„Der Zusammenhalt war einzigartig“

Überroth-Niederhofen · Sie betrachten es als ihre Aufgabe, das Erbe des Bergbaus zu erhalten, die Mitglieder der Industriegewerkschaft IGBCE. Auch in der Ortsgruppe Eckstein. Die ehrte jetzt langjährige Mitglieder.

 Martin Becker (Hauptvorstandsmitglied der IGBCE, links), Jutta Heinz (stellvertretende Vorsitzende der Ortsgruppe, 2.v.l ) und Viktor Schug (Vorsitzender der Ortsgruppe, rechts) ehrten Mitglieder. Darunter auch Franz Scheid (5.v.l) für 75 Jahre. Foto: Backes

Martin Becker (Hauptvorstandsmitglied der IGBCE, links), Jutta Heinz (stellvertretende Vorsitzende der Ortsgruppe, 2.v.l ) und Viktor Schug (Vorsitzender der Ortsgruppe, rechts) ehrten Mitglieder. Darunter auch Franz Scheid (5.v.l) für 75 Jahre. Foto: Backes

Foto: Backes

"Trotz des Endes des Bergbaus wird es immer etwas geben, das bleibt. Es war eine Branche, die das Land und die Leute geprägt hat, und der Zusammenhalt der Bergleute war einzigartig", lobte Martin Becker, stellvertretender Betriebsrats- Vorsitzender des Bergwerkes Saar, Hauptvorstandsmitglied der IGBCE und stellvertretender Vorsitzender des Bergbauerbes Saar den Gemeinschaftssinn der Bergleute. 90 Besucher waren zur Mitgliederversammlung der IGBCE-Ortsgruppe Eckstein ins Dorfgemeinschaftshaus Überroth gekommen.

"Unsere Aufgabe ist es, das Erbe des Bergbaus zu erhalten. Und Vereine, Ortsgruppen, landesweite Verbände und Institutionen tragen dazu bei. Wir wollen Danke sagen und ermutigen, weiterhin dafür zu sorgen, dass diese große Familie noch lange Bestand haben wird", leitete Becker die Ehrung langjähriger Mitglieder ein. Mit der stellvertretenden Vorsitzenden der Ortgsruppe Eckstein, Jutta Heinz, und dem Vorsitzenden, Viktor Schug, überreichte er Urkunden und Präsente für 25, 40,50, 60, 65 und 75 Jahre Treue.

"Diesmal haben wir die Besonderheit, auch jemanden zu ehren, der bereits seit 75 Jahren Mitglied ist. Es ist das höchste Jubiläum", lobte Becker und blickte anerkennend zu Franz Scheid.

Gartenarbeit hält ihn gesund

Der 89-jährige Hasborner lebte für den Bergbau. Er wuchs mit acht Geschwistern auf und begann zunächst eine Ausbildung zum Schmied. In die Gewerkschaft trat er 1940 ein. Nach Kriegszeiten und französischer Gefangenschaft bis 1947 begann er 1948 in der Grube Reden. Es folgten Mellin, Maybach, Camphausen und Ensdorf. Ab Camphausen war er als Schachthauer tätig, später in Ensdorf aufgrund von Silikose nur über Tage. Die Krankheit prägte seine Erfahrung im Bergbau. Sein Vater und zwei seiner Brüder starben daran. "Ende 1979 ging er dann in Rente . Nun ist der Garten seine Lebensaufgabe, hält ihn seither gesund und half über manche Erkrankung und schwere Zeit hinweg", berichtete Becker.

Ein emotionaler Rückblick

Dass der Bergbau auch seine Schattenseiten hatte, legte anschließend auch Autor Karl Josef Boussard in seiner Buchlesung "Die Erben der Hartfüßler" sowie in einer Podiumsdiskussion mit ehemaligen Bergleuten dar. Die Besucher folgten gebannt seinen Erzählungen. "In meinem Buch geht es um Menschen, die mir von ihren Erfahrungen aus Zeiten des Bergbaus berichten", so der Autor. Dies seien oft emotionale Geschichten beispielsweise über schlechte Arbeitsbedingungen wie Lärm oder Enge. Und doch sei es damals auch eine Chance für die Menschen gewesen, denn damit haben sie nach Kriegszeiten Arbeit gefunden. Heute nach Ende des Bergbaus sei vor allem wichtig, soziale Gerechtigkeit für die Rentner zu erreichen. "Es ist an der Zeit, dass man nun auch feiert und stolz auf das sein kann, was wir erreicht haben", so Becker. Denn die Mitglieder hätten für soziale Sicherheit, Gerechtigkeit und Mitbestimmung gekämpft. "Und das ist nur durch die Kraft gelungen, die aus geschlossenem Handeln resultiert. Es hat viel Kraft gekostet, es war sicherlich auch schmerzlich, aber nur so haben wir nun Lösungen gefunden, die den Menschen auch gerecht werden."

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Auf einen BlickDie Ehrung der langjährigen Mitglieder: 75 Jahre: Franz Scheid; 65 Jahre: Alois Noss, Erich Mohr, Edgar Hermann und Eduard Hoffmann; 60 Jahre: Franzjosef Herrmann, Leo Wagner, Alois Johann; 50 Jahre: Marlies Maximini, Katharina Laengler; 40 Jahre: Guido Blug, Manfred Engbarth, Bernd Feld, Klaus Gläser, Ulrich Griehl, Josef Hippchen, Bernhard Johann, Gertrud Klein, Reinhold Krüger, Herbert Schimmelpfennig, Maria Semlitsch, Helmut Türk, Klaus Wagner, Hubert Meurisch; 25 Jahre: Lothar Hahn, Salome Hoffmann, Jutta Jäckel, Erhard Krüger, Harald Hero. evr

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