Die Absurdität des Krieges

Dudweiler · Im Zeitraffer durch die Geschichte des Ersten Weltkrieges ging es am vorigen Montag in der Gemeinschaftsschule Sulzbachtal/Fischbachtal in Dudweiler. Der Politikwissenschaftler und Journalist Ingo Espenschied war zu Besuch und führte in einer Live-Dokumentation die Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 12 nicht nur durch die Ereignisse des Krieges.

 Ingo Espenschied bei seinem Vortrag in der Gemeinschaftsschule. Foto: Thomas Seeber

Ingo Espenschied bei seinem Vortrag in der Gemeinschaftsschule. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Der Vortrag in der Gemeinschaftsschule war auch ein Plädoyer für ein gemeinsames Europa, denn der rote Faden, den Espenschied immer wieder mit den wichtigsten Stationen und Ereignissen verband, war der Wunsch von sechs deutschen Soldaten nach einem Utopia.

Während der Wirren der Schlacht um Verdun versteckten sechs Husaren eine Flaschenpost in einem französischen Bauernhaus in Fiquelmont. Erst im Jahr 1981 entdeckte Ferdinand Boulanger auf seinem Speicher das Schnapsfläschchen, befüllt mit einer Patrone und einer bewegenden Friedensbotschaft.

Die einfachen Soldaten , die aus unterschiedlichen Teilen Deutschlands stammen, schreiben: "Utopie und mögliches Eden ist ein geeintes Europa." Der Blick aus den Fenstern des Bauernhauses erinnerte sie dabei an die Qualen der nahen Front. Scheinwerfer, Leuchtfeuer, Granateneinschläge und Rauch bilden die Kulisse.

Blühendes Europa

Espenschied spannt während seines Vortrages den Bogen vom Deutsch-Französischen Krieg über den 1. Weltkrieg bis zur Nachkriegsordnung nach dem 2. Weltkrieg. Der Politologe beschreibt, wie durch die Nationalismen ein blühendes Europa in die Katastrophe getrieben wurde und die Absurdität des Krieges. "In der Nähe funktionieren Nationalismen und eine Dämonisierung des Feindes nicht, denn dann entstehen vielleicht sogar Freundschaften." Er beschreibt die Ermordung des österreichischen Thronfolgers in Sarajevo, die deutsche Angst vor einem Zwei-Fronten-Krieg und den Eintritt Englands nach dem Einmarsch deutscher Truppen ins neutrale Belgien.

Das Schlachten veranschaulicht er beispielhaft an dem Kampf um Verdun, bei dem eine halbe Million Soldaten ihr Leben ließ, auch wenn es nicht die größte Schlacht des Krieges war, wie der Journalist herausstellt. Begleitet werden die Ausführungen von Fotos, Videos und Tonmitschnitten, die das damalige Denken und Handeln veranschaulichen. Denn der Krieg zählte damals noch zu den Mitteln der Politik.

Doch die Schrecken haben letztlich zu einem geeinten Europa geführt. "Die Flaschenpost unserer sechs Soldaten ist angekommen", sagt Espenschied. Flankiert wird er dabei von der saarländischen Bevollmächtigten für Europaangelegenheiten, Helma Kuhn-Theis , die in ihrer Einführung feststellte: "Aus den Erbfeinden Deutschland und Frankreich ist der Motor der Europäischen Union entstanden."

Doch es sei keine Selbstverständlichkeit, dass es so bleibt. Der Journalist und Politologe Espenschied warnt: "Demokratie ist anstrengend, doch die EU ist bei aller Kritik ein großes Geschenk im Vergleich zu dem, was vorher war."

Mitfinanziert wurde die Veranstaltung vom saarländischen Finanz- und Europaministerium. Die Live-Dokumentation ist ein Bestandteil der Gedenkveranstaltungen der Landesregierung in den Jahren 2014 bis 2018. Sie wurde bereits in allen saarländischen Kreisstädten, der Landeshauptstadt Saarbrücken, an zahlreichen saarländischen Schulen und einem Gymnasium in Saargemünd präsentiert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort