Tholey ist zur zweiten Heimat geworden

Hasborn · Ein Freundschaftszeichen des Willkommens hat der Verein Volcano in der Kulturhalle in Hasborn gesetzt. Etwa 200 Besucher waren zum Begegnungsnachmittag für Flüchtlinge und Bürger der Gemeinde Tholey gekommen, um sich kennenzulernen.

 Achmad Salibi (links) und Mohammad Almagrabi haben Pläne. Foto: Marion Schmidt

Achmad Salibi (links) und Mohammad Almagrabi haben Pläne. Foto: Marion Schmidt

Foto: Marion Schmidt

Während die Erwachsenen bei Kaffee und Kuchen ins Gespräch kommen konnten, tummelten sich die Kinder in der Schminkecke und bastelten Grußkarten mit guten Wünschen für die neu in der Gemeinde lebenden Flüchtlingskinder. Bei einer Luftballon-Aktion ließen alle Kinder jubelnd ihre Karten in die Luft steigen. Anschließend zog Zauberkünstler Markus Lenzen die Kinder mit einer Zaubershow in seinen Bann. Mit überraschenden Tricks, einer Prise Komik und viel Einfühlungsvermögen begeisterte der Zauberkünstler die Kinder und animierte sie zum Mitmachen. Die Tholeyer Musiker Steffen Jung und Sergeant Evergreen alias Tim Krämer hatten in den Abendstunden ihren Auftritt und sorgten mit Rock und Pop für gute Stimmung.

"Wir helfen ihnen, hier anzukommen, sich sicher zu fühlen und wieder zu lächeln", so Yannick Meisberger, der Vorsitzende des Vereins Volcano. Der 35 Mitglieder zählende Tholeyer Verein ist 2015 in die Flüchtlingshilfe eingestiegen. "Mit unserem Verein wollen wir die Jugendarbeit mit kulturellen und bildungspolitischen Angeboten fördern. Jetzt arbeiten wir eng mit der Flüchtlingshilfe Schaumberg, der Gemeinde und anderen Organisationen zusammen. Einige unserer Mitglieder haben eine Patenschaft übernommen", so Meisberger. Der Verein hat eine Kleiderkammer für Jugendliche und Erwachsene initiiert. "Der Pavillon" im ehemaligen Kindergarten in Hasborn-Dautweiler wurde vergangene Woche eröffnet. Auch die Tholeyer Feuerwehr hat sich für den Willkommensnachmittag engagiert. Max Wendel und seine Kollegen organisierten den Fahrdienst, der die Flüchtlinge nach Hasborn brachte.

Unterstützung durch 60 Paten

Bürgermeister Hermann Josef Schmidt wies darauf hin, dass bis jetzt 170 Flüchtlinge in der Gemeinde angekommen seien. In der Gemeinde Tholey existiere bereits ein eifriger Kreis von ehrenamtlichen Helfern und auch viele Vereine erleichtern durch verschiedene Aktivitäten das Ankommen der Flüchtlinge. Über 60 Paten begleiten und unterstützen zurzeit die Flüchtlinge im Alltag.

So auch Elisabeth Seel und Nathalie Alt. "Die Unterstützung der Flüchtlinge ist auch für uns eine große Bereicherung. Sie sind von so großer Dankbarkeit, Offenheit und Gastfreundschaft erfüllt. Wenn wir zusammenkommen, geben sie uns viel zurück", berichten die beiden Tholeyer Bürgerinnen, die eine syrische Familie betreuen. Hani und Aisha wohnen seit drei Wochen mit ihren drei Kindern in Tholey. Die Kinder, zehn, sieben und vier Jahre alt, besuchen mittlerweile die Schule beziehungsweise den Kindergarten. Die Paten unterstützen die Familie nicht nur bei Behördengängen, sondern geben auch Deutschunterricht. "Hani will Deutsch lernen. Er saugt unsere Sprache wie ein Schwamm auf. Wir selber erfahren in den Gesprächen viel über die Kultur und Religion der Flüchtlinge und werden selbst angeregt, über unsere eigene Kultur nachzudenken", so Nathalie Alt. Die Patin der syrischen Familie berichtet, wie Aisha verwundert darüber war, dass ältere Menschen bei uns in Altenheimen leben. Das gäbe es in ihrer syrischen Heimat nicht. Dort bleibe die Familie zusammen. Die Familie sei in ihrer Heimat das höchste Gut. Nathalie Alt: "Unsere Arbeit ist geprägt von einem Geben und Nehmen. Mittlerweile bin ich ein Teil der Familie."

Viele Jugendliche sind zum Willkommensfest gekommen. So auch Mohamad Almagrabi. Der 16-jährige Syrer lebt seit eineinhalb Jahren in Deutschland. Zurzeit besucht er die Gemeinschaftsschule in Tholey. Nach seinem Schulabschluss möchte er vielleicht Schreiner werden. Sein Freund Achmad Salibi wohnt seit elf Monaten bei einer Familie in Tholey. Auch er hat schon Zukunftspläne und möchte Informatiker werden. Obwohl sie sich in Tholey wohlfühlen und neue Freunde gefunden haben, ist beiden die Sehnsucht nach der Heimat geblieben. Wenn es zu Hause wieder sicher ist, möchten Achmad und Mohammad in ihre Heimat zurückkehren. Bis dahin haben sie erst einmal in der Tholey eine zweite Heimat gefunden und Menschen, die ihnen Sicherheit, Lebensfreude und Hoffnung auf eine gute Zukunft geben.

Zum Thema:

Auf einen BlickEs werden dringend Paten gesucht, die die Flüchtlinge im Alltag unterstützen. Kontakt: Marion Lambert, Tel. (0 68 53) 5 08 25, E-Mail gemeinde@tholey.de.Kleider für Erwachsene und Jugendliche: Kleiderkammer "Der Pavillon" in Hasborn-Dautweiler; Öffnungszeiten: jeden Mittwoch von 18 bis 20 Uhr im ehemaligen Kindergarten, Am Waldstadion. Kleider für Kinder: Nest für Straßenkinder in Sotzweiler; Öffnungszeiten: alle zwei Wochen mittwochs (in geraden Kalenderwochen) von 14.30 bis 17.30 Uhr in Sotzweiler, Lebacher Straße 31. Sammelstelle für Kleiderspenden auch am EVS-Wertstoff-Zentrum in Hasborn-Dautweiler, Industriestraße. mon

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