Leserbrief zum Thema Kirche

Sulzbach · Religionskritik muss manchmal sein

Zum Artikel "Die Volkskirche ist vorbei" - SZ vom 17./18. Januar

Als überzeugter und praktizierender Christ möchte ich Dechant Welter widersprechen, wenn er meint, wir müssten alles verhindern, was eine Religion in eine Ecke stellt. Jetzt sei der Islam in der Kritik, es könne aber jede Religion treffen. Ich verstehe das so, als müssen die Religionen zusammenstehen, um sich gegenseitig gegen Kritiker zu verteidigen. Was ist aber, wenn die Kritik an der Religion berechtigt ist? Schon im Alten Testament traten viele Propheten auf und stellten im Namen Gottes das bestehende Religionssystem in Frage. Auch Jesus hat die Schriftgelehrten und Religionslehrer immer wieder aufs Schärfste kritisiert. Berechtigte Kritik an Religion muss zu allen Zeiten immer wieder sein, zum Schutz vor Missbrauch, im Interesse der Gläubigen und im Interesse des menschenfreundlichen und wahrheitsliebenden Gottes. Gewiss gibt es auch gehässige, verlogene und beleidigende Kritik an Religion, doch oft hatten die Kritiker Recht, weil sie als Außenstehende manches besser sahen als die Insider. Genauso müssen auch dem Islam Fragen gestellt werden, im Interesse der Gläubigen und unserer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft: Warum gibt es so viel Gewalt in muslimischen Gesellschaften und so wenig Widerspruch dagegen? Warum betonen Muslime den Gehorsam mehr als die Eigenverantwortlichkeit? Religion ist immer auch Menschenwerk, und deshalb muss sie auch Kritik vertragen.

Theo Thilmann, Sulzbach

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