„Positive Irre“ machen's möglich

Überroth-Niederhofen · Ausnahmeerscheinung im Landkreis St. Wendel. Nach reiflicher Überlegung zogen die dezimierten Narren beim Rosenmontagszug in Überroth durch den Ort und erreichten trocken das Dorfgemeinschaftshaus.

 Überroths Prinzenpaare bilden das Schlusslicht des Umzuges. Foto: Frank Faber

Überroths Prinzenpaare bilden das Schlusslicht des Umzuges. Foto: Frank Faber

Foto: Frank Faber

Nach den Absagen der Rosenmontagsumzüge in Mainz und Düsseldorf haben Narren mit Motivwagen mal flugs in Überroth nachgefragt, ob die närrische Runde durchs Dorf gedreht wird. Spaß beiseite. Mit der Entscheidung für oder gegen den Überrother Umzug haben sich die Organisatoren während einer Krisensitzung beschäftigen müssen. "Den Leuten, die sich so viel Arbeit gemacht haben, wollten wir eine Chance geben", diese Einstellung vertrat Christian Klesen, Vorsitzender der Vereinsgemeinschaft Nussknacker. Gemeinsam mit Feuerwehr, Ortsvorsteher Andreas Groß und Tholeys Bürgermeister Hermann Josef Schmidt wurde über den Startschuss oder Abpfiff des Zuges beraten. Das Okay dafür sei nicht einstimmig gewesen. "Es war durchaus Skepsis dabei. Das war auch gut so, wir konnten ja nicht blauäugig an die Sache rangehen", meinte Klesen. Eine Ortsbegehung fand statt, Gefahrenpunkte wurden minimiert und beschlossen, Wagen mit zu hohem Aufbau aus dem Zug zu holen. Außerdem spielte die topografische Lage bei der Entscheidungsfindung eine Rolle. Das 730-Einwohnerdorf liegt in einer Mulde des Bohnentals. "Uns haben Absagen erreicht, aber auch überraschende Zusagen", so der Nussknacker-Chef. Um ein paar hundert Meter wurde der Startpunkt des Zuges an eine windgeschützte Stelle verlegt.

Und los ging's. "Oh, wie ist das schön", intonierte der Limbacher Musikverein treffend. Sturmtief Ruzica wurde von Sonnenstrahlen verjagt und auf den Gehsteigen feierten die Besucher die Narrenparade. "Das haben ein paar positive Irre möglich gemacht", freute sich Nussknacker-Sitzungspräsident Ingo Holz. Hilfe für den Abgas-Skandal beim Volkswagenkonzern kommt aus dem Bohnental. Technik-Freaks haben den Bier-Furz-Katalysator entwickelt. Der Konzern soll interessiert sein, was bleibt ihm sonst? Extreme Kurvenlage bei höchstem Tempo. Als Nervenkitzel-Monsterachterbahn kann die Ü30-Tanzgruppe nach dem Aschermittwoch gebucht werden. "Auf der Alm, da gibt es keine Sünd‘, wenn‘s Männerballett den Schwenker find", kündigten die Schuhplattler an. Zu Fuß hatte es eine Schar Mexikaner bis nach Überroth geschafft, die Minions aus Scheuern nahmen den Bus, die Regenten Paulina I und Lukas I. aus Lebach-Steinbach trieben mit dem Schiff an. Dahinter stieg Qualm auf, im Rhythmus der Musik schoss im Starlight-Express der Nunkircher Hochwaldfratzen eine Flamme in die Höhe. Hasborns Herrscherpaar Ellen und Christian präsentierten sich in Geberlaune, tanzten mit ihrem Hofstaat. Einfach goldig anzusehen: die Showtanzgruppe, die sich ganz bescheiden hinter dem Name No Names versteckt. Passend zur fünften Jahreszeit grölte die Löffelgarde: "Scheiß drauf, Fastnacht ist nur einmal im Jahr".

Die kurzen Röckchen der griechischen Göttinnen flatterten synchron zu den Windböen. Von der finalen Karosse bedankte sich das einheimische Kinderprinzenpaar Lara I. und Jannis I. und die Hoheiten Angela I. und Stefan II. bei den Besuchern für ihr Kommen. "Das Risiko hat sich gelohnt. Dass wir weniger Gäste als sonst haben würden, war uns klar. Hauptsache, alles ist gut gelaufen", resümierte Klesen noch ehe der Regen einsetzte. Egal. Nichts wie rein ins Dorfgemeinschaftshaus, denn "da geht die Party erst richtig los". Gegen Abend legte DJ Mario auf und die Band Foolin around los. Zwischendrin marschierte noch die Löffelgarde mit den Gardemädels ein.

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