Überzeugungsarbeit an der Haustür

Quierschied · Wenn am 31. Mai ein neuer Bürgermeister für Quierschied gewählt wird, kann der nur Lutz Maurer heißen. Der Parteilose hat als einziger Kandidat klare Pläne für den Fall seiner Wahl: Er setzt auf Argumente und Kompetenz.

 Lutz Maurer Foto: Thomas Seeber

Lutz Maurer Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Diese Szene wiederholte sich in den letzten Wochen hundertfach an Haustüren in Quierschied , Fischbach, Camp hausen und Göttelborn: Ein 50-jähriger Mann klingelt und stellt sich vor, sobald ihm geöffnet wird. "Guten Tag. Ich bin Lutz Maurer, und ich möchte Quierschieder Bürgermeister werden." Obwohl oder gerade weil Maurer der einzige Kandidat ist (wir berichteten), hat er sich für den Wahlkampf an der Wohnungstür entschieden. "Ich wollte meinen Wahlkampf auf der persönlichen Schiene bestreiten, auch wenn die Zeit natürlich nicht reicht, um an wirklich jeder Tür zu klingeln. Es kostete natürlich am Anfang Überwindung", gesteht Maurer, "aber keiner hat mir die Tür vor der Nase zugeschlagen. Natürlich hat jetzt nicht jeder darauf gewartet, dass ich vorbeikomme. Viele waren auch überrascht, aber einige Gespräche haben über eine halbe Stunde gedauert. Besonders positiv aufgenommen wurde, dass ich als parteiloser Kandidat antrete".

Eine der zentralen Fragen war immer, warum überhaupt gewählt werden muss bei nur einem Bewerber - und warum man zur Wahl gehen sollte. Für eine Vermeidung der Wahl gebe es eigentlich keinen legalen Weg. Maurer ist zudem die Legitimation durch die Bürgerinnen und Bürger ein ganz wichtiges Anliegen: "Die Menschen sollen von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen." Die Bürgerinnen und Bürger können auch mit "Nein" stimmen, eine personelle und inhaltliche Alternative gibt es nicht. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf den Wahlkampf . Den finanziert Maurer, leitender Angestellter im Bereich Controlling in einem mittelständischen Unternehmen, aus eigener Tasche. Einen vierstelligen Betrag investiert er dafür nach eigenen Angaben. "Ich versuche, viele Veranstaltungen zu besuchen und eben Hausbesuche zu machen", erklärt der Bewerber und nennt auch die Schwierigkeiten: "Es gibt keine Unterschiede zu einem anderen Kandidaten herauszuarbeiten." Doch Maurer hat natürlich seine Positionen und Ansatzpunkte. "Als Hauptzielsetzung habe ich mir die Finanzen der Gemeinde auf die Fahne geschrieben", sagt der Quierschieder, der in seinem bisherigen Berufsleben öfter mit Millionenprojekten zu tun hatte, "ein Fokus wird auf dem Bau des Kultursaales in Quierschied und der Umsetzung der Ortsmitte in Göttelborn liegen. Dabei geht es vor allem darum, den Kostenrahmen einzuhalten". Daneben will Maurer immer ein Ohr haben für die vielen kleinen Anliegen vor Ort, "die oft ohne großen finanziellen Aufwand verbessert werden können". Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels will Maurer den Ruf der Gemeinde als Wohnort weiter stärken und - vor allem auf dem ehemaligen Grubengelände Camp hausen - neue Firmen ansiedeln. Die damit einhergehende Verbesserung der Steuereinnahmen erleichtere das Einhalten der Schuldenbremse. "Wir werden künftig weitere Anstrengungen im Bereich interkommunale Zusammenarbeit machen müssen", sieht Maurer noch Sparpotenziale. Allerdings nicht überall: "Was die Personalstruktur in der Verwaltung angeht, ist das Limit erreicht." Personelle Umstrukturierungen im Rathaus plant er nicht, dafür aber Gespräche mit jedem einzelnen Mitarbeiter.

Sollte Maurer am 31. Mai ins Amt gewählt werden, müsste er zunächst noch sein bisheriges Arbeitsverhältnis fristgerecht kündigen. Als Vorsitzender des Fußballvereins wird er im Januar ausscheiden.

Noch-Bürgermeisterin Karin Lawall habe bereits große Kooperationsbereitschaft für die Zeit zwischen Wahl und Amtsübernahme des Nachfolgers signalisiert. "Noch schaue ich als parteiloser Kandidat auf viele Dinge nur von außen", erklärt Maurer, "schließlich sitze ich ja auch nicht im Gemeinderat." Die Arbeit mit und in diesem Gremium wird sich ändern, gerade weil Maurer keine Bindung zu einer Partei hat. "Ich werde mit allen Fraktionen und politischen Gruppierungen ganz offen umgehen. Ich will mit sachlicher Argumentation und fachlicher Kompetenz überzeugen." Der erste Schritt für den Kandidaten ist aber das Überzeugen der Wahlberechtigten - eine hohe Wahlbeteiligung wäre aber nicht nur ein Signal für Lutz Maurer. Sie wäre wichtig für das Amt.

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