Ein Mann der ersten Stunde

Hasborn-Dautweiler · Der Leiter der Rettungswache Lebach tritt in den Ruhestand. 40 Jahre war Günter Reichert als Rettungsassistent am Lebacher Krankenhaus tätig. Er ist ein Mann der ersten Stunde, denn kurz nach Eröffnung des Krankenhauses wurde die Rettungswache eingerichtet.

 Nach 40 Jahren geht der Leiter der DRK Rettungswache Günter Reichert (im Wagen) in den Ruhestand. Unser Bild zeigt ihn mit seinem Nachfolger Ralf Petry. Foto: Andreas Engel

Nach 40 Jahren geht der Leiter der DRK Rettungswache Günter Reichert (im Wagen) in den Ruhestand. Unser Bild zeigt ihn mit seinem Nachfolger Ralf Petry. Foto: Andreas Engel

Foto: Andreas Engel

Von Haus aus ist Günter Reichert Elektriker. Der heute 63-Jährige sollte in die Fußstapfen seines Vaters Arnold treten und den Elektrobetrieb übernehmen. Doch es kam anders. "Ich habe die Ausbildung zwar abgeschlossen, aber schnell gemerkt, das ist nichts für mich", merkt Reichert bei unserem Gespräch an. Schon als Jugendlicher war er beim Roten Kreuz ehrenamtlich tätig. Das habe ihm Spaß gemacht. So hat er nach seiner Lehre eine neue Ausbildung beim DRK-Landesverband in Saarbrücken begonnen, die klinische Ausbildung war in Ottweiler. Am 1. Dezember 1976 trat er seinen Dienst im Lebacher Krankenhaus, das zwei Monate zuvor eröffnet worden war, an.

Dreier-Team

Von Beginn an war Reichert Leiter der Rettungswache, die ab kommendem Jahr von einem Dreier-Team unter Führung von Ralf Petry geleitet wird.

Mit einem Lächeln erinnert sich Günter Reichert an die Anfänge seiner ehrenamtlichen Tätigkeit beim Roten Kreuz. Der Krankenwagen stand in einer Scheune in der Friedensstraße gegenüber dem jetzigen Frekla-Gebäude. Werner Weber war Chef des Roten Kreuzes. Seine Telefonnummer, die 3434, kannten alle Lebacher, auch die Polizei . Passierte etwas, wurde dort angerufen.

Anruf bei der 3434

Webers Frau war informiert, welcher der Helfer welche Schicht hat, und rief dann dort an. Das hat über zehn Jahre (von 1966 bis 1976) gut funktioniert. Die Jahre davor hatte die Bundeswehr diesen Dienst übernommen.

1976 startete die Rettungswache mit einem Kranken- und einem Rettungswagen. Genau zehn Jahre später ging der Notarztwagen an den Start. Zuvor waren immer die niedergelassenen Ärzte gerufen worden. Die Rettungswache in Lebach ist seit 15 Jahren auch Lehrrettungswache. Schüler aus ganz Deutschland kommen hierher. Im April diesen Jahres kam auch eine Außenwache in Neipel hinzu. 70 Rettungskräfte und Ehrenamtliche sind in Lebach tätig. Reichert zählt auf, dass im Monat 180 bis 190 Notarzteinsätze gefahren werden. Die drei Krankenwagen haben pro Schicht sieben bis acht Fahrten und der Rettungswagen ist in jeder Schicht ebenfalls genauso oft unterwegs.

Günter Reichert ist seit 30 Jahren auch als Dozent an der Rettungsdienstschule Saar in St. Ingbert tätig.

Bei all dem Wechseldienst ist dem gebürtigen Lebacher, der nach Hasborn verheiratet ist und zwei erwachsene Töchter hat, nicht viel Zeit für Hobbys geblieben. Das will er nun nachholen. Zwar wird er sicherlich keinen Halbmarathon mehr laufen, aber Wanderschuhe, die hat er sich schon gekauft, aber noch nicht getragen. Sie sollen aber viel genutzt werden. Zusammen mit seiner Frau Maria will er auf Wanderschaft gehen.

Verborgenes Hobby

Was viele seiner Kollegen nicht wussten: Reichert malt gerne. Bilder in seinem Büro, die er vor Jahren von einem Kalender abgemalt hatte, sind seine eigenen Werke. Erst nach langer Zeit sei den Kollegen aufgefallen, das ist doch Günters Unterschrift, merkt sein (noch) Stellvertreter Petry an. Reicherts Rückblick auf 40 Jahre Rettungsdienst: Ich hatte viele gute Einsätze. Und wenn man helfen konnte, man einen Patienten wieder ins Leben zurück bringen konnte, dann habe sich aller Einsatz und Mühe gelohnt. Auch Kinder kamen im Rettungswagen zur Welt. Da hieß es sogar auf der Autobahn rechts ranfahren.

Schlimm und "an die Nieren gehen" Einsätze bei Suiziden. Da habe nicht nur er immer ein mulmiges Gefühl im Bauch, denn man wisse nie, was einen erwartet. Trotz langjähriger Routine, "kann ich dies immer noch schlecht ertragen".

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