Sozialkaufhaus akut gefährdet

Sulzbach · Regionalverbandsdirektor Peter Gillo warnt vor den Auswirkungen, die mit dem Wegfall zahlreicher Ein-Euro-Jobs im unserer Region verbunden sind. Laut Diakonischem Werk an der Saar steht auch das Sozialkaufhaus in Sulzbach auf der Kippe.

Vor zwei Jahren hat die SZ dem Sozialkaufhaus einen Besuch abgestattet. Damals war die Welt noch in Ordnung. Archiv-Foto: Seeber

Vor zwei Jahren hat die SZ dem Sozialkaufhaus einen Besuch abgestattet. Damals war die Welt noch in Ordnung. Archiv-Foto: Seeber

Foto: Seeber

Ab 1. Juli werden sich die Ein-Euro-Jobs im Regionalverband Saarbrücken erheblich verringern, kündigte jetzt der Regionalverband in einer Pressemitteilung an. Regionalverbandsdirektor Peter Gillo erklärt: "Mit Verzögerung kommen jetzt die Folgen der erheblichen Reduzierung der sogenannten Eingliederungsmittel durch den Bund bei uns an." 2010 habe das Jobcenter Saarbrücken für die Eingliederung Langzeitarbeitsloser noch 37,4 Millionen Euro zur Verfügung gehabt. 2015 blieben hierfür noch 18 Millionen Euro. Gillo: "Wir stehen vor einer ganz schwierigen Situation. Konnten wir den Langzeitarbeitslosen 2010 noch 2100 Ein-Euro-Jobs anbieten, wird sich diese Zahl zum 1. Juli 2015 auf 550 reduzieren. Aber die Zahlen der Hartz-IV-Empfänger sind mit rund 28 000 in diesem Zeitraum praktisch konstant geblieben." Dabei seien diese niederschwelligen Angebote für viele Hilfeempfänger die einzige Chance, wieder einen Einstieg ins Berufsleben zu finden.

Aber auch andere Folgen befürchtet der Regionalverbandsdirektor. Viele erfolgreiche Projekte wie Sozialkaufhäuser oder Angebote der Seniorenbetreuung seien gefährdet. Gillo: "Ohne die Ein-Euro-Jobber läuft da in unseren Städten und Gemeinden gar nichts mehr." Dabei übt er deutliche Kritik am Bund: "Es ist angesichts anhaltender Langzeitarbeitslosigkeit vom Bund unverantwortlich, die Eingliederungsmittel immer weiter zu reduzieren. Erst wurden die 830 Bürgerarbeiter ersatzlos gestrichen, jetzt fallen auch viele der alternativ eingesetzten Ein-Euro-Jobs weg. Die Menschen werden einfach im Regen stehen gelassen."

Ein Sozialkaufhaus steht in Sulzbach . Träger ist das Diakonische Werk an der Saar , dessen Pressesprecher, Helmut Paulus, auf Nachfrage der Saarbrücker Zeitung erklärt: "Auch wir sind von den Kürzungen betroffen." Paulus hat zur Verdeutlichung Zahlen parat: "Am 1. Juli 2014 hatten wir insgesamt 134 Bürgerarbeitsplätze und Arbeitsgelegenheiten (AGH), sogenannte 1-Euro-Jobs. Zum 1. Januar 2015 sind dann die Bürgerarbeitsplätze weggefallen, es blieben 111 AGHs. Zum 1. Juli 2015 werden wir noch 62 AGHs haben." Somit seien allein beim Diakonischen Werk an der Saar binnen eines Jahres 74 Arbeitsplätze zur Eingliederung von Langzeitarbeitslosen weggefallen. Arbeitskräfte, die die gemeinnützige Organisation braucht, um ihr derzeitiges Angebot aufrechtzuerhalten. "Dies geht dann nicht mehr ohne Schließungen", sagt Paulus und: "Noch ist nichts beschlossen, da wir diese Zahlen erst seit Mittwoch kennen." Allerdings nennt er auch die Angebote, die aktuell auf der Kippe stehen: "Von der Schließung akut bedroht ist das Sozialkaufhaus Sulzbach , schwierig wird es in der St. Johanner Börse im Nauwieser Viertel, und die Kirchenwache in der Ludwigskirche wird wohl auch wegfallen." > Weiterer Bericht mit den Stellungnahmen der Verwaltungschefs in unserer Region folgt.

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