„Zu Fuß gehen kostet nichts“

Dudweiler · Wir fragten Passanten in Dudweiler, welche Wünsche sie mit der Dudo-Galerie verbinden und wie es um das Wissen um den Architekten Gottfried Böhm steht, der in den 60er-Jahren das Zentrum des Bezirks plante.

 Die Dudo-Galerie aus dem Bürgerpark heraus fotografiert. Foto: Becker&Bredel

Die Dudo-Galerie aus dem Bürgerpark heraus fotografiert. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Gottfried Böhm ist Kölner Architekt und für teils auch historische Bauten mitverantwortlich. Vielen Leuten sagt der Name nichts, bis man ihnen Gebäude wie das Saarbrücker Schloss, für den Böhm den Entwurf des Mittelbaus gestaltet hat, nennt.

Auch die Dudo-Galerie trägt seine Handschrift und löst bei den Passanten unterschiedliche Reaktionen aus. Daniela (32) ist im Versicherungsbereich tätig. Sie hat den Namen noch nie gehört und findet die Einkaufsmeile unnötig und das äußere Erscheinungsbild unschön: "So etwas braucht kein Mensch. Die Passage wird auch noch in zehn Jahren leer stehen", sagt sie und: "Irgendetwas muss bei der Eröffnung schief gegangen sein." Die 32-Jährige erinnert sich an eine für sie ähnliche Situation, als in der Saar-Galerie in Saarbrücken viele Geschäfte schlossen. "Auf einmal wurde die Galerie saniert und renoviert, in Europa-Galerie umbenannt und man hat anscheinend für das neue Projekt viele Unternehmen gewinnen können, denn leer stehende Läden sucht man dort nun vergeblich. So hätte es organisatorisch auch bei der Dudo-Galerie laufen müssen", meint sie.

Kathrin ist Studentin und findet das Angebot in Dudweiler für junge Leute zu gering, auch in Verbindung mit der Galerie. Ihr ist der Name des Architekten nicht geläufig, sie hat aber einige Verbesserungsvorschläge. Sie vergleicht das Gebäude in Dudweiler ebenfalls mit der Europa-Galerie und hat einen Wunsch: "Mehr Geschäfte , die zum Beispiel Mode verkaufen oder Freizeitaktivitäten vertreten." Dies würde auch, so die Meinung der 26-Jährigen, mit Sicherheit mehr junge Kunden locken. Sie denkt, dass viele potenzielle Käufer in Dudweiler im Internet bestellen, da viele Unternehmen keine Versandkosten mehr berechnen. So hat man das Busgeld für in die Saarbrücker Innenstadt gespart und bekommt seine Ware bequem nach Hause geliefert. "Zu Fuß gehen kostet nichts und wenn sich in der Einkaufspassage das Angebot bezüglich Medien, Sportartikel und Mode vergrößern würde, könnte das zu einem richtigen Besuchermagneten werden", so die Studentin.

Niklas (28) sieht das genauso: "Auch ich würde mir zweimal überlegen, ob ich mit meinem Auto in die Stadt fahre und Stunden brauche, bis ich einen Parkplatz gefunden habe oder alles bequem zu Fuß erledigen kann." Er glaubt, dass nicht nur Dudweilerer in der Passage einkaufen würden, sondern auch Leute aus der Umgebung: "Wenn man bedenkt, dass das China-Restaurant im ersten Stock Gäste aus dem ganzen Saarland hat, könnte das ein Pluspunkt für die Geschäfte in der Galerie sein."

Die etwas ältere Generation kennt allerdings den Architekten Gottfried Böhm . Hans ist Rentner und denkt, dass das Hauptproblem ein ganz anderes ist: "Mit Sicherheit sind die Mieten zu hoch, denn wieso haben neue Läden schon nach kurzer Zeit wieder schließen müssen?" Er zählt eine Bäckerei, ein Teppichgeschäft, ein Café und einen Friseur auf. Seine Frau Helga findet allerdings, dass die Architektur des Gebäudes gelungen sei und die Renovierungen auch den Innenbereich verschönerten. Allerdings: "Es ist sehr schade, dass unter der Woche genauso wenig Publikumsverkehr ist wie an einem Sonntag". Sie selbst war zum letzten Mal vor einem halben Jahr in der Dudo-Galerie, zusammen mit ihrem Mann: "Da waren wir chinesisch essen." Und der nächste Besuch ist in Planung: "Wir werden das nächste Mal Ende des Jahres wieder durch die Passage laufen, wenn unser Personalausweis abgelaufen ist. Vielleicht hat sich ja bis dahin schon etwas geändert", meint Helga und fügt hinzu: "Die Hoffnung stirbt zuletzt!"

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Zur PersonGottfried Böhm wurde am 23. Januar 1920 in Offenbach am Main geboren. Der bekannte Architekt ist mitverantwortlich für zahlreiche Gebäude in der ganzen Welt, beispielsweise für den Turm St. Hildegard in Neuweiler, für die Pfarrkirche H. Gregorius de Grote in Brunssum in den Niederlanden und für das Kirchenzentrum in der Stadt Jingliáo in Taiwan. 1986 wurde er als bisher einzigster Deutscher mit dem Pritzker-Preis ausgezeichnet. ink

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