„Mathematik für alle“

Tholey · Im Tholeyer Rathaussaal saß auch ein aufmerksamer Liebhaber der Mathe-Rätsel in der SZ von Rainer Roos. Dieser, Professor für Mathematik, sprach über seine an sich komplexe Materie anschaulich, abwechslungsreich und zum Teil auch philosphisch. Und historisch auch.

 Abwechslungsreich, heiter und philosophisch: „Mathematik für alle“ war das Thema von Professor Rainer Roos im Tholeyer Rathaussaal.

Abwechslungsreich, heiter und philosophisch: „Mathematik für alle“ war das Thema von Professor Rainer Roos im Tholeyer Rathaussaal.

Foto: MARION SCHMIDT

Einen rasanten Trip durch die Welt der Zahlen erlebten etwa 30 Besucher bei einem Vortrag im Rathaussaal in Tholey . "Mathematik für alle" war das Thema von Mathematikprofessor Rainer Roos. Mit einem fast atemberaubenden Tempo und viel Leidenschaft sprach der Mathematiker aus Wiesbach über reelle, komplexe und imaginäre Zahlen.

In einer kurzen Einführung erläuterte Roos, wie die Mathematik mit dem Zählen anfing. "Die ältesten Nachweise von Kerben, die Primzahlen darstellen, sind uns aus Afrika bekannt. So liegt hier vielleicht die Wiege der Mathematik ." Und dann legte der mittlerweile im Ruhestand befindliche Professor so richtig los. Roos sprach über den deutschen Mathematiker Leopold Kroneker, der Mitte des 19. Jahrhunderts in Berlin lehrte und sich vor allem mit natürlichen Zahlen beschäftigte. Bekannt sei sein Zitat: "Die ganzen Zahlen hat der liebe Gott gemacht, alles andere ist Menschenwerk."

Er sprach von Hipparchos, einem griechischen Astronom und Mathematiker , der in der Antike schon Grundsteine der modernen Mathematik gesetzt habe. Oder von Guiseppe Peanoa und Richard Dedekind, weitere wegweisende Mathematiker des vorigen Jahrhunderts. "Ein Wahnsinnstyp war Gerolamo Cardano. Er schrieb 1545 ein Buch über algebrarische Regeln." Carl Friedrich Gauß , der in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts forschte und der Namensgeber vieler mathematisch-physikalischer Phänomene sei, beschrieb Roos in seinem weiteren Vortrag lebhaft als einen besonderes genialen Kopf: "Gauß war in der Mathematik das, was ein Bach in der Musik war." Wohingegen der Schweizer Mathematiker Leonhard Euler so kreativ wie Mozart gewesen sei. "Mathematik muss man leben", sagte Roos während seines Vortrages. Seine eigene Begeisterung für die Mathematik fand er bereits in seiner Kindheit. "Man muss den Menschen die Angst vor der Mathematik nehmen mit kleinen Erfolgen beim Lösen von Aufgaben", so der Mathematik-Professor. Seine Studenten habe er immer ermuntert, sich in Lerngruppen zu organisieren und gemeinsam Lösungen zu suchen. In der Saarbrücker Zeitung stellt Roos die Leser in seiner Kolumne "Mathematik macht Spaß" vor lösbare Aufgaben. "Viele Aufgaben für die Zeitung sind beim Laufen entstanden", verrät der Mathematiker , dessen zweite Leidenschaft das Lauftraining in der freien Natur ist.

Rainer Roos schmückte seine ambitioniert vorgetragenen Ausführungen über große Köpfe der Mathematik mit philosophischen Anmerkungen und Hinweisen auf die Auswirkung mathematischer Erkenntnisse auf unser tägliches Leben. "In der Eltektrochnik wären viele Berechnungen ohne komplexe Zahlen nicht denkbar", so Roos. Viele Computerspiele hätten dreidimensionale Zahlen als Grundlage. Mit den achtdimensionalen Zahlen, den Oktionen, könne man Roboter programmieren.

Gebannt lauschten die Gäste seinen Ausführungen. Zwischenfragen zeigten, dass im Publikum Menschen saßen, die sich wie der Mathematik-Professor für die Welt der Zahlen begeistern. So auch Reinhold Keller aus Freisen. Der 89-jährige nennt als sein großes Hobby das Knobeln und Tüfteln mit Zahlen. Mathematik-Professor Roos sei ihm von seiner Serie mit Mathematik-Rätsel in der Saarbrücker Zeitung bekannt. Er beteilige sich regelmäßig an den von Roos gestellten kniffligen Aufgaben und habe schon sieben Mal gewonnen. "Zu Hause werde ich den Vortrag heute nacharbeiten. Die Beschäftigung mit den Zahlen ist ein wundervoller Zeitvertreib für einen Rentner", berichtet Reinhold Keller am Ende des Vortragabends.

Zum Thema:

Zur Person Der Mathematiker Rainer Roos lehrte Mathematik an der Hochschule für Technik in Karlsruhe. Seine Lehrgebiete waren Logik, diskrete Mathematik , Kryptologie und fraktale Geometrie. Er leitete unter anderem das Projekt "Mathematik für Nichtmathematiker" an der Virtuellen Hochschule Baden/Württemberg. Für seine innovativen Ideen und Konzepte in der Hochschullehre wurde er 1999 mit dem Landeslehrpreis ausgezeichnet. Seine Studenten kürten ihn zum besten Professor. mon

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