegen.

Deckel drauf und fertig - eine beliebte Methode, um sich unliebsamer Lasten zu entledigen. Was bei solchem Vorgehen leider bleibt, ist ein schlechtes Gewissen. Und die Ahnung, dass man Probleme nur vertagt und nicht gelöst hat. Alte Müllkippen zum Beispiel werden deshalb nicht einfach zugeschüttet, sondern mit Bedacht saniert und verkapselt, nach oben und nach den Seiten.

So wie die Deponie Velsen, mit elf Hektar eine der größten ehemaligen Hausmülldeponien an der Saar . Sie hat ein geschätztes Deponievolumen von 2,5 Millionen Tonnen und eine Höhe von über 50 Metern. Von den 1920er Jahren an wurde dieses Gelände eines ehemaligen Schlammweihers als Müllabladeplatz genutzt, 1960 entstand hier die Hausmülldeponie der Landeshauptstadt, später auch der Umlandgemeinden. 1985 wurde die Kippe stillgelegt, weil sie voll war. Im Juli begann der Entsorgungsverband Saar (EVS), der sie 1975 übernommen hatte, mit der - gesetzlich vorgeschriebenen - Rekultivierung.

Im Winter sollen die vier Jahre währenden Arbeiten termingerecht beendet sein. Warum es nicht schneller ging? Bei einem Ortstermin gaben EVS und ausführende Ingenieure und Firmen Auskunft: Weil die einzelnen Arbeitsgänge am sinnvollsten abschnittsweise zu erledigen waren; aus logistischen Erwägungen, also weil man auf dem Berg nicht gleichzeitig eine große Zahl von Fahrzeugen bewegen konnte (teilweise sogar GPS-gesteuert, also nicht von Menschenhand, um der Exaktheit willen) und auch weil trockenes Wetter unverzichtbar war. So konnte etwa die Kunststoffdichtungsbahn nur von April bis Oktober verschweißt und verlegt werden. Etwa sieben bis zehn Leute waren in den letzten Jahren täglich (oft auch samstags) auf der Riesenbaustelle.

Die Grundarbeit hatte darin bestanden, die alte Halde zu modellieren, also Müll umzuschieben beziehungsweise Massen einzubauen. Man musste ein Geländeprofil erreichen, bei dem nichts rutscht und einbricht. Bei dieser Profilierung wurden insgesamt etwa 180 000 Kubikmeter Material bewegt. Danach wurden in dieser Reihenfolge aufgetragen, und zwar nicht nach Augenmaß, sondern in qualifizierter Manier: Ausgleichsschicht, Gadränschicht, Auflagerschicht, Kunststoffdichtungsbahn, Dränmatte, Rekultivierungsboden und zuletzt die so genannte Anspritzbegrünung, die übrigens schon schön angegangen ist. Alles in allem ist das also eine mehrlagige Hülle von etwa zwei Metern Dicke. Die Halde wirkt teilweise schon wie ein grüner Hügel. Bäume sollen sich hier allerdings nicht festsetzen dürfen; sie könnten die Versiegelung beschädigen und müssen ab einer gewissen Stammstärke gerodet werden. Die Mülldeponie wird also Ewigkeitskosten verursachen, so EVS-Chef Karl Heinz Ecker. Er stellte übrigens in Aussicht, dass die meisten Teile des Berges für die Öffentlichkeit auf Wegen begehbar sein werden.

100 Jahre soll dieses nach allen Regeln der Ingenieurkunst sanierte Müllgebirge nun halten, also dicht und stabil sein.

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