„Wir hören und spielen diese Musik einfach gern“

St. Wendel · Der Musik von Pink Floyd hat sich die Formation Echoes verschrieben. Am kommenden Samstag, 26. November, ab 20 Uhr bringen die Musiker das Werk von David Gilmour, Roger Waters, Nick Mason und Richard Wright auf die Bühne des St. Wendeler Saalbaus. Im Vorfeld des Konzertes unterhielt sich SZ-Redakteurin Melanie Mai mit Drummer Steffen Maier.

 Steffen Maier ist Echoes-Schlagzeuger und übernimmt damit den Part von Pink-Floyd-Drummer Nick Mason.

Steffen Maier ist Echoes-Schlagzeuger und übernimmt damit den Part von Pink-Floyd-Drummer Nick Mason.

Foto: KLAUS MANNS

Sie kommen mit einer Pink-Floyd-Show nach St. Wendel. Warum covern Sie ausgerechnet diese Band?

Wir sind alle schon lange große Fans von Pink Floyd . Genau genommen hat uns Pink Floyd sogar als Band zusammengeführt. Wir haben das damals begonnen, weil wir diese Musik einfach gerne hören und auch spielen, ganz ohne den Gedanken, dass man damit irgendwann tatsächlich Erfolg haben könnte. 1995 war der Tribute-Boom ja überhaupt noch nicht absehbar. Warum genau diese Band? Ebenso könnte man fragen: Warum genau dieser Fußballverein? Warum dieses Buch oder dieser Film? Die Antwort ist einfach: Weil es einen berührt hat. Und das trifft in unserem Fall eben auf die Musik von Pink Floyd zu.

Es gibt immer Unterschiede zwischen Original und Coverband. Was machen Sie besser als das Original, und wo haben Sie noch Nachholbedarf?

Niemand kann etwas besser machen als das Original. Es malt ja auch kein Mensch mehr an einem Bild von Picasso herum. Pink Floyd war einmalig und herausragend in ihrem Schaffen, und wir können nur mit Demut auf das schauen, was die Band geleistet habt. Keinesfalls wären wir so vermessen, uns da in einen Vergleich zu setzen, geschweige denn etwas besser machen zu können als sie. Sie hat diese Werke erschaffen - wir reproduzieren sie lediglich. Das tun wir aber auf unsere eigene Art und Weise, indem wir unsere eigene Persönlichkeit nicht am Bühnenaufgang abgeben, sondern unsere individuelle Note einfließen lassen. Pink Floyd hat ihrer Musik viel Raum gelassen. Und den nutzen wir an manchen Stellen für ein Fine-Tuning, ohne dabei jedoch den Wesen des Songs anzutasten oder gar zu verändern. So bleibt es spannend. Es ist aber nicht nur die Musik, die man beherrschen muss. Gerade bei Pink Floyd sollte man auch den Spirit und die Absicht hinter den Songs oder Alben verstanden und verinnerlicht haben. Da gibt es auch nach all den Jahren noch viel zu entdecken.

Gibt es etwas Besonderes, auf das sich die Konzert-Besucher in St. Wendel freuen können?

Maier: Ja, nämlich dass man knapp drei Stunden die Musik einer der größten Bands aller Zeiten live erleben kann. Dabei kommen die bekanntesten Songs ebenso zum Zug wie Stücke, die Pink Floyd selbst lange nicht mehr gespielt hat. Die Show ist also sowohl etwas für Leute mit kompletter Pink-Floyd-Diskographie im Schrank, wie auch für diejenigen, die Pink Floyd vielleicht nur aus dem Radio kennen. Und wie Pink Floyd haben wir auch eine besondere Show im Gepäck - angepasst an die Maßstäbe im Saalbau.

Haben Sie persönlich ein Lieblingslied?

Maier: Ich persönlich halte "Comfortably Numb" vom Album "The Wall" für einen der besten Songs aller Zeiten. Er spiegelt die höchsten Erhebungen und tiefsten Abgründe des Menschen wider. Gekrönt durch das vielleicht ergreifendste Gitarrensolo aller Zeiten.

Auf der Bühne immer nur Pink Floyd spielen - wird das nicht langweilig?

Maier: Wir machen das jetzt schon seit 21 Jahren und haben dabei mehr als 400 Konzerte gespielt. Aber langweilig wird es nie. Diese Musik bleibt immer frisch und aktuell, man entdeckt immer wieder Neues darin. Und ein Song ist ja nichts Statisches, sondern etwas Organisches. Diesen Gedanken haben wir auf unserer Live-DVD/-CD "Barefoot to the Moon" konsequent fortgeführt, wo wir die ganzen Pink Floyd-Klassiker in rein akustischen Versionen präsentieren und uns dafür auch ein Streichquartett mit ins Boot geholt haben. Dieses Album war ein großer Erfolg für uns, weshalb wir es jetzt zusätzlich auch noch als Blu-Ray und Doppel-Vinyl-Album veröffentlicht haben. Was ebenfalls Langeweile verhindert, sind auch die Auftrittsorte und die damit verbundenen Reisen. So waren wir in diesem Sommer an einem Abend auf einer wunderschönen Freilichtbühne im Allgäu und schon einen Tag später bei einem Open-Air an der kroatischen Adria. Im Herbst waren wir erstmals in Russland, wo wir in Moskau gespielt haben. Nach der Show hat uns unser Fahrer dann noch einen mitternächtlichen Besuch auf dem menschenleeren Roten Platz spendiert. Langweilig wird es so ganz sicher nicht.

Und was hören Sie privat?

Maier: Privat höre ich auch viel Prog-Rock und Art-Rock, also Klassiker wie Genesis, Yes und Rush. Aber auch aktuelle Musik aus diesem Bereich wie Porcupine Tree , Steven Wilson, Kino, Flying Colors oder das gerade erst erschienene wunderbare neue Album von Marillion. Bei nächtlichen Autofahrten darf es dann aber zum Nivellieren der Gehörgänge auch mal Klassik - Bach - oder Jazz sein.

Es ist auffallend, dass es immer mehr Bands gibt, die ganze Konzerte großer Stars nachspielen. Was denken Sie, woran liegt das?

Maier: Nun, das ist offensichtlich: Als Tribute-Band erreicht man einfach ein größeres Publikum, weil die Songs schon bekannt sind. Und die Menschen lieben es, weil ihnen diese Musik etwas bedeutet und sie viele Erinnerungen damit verbinden. Außerdem gibt es in vielen Fällen die Originale nicht mehr. Da sind Tribute-Bands die einzige Möglichkeit, diese Musik nochmal live hören zu können.

Pink Floyd , Dire Straits , Phil Collins , Queen - es gibt viele Projekte. Welcher große Star, den man unbedingt mal einen ganzen Abend lang covern sollte, fehlt noch im deutschen Bühnenprogramm?

Maier: Ich denke, dass ich mich da nicht zu weit aus dem Fenster lehne, wenn ich behaupte: Es ist inzwischen alles, aber wirklich alles durch Tribute-Bands abgedeckt. Obwohl: Irgendwie hat noch niemand über eine Helge-Schneider-Tribute-Band nachgedacht.

Karten gibt's im Vorverkauf in allen bekannten Vorverkaufsstellen, bei der Ticket-Hotline (06 51) 9 79 07 70.

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