Was tun, wenn der Priester am Sterbebett fehlt?

Sulzbach · In Zeiten des Priestermangels ist es nicht immer möglich, dass ein katholischer Pfarrer den Sterbenden begleitet. Laien dürfen keine Sakramente spenden, können aber Segensfeiern halten. Als zweites Bistum gibt Trier Rituale heraus.

Wenn Andrea Michely das Zimmer eines Sterbenden im Sulzbacher Knappschaftsklinikum betritt, reagieren dieser und die Angehörigen oft mit Erstaunen, hatten sie doch nach einem Priester gerufen. "Das ist zunächst ein Überraschungsmoment, dass ich als Frau nun einen Ritus mit ihnen feiere", sagt die Pastoralreferentin und Krankenhauseelsorgerin. Angesichts des Priestermangels in der katholischen Kirche ist es nicht mehr möglich, dass in der Sterbestunde ein Priester anwesend ist, der die Sakramente der Buße und der Krankensalbung spendet. Daher sucht das Bistum Trier nach neuen Wegen, um Sterbende durch Gebet und Zuspruch zu begleiten. Dazu hat das Bistum, als zweites in Deutschland, ein Buch herausgegeben, das Laien vom Bischof autorisierte "Rituale" an die Hand gibt, wie eine Segensfeier mit Sterbenden aussehen kann.

Als Michely 2005 in Sulzbach anfing, gab es dort keinen Krankenhauspfarrer mehr. Sie entwickelte Elemente für eine Segensfeier, wie das Entzünden der Osterkerze im Krankenzimmer. Auch Berührungen seien wichtig. Die Angehörigen sind eingeladen, ein Kreuz auf die Stirn des Sterbenden zu zeichnen. Zentraler Teil ist auch die Vergebungsbitte, bei der "alles Gott und seiner vergebenden Liebe anvertraut" wird. Dies sei nicht mit der Absolution gleichzusetzen, die ein Priester nach der Beichte erteilt.

2010 richtete Bischof Stephan Ackermann eine Arbeitsgruppe ein, die sich auch auf ihre Erfahrungen stützte, und das nun erschienene Buch "Gottesdienstliche Feiern im Umfeld des Sterbens" erarbeitete. Das Buch lässt den Seelsorgern Freiräume für eigene Worte. Neben Gebeten halten sie für Menschen ohne kirchliche Bindung Gedichte von Rilke und Mörike bereit.

Die meisten Menschen haben ein Bedürfnis nach einem Seelsorger, hat Pflegedirektorin Annegret Kern-Schwahn beobachtet. "Die meisten Menschen sterben im Krankenhaus. Für sie ist es sehr tröstlich, wenn sie geistlichen Beistand erfahren", sagt sie.

Das Bistum plant Schulungen, um Menschen auf die Segensfeiern für Sterbende vorzubereiten. "Es ist Wunsch des Bischofs, dass dieses Buch auch in die Hände von Ehrenamtlichen kommt, die zu Hause sterbende Menschen begleiten", sagt Monsignore Michael Kneib, Direktor "Pastoral und Gesellschaft" des Bistums. Auch ein zweiter Band ist geplant, für Feiern für die Situation kurz nach dem Versterben.

Gottesdienstliche Feiern im Umfeld des Sterbens. Paulinus Verlag.164 Seiten. 19,90 Euro.

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