,,Es ist faszinierend, wie fröhlich sie sind“

Sulzbach · Schülerinnen und Schüler des Theodor-Heuss-Gymnasiums luden sich Gäste ein zum besseren gegenseitigen Verstehen: Flüchtlinge, die in Sulzbach leben. Dabei bekamen die jungen Leute auch ganz neue Eindrücke.

Zerbombte Schulen, in Schutt und Asche gelegte Spielplätze und bis auf die Grundmauern zerstörte Häuser: Dennis Burgard kennt die Grausamkeiten des syrischen Krieges aus dem Fernsehen. Auch die Bilder der dramatischen Flucht sind für den Zehntklässler des Theodor-Heuss-Gymnasiums nichts Neues. "Dennoch bekam ich nach der heutigen Filmvorführung eine ganz neue Sichtweise", schildert der 17-Jährige seine Eindrücke. "In den Nachrichten sieht man nur die gegenwärtige Situation: Die Medien präsentieren uns das aktuelle Bild, also alles, was jetzt vor Ort passiert. Der Film, den wir eben geschaut haben, eine selbst gedrehte Dokumentation über die syrische Stadt Homs, die einer unserer Gäste mitgebracht hat, gewährte uns dagegen einen Einblick in das frühere Leben dieser Menschen und zeigte uns die Schönheit der Stadt vor ihrer Zerstörung. Diese Aufnahmen bewegten mich sehr. Vor allem der Vergleich von früher und heute war für mich besonders dramatisch. Ein richtiger Gänsehaut-Moment." Eine Meinung, die auch zahlreiche Mitschüler von Dennis teilen.

"Alisha und ich waren heute für die Kundenbetreuung zuständig und haben auch vieles mitgenommen", berichtet Sarah Gemmel strahlend. "Wir spielten mit insgesamt sechs Kindern unserer ausländischen Gäste und brachten den Kleinen - die Kids sind zwischen zwei und vier Jahre alt - sogar neue Wörter wie ,Auto' bei. Es ist faszinierend, wie fröhlich sie sind und wie gut sie die Flucht verarbeiten konnten."

Diese Woche stand für die zwei Zehner-Klassen des Theodor-Heuss-Gymnasiums im Zeichen einer Begegnung mit Flüchtlingen. "Wir haben heute zwölf Gäste aus Syrien und Irak eingeladen", berichtet Latein- und Religionslehrerin Christiane Siewert, "jetzt leben diese Familien in Sulzbach , und wir möchten ihnen helfen, sich zu integrieren und gleichzeitig auch unsere Schüler für ihre Situation sensibilisieren."

Die erste Aktion startete die engagierte Lehrerin schon Anfang 2015. "Der damalige Schwerpunkt war die Kriegssituation", so Siewert. Darauf folgten andere Aktionen wie etwa "Weihnachten im Schuhkarton", persönliche Begegnungen und Unterstützung eines Unicef-Projektes vor Ort. "Heute verläuft unsere Begegnung unter dem Motto ,Kultur'", erklärte Siewert.

Knapp drei Stunden Zeit hatten rund 50 Schüler für ihre Gäste. "Wir teilten uns in vier Gruppe auf", erzählte Henrik Wunn. "Die erste Gruppe befasste sich mit der Schrift und lernte die arabischen Buchstaben und wie man seinen eigenen Namen schreibt. Die zweite Gruppe, zu der Dennis und ich gehören, ist für die Aufnahmen zuständig. Wir drehen heute einen Film über diese Begegnung. Die restlichen beiden Gruppen befassten sich mit dem Essen, der Kinderbetreuung und einer Theateraufführung. Neben den Speisen, die unsere Gäste mitgebracht haben, bereiteten auch unsere Mitschüler Gerichte vor."

Neben dem Film war vor allem das Fünf-Minuten-Schauspiel des syrischen Theaterregisseurs Daound Mwolound zum Thema Flucht und Angst ein Höhepunkt der Begegnung. "Ich finde die Arbeit mit den Schülern sehr wichtig", erzählte der seit zwei Jahren im Saarland lebende Künstler: "Durch das Theater und die gespielten Szenen bekommen sie einen persönlicheren Bezug zur Situation und können vieles besser nachvollziehen."

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