Bunt statt Braun: 100 Menschen auf der Straße

Dudweiler · Wenige ,,Sagesa"-Anhänger marschierten gestern Abend durch den Stadtbezirk Dudweiler. Ihnen gegenüber standen rund 100 Bürgerinnen und Bürger. Sie demonstrierten friedlich für Vielfalt und Toleranz.

 ,,Bunt statt Braun“ zeigte Flagge in der Dudweiler Ortsmitte. Foto: Thomas Seeber

,,Bunt statt Braun“ zeigte Flagge in der Dudweiler Ortsmitte. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber
 Der ,,Abendspaziergang“ ging lautlos vonstatten. Foto: Maurer

Der ,,Abendspaziergang“ ging lautlos vonstatten. Foto: Maurer

Foto: Maurer

Rund 100 Menschen traten nach Polizeiangaben gestern in Dudweiler für ein friedliches Miteinander ein. Ein Erfolg für das Organisationsteam von "Bunt statt Braun", dem nur wenige Tage blieben, um die Menschen auf die Straße zu bewegen. Im Vorfeld fürchtete man bereits, dass nach Monaten der Demos und Gegendemonstrationen die Luft raus ist. Denn Auslöser für die Demo in Dudweiler war, wie so oft in der Vergangenheit, die Ankündigung von Sagesa, einen Abendspaziergang im Stadtbezirk zu unternehmen.

Unter den "Bunt statt Braun"-Demonstranten fanden sich zahlreiche Vertreter aus Politik, Gewerkschaft, von Vereinen, den Kirchengemeinden und der Geschäftswelt. Gabriele Ungers (Die Linke ), 1. Beigeordnete des Stadtbezirks, dankte in ihrer Rede für die Unterstützung. Sie rief dazu auf, gegen Fremdenhass und für die europäischen Werte und Rechte einzutreten. "Wir sind hergekommen, um denjenigen, die Ängste schüren wollen, entgegenzutreten", sagte Ungers. Und sie erinnerte an die 60 Flüchtlinge, die in Dudweiler darauf hoffen, ein friedliches Leben hier führen zu können.

"Vielfalt gilt für alle Menschen. Rassismus darf keine Chance gegeben werden", brachte es kurz darauf Philipp Herrlinger vom Pfarrgemeinderat auf den Punkt. Doch noch während er dazu aufrief, Solidarität zu zeigen, traf die Gegenseite wenige Meter weiter auf dem Marktplatz ein, womit sich die "Bunt statt Braun"-Demonstration kurzzeitig in zwei Lager teilte.

Die einen folgten den Reden, die anderen empfingen die zum ,,Abendspaziergang" eigens angereisten Männer und Frauen mit Buhrufen und Pfiffen. Nach Herrlinger trat Mohamed Maiga vom Saarländischen Integrationsrat ans Rednerpult. "Nutzt eure positive Energie nicht dazu, die Gegenseite aufzuwerten. Nutzt sie dazu, um aus unserem Heimatland etwas Besonders zu machen", mahnte er.

Jörg Sämann von der Dudweiler SPD zeigte sich im SZ-Gespräch beeindruckt, wie viele Menschen sich in so wenigen Tagen hätten mobilisieren lassen: "Wir dürfen dem braunen Mob von außen nicht die Straße überlassen." Ähnlich sah es Peter Wünsch (Die Grünen): "Wir müssen den Braunen zeigen, dass sie keine Chance haben, in Dudweiler Fuß zu fassen."

Tobias Raab (FDP ) verwies indessen auf die Historie des Ortes. "Dudweiler hat schon immer davon gelebt, dass Menschen herkommen, egal ob für Uni oder Bergbau. Wichtig ist nur, dass sie sich an die Regeln halten."

Der sogenannte ,,Abendspaziergang" der NPD-nahen ,,Saarländer gegen Salafisten (Sagesa)" durch Dudweiler fand mit 23 Teilnehmern statt. So jedenfalls lautete die polizeiliche Auskunft. Am Bahnhof wurden sie schon frühzeitig von Polizeikräften in Empfang genommen und ab 18.35 Uhr durch die St. Avolder Straße - am Hallenbad vorbei - bis zum Alten Markt begleitet. Auf dem Marktplatz selbst fand dann die Kundgebung statt. Rund 40 uniformierte Beamte waren im Einsatz, wobei sie vor allem darauf achteten, dass die Demonstranten von ,,Bunt statt Braun" nicht mit der recht übersichtlichen Truppe um Sascha Wagner kollidierte. Wagner ist der Kopf der Sagesa-Bewegung, die offenbar immer mehr Mitläufer verliert. Und was ist, wenn es noch viel weniger werden als aktuell 23 Männer und Frauen, die ihn bei seinen Märschen quer durchs Land unterstützen? ,,Ich gehe auch allein", beantwortete Wagner diese Frage im Gespräch mit der Saarbrücker Zeitung. Im Übrigen, so gab er bekannt, hätten er und seine Mitstreiter nächste Woche eine Sitzung, bei der das weitere Vorgehen besprochen werde. Man wolle ,,unter Umständen" von den bisher üblichen Montagsveranstaltungen wegkommen und statt dessen verkaufsoffenen Sonntagen den Vorzug geben.

Im Bahnhof stinkt es nach Urin, draußen setzt sich das versprengte Sagesa-Häuflein in Bewegung. Wenige Schaulustige an den Fensterbänken der Mehrfamilienhäuser ringsum verfolgen den Abmarsch. Es gibt auch wenig bis gar nichts zu sehen. Die Polizei hat die nie angespannte Lage im Griff. Kein ,,Abendspaziergänger" benimmt sich daneben.

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