Tränen beim Steigermarsch

Jägersfreude · Rund 250 Menschen feierten in Jägersfreude mit der Grubenwehrkameradschaft das zweite Bergmannfest. Damit konnte man den Erfolg aus dem letzten Jahr übertrumpfen. Ob 2016 aber wieder gefeiert wird, bleibt offen.

 Siegfried Krämer von der Grubenwehrkameradschaft bereitet am „Panneschippegrill“ Lyoner zu. Foto: Becker&Bredel

Siegfried Krämer von der Grubenwehrkameradschaft bereitet am „Panneschippegrill“ Lyoner zu. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Viele Jahre prägten zwei rostrote Fördergerüste der Grube Jägersfreude das Bild am Ausgang des Sulzbachtals. Sie wiesen hin auf die guten alten Zeiten des Bergbaus in der Region. 1988 wurden sie abgerissen. Mit ihnen verschwanden die Schachthallen. Zeitzeugen auf dem Areal, auf dem noch in diesem Jahr eine Photovoltaik-Anlage entstehen soll, sind nur noch das unter Denkmalschutz stehende Zechenhaus sowie das Pförtner- und Kantinengebäude. In der kleinen Grünfläche stehen noch zwei halbe Seilscheiben und eine Kohlenlore.

Vor diesen Requisiten fand am Samstag das zweite Jägersfreuder Bergmannfest statt. Organisiert wurde es von der Jägersfreuder Grubenwehrkameradschaft. Zu Beginn hielt Pastor René Unkelbach eine Andacht. "Wir wollen mit diesem Fest an die lange Tradition des Bergbaus in unserer Region erinnern", betonte Ludwig Schmitz, der Vorsitzende der Grubenwehrkameraden. Er zeigte sich erfreut über die große Resonanz von Seiten der Bevölkerung. Weit mehr als 250 Menschen waren gekommen. Das sei gegenüber dem vergangenen Jahr nochmals eine Steigerung, erklärte Schmitz und sah darin einen deutlichen Beweis dafür, dass die Menschen sich gerne an die Zeiten des Bergbaus zurückerinnerten. Schmitz versprach: "Wir werden versuchen, dieses Fest auch in Zukunft zu veranstalten."

Einsatz der Politik gefordert



Allerdings wies er auch daraufhin, dass dies durch manchmal schon "groteske Auflagen" der Behörden immer schwieriger werde. Er appellierte an die zahlreichen anwesenden Kommunalpolitiker, sich für Erleichterungen einzusetzen. Ludwig Schmitz: "Sonst gibt es zukünftig weniger Feste und damit ein Stück weniger Kultur."

Solche Feste seien wichtig für die Identität eines Ortes, stellte der Schirmherr, Sascha Bettingen, Leiter der Sparkassenfiliale in Jägersfreude , fest. Bezirksbürgermeister Reiner Schwarz lobte die Grubenwehrkameradschaft für die Organisation des Festes. Die Grube, so der Verwaltungschef, sei nun einmal ein wichtiger Bestandteil des Ortes gewesen. Beim gemütlichen Beisammensein war dann auch immer wieder der alte Bergmannsgruß "Glück Auf" zu hören.

Mit Panneschibbe-Lyoner bewirteten die Grubenwehrkameraden ihre Gäste. Der Männerchor Harmonie Dudweiler, die Riwwerbrings vom Heimat- und Kulturverein Dudweiler-Nord und der Chor der Grubenwehrkameradschaft sorgten für die musikalische Unterhaltung. Als am Ende das Lied "Tausend Feuer" und der "Steigermarsch" erklangen, da sangen alle Gäste mit. Einige hatten feuchte Augen.

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Hintergrund Die Geschichte der Grube Jägersfreude geht zurück bis ins Jahr 1718. Damals wurde dort eine Schmelze angelegt. Etwa 1750 wurde sie in ein Hammerwerk umgebaut. Die alte Schmelze wurde "Platinenhammer" genannt; im Volksmund aber setzte sich die kürzere Bezeichnung "Blechhammer" durch. 1815 arbeiteten 40 Bergleute in Jägersfreude . Etwa 1850 begann mit dem Bau der Eisenbahnlinie Saarbrücken-Neunkirchen auch für die Jägersfreuder Grube der Aufschwung. Um die Jahrhundertwende erlebte die Grube Jägersfreude eine Blütezeit. Zwischen 1909 und 1914 stieg die Belegschaft sprunghaft von 230 auf 1800 Mann an. Im Jahre 1956 gehörte Jägersfreude zu den größten Gruben an der Saar. 1968 wurde im Zusammenhang mit der Schaffung einer Verbundanlage Luisenthal-Jägersfreude-Camphausen die Förderung eingestellt. ll

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