Gegen Hunger, Krankheit, Armut, Ungerechtigkeit

St. Wendel · "Wandern für die Andern - Solidarität mit Menschen in Not", unter diesem Motto marschieren Menschen für Notleidende in der Dritten Welt. Auftakt ist am Sonntag, 25. September, um 11 Uhr mit einem Gottesdienst in der Missionshauskirche. Hunger, Armut , Naturkatastrophen, Kriege: Das Leid der Armen in der Dritten Welt erschütterte in den 70er-Jahren immer mehr Menschen. Was aber könnte der Einzelne tun, um die Not zu lindern? Diese Frage beschäftigte auch engagierte Christen im St. Wendeler Land. Und so entstand die Aktion Hungermarsch in der früheren Region Schaumberg-Blies. Zu dieser zählten die Pfarreien in den Landkreisen Neunkirchen und St. Wendel . Von Anfang an ging es darum, die Menschen aufzuklären und zu informieren, gleichzeitig aber Hilfe zu organisieren.

 Die Not in der Dritten Welt im Blick, das haben die Teilnehmer des Hungermarsches seit vielen Jahren. Dieses Archivfoto entstand 1980. Foto: Dickmann

Die Not in der Dritten Welt im Blick, das haben die Teilnehmer des Hungermarsches seit vielen Jahren. Dieses Archivfoto entstand 1980. Foto: Dickmann

Foto: Dickmann

1977 gingen 500 Teilnehmer beim ersten Hungermarsch mit, sammelten 57 000 Mark für Tuberkulose-Kranke und Waisenkinder auf der Insel Flores in Indonesien. Seitdem gibt es jedes Jahr diese Wohltätigkeitsveranstaltung. Der 40. Hungermarsch St. Wendel beginnt an diesem Sonntag, 25. September, um 11 Uhr mit einem Gottesdienst in der Missionshauskirche.

Die Bilanz kann sich sehen lassen: Bisher hat die Aktion mit mehr als einer Million Euro 95 Hilfsprojekte in 25 Ländern Afrikas, Asiens, Mittel- und Südamerikas unterstützt: "Das gesammelte, erwanderte und gespendete Geld hat ohne jeden Abzug die Projektträger erreicht", sagt Peter Adams aus St. Wendel , Leiter der Aktion Hungermarsch . "Dieser ist in den vergangenen 39 Jahren zu einer festen und erfolgreichen Einrichtung gegen Hunger, Krankheit, Armut und Ungerechtigkeit in der so genannten Dritten Welt geworden."

Peter Adams war schon beim ersten Hungermarsch 1977 dabei, organisiert diesen seit vielen Jahren. Die Aktion Hungermarsch , das Jochen-Rausch-Zentrum und die Steyler Missionare sind seit langem gemeinsam die Veranstalter. Im SZ-Gespäch blicken Adams und Hermann Scharf vom Jochen-Rausch-Zentrum zurück.

Auf einer Tagung des entwicklungspolitischen Arbeitskreises (Epak) im Kardinal-Wendel-Haus in Homburg Anfang 1977 kam die Anregung, gegen die Not in der Dritten Welt eine große Aktion zu starten und einen Hungermarsch zu organisieren, erinnert sich Adams. Jugendliche aus den Pfarreien in den Landkreisen St. Wendel und Neunkirchen griffen diese Idee auf und bildeten die Aktionsgruppe Hungermarsch . "Der Erfolg des ersten Jahres veranlasste die Jugendlichen, einen weiteren Hungermarsch durchzuführen, um die Menschen der Region mit den Problemen der Dritten Welt zu konfrontieren und eine erfolgreiche Aktion am Leben zu erhalten", schreibt Adams im Heimatbuch des Landkreises 1985/86. Und weiter: "Es wurde die größte kirchliche Jugendaktion im Saarland und der größte Hungermarsch im Bistum Trier ."

Zeitweise machten sich 1000 Teilnehmer auf den bis zu 20 Kilometer langen Weg. Gewandert wurde in verschiedenen Orten der Region.

Eine wichtige Rolle spielte über viele Jahre die Teilnehmerkarte, erzählt Hermann Scharf. Die Jugendlichen baten bei Nachbarn und Verwandten um Geld pro gewanderten Kilometer. Scharf: "Manche Kinder hatten bis zu drei Karten." Das erwanderte Geld spendeten sie für die Hilfsaktion. Die Kartenaktion hatte noch einen weiteren Aspekt. In den Familien, im Bekanntenkreis wurde über die Not geredet. "Die Armut und die Hilfsprojekte wurden greifbar", so Peter Adams.

Während und nach der Wanderung gab es Informationen über die Hilfsprojekte und die Entwicklungsarbeit.

Teilnehmerkarten gibt es seit etwa zehn Jahren nicht mehr. Zu wenige hatten diese zuletzt noch genutzt. Auch ist die Zahl der Mitwanderer beim Hungermarsch in St. Wendel auf etwa 100 deutlich zurückgegangen. "Einige kommen aber schon seit Jahrzehnten, mittlerweile sind sogar ihre Enkel mit dabei", berichtet der Projektleiter. Auch wenn weniger mitmarschieren, unterstützt wird die Aktion nach wie vor von vielen. So spendeten diese beim Hungermarsch im vergangenen Jahr 13 700 Euro für die Erweiterung des St.-Michael-Kinderhostels in Süd-Indien.

"1 053.830 Euro sind in 95 Hilfsprojekte in 15 Länder geflossen und haben sich dort nachhaltig auf die Lebensumstände der betroffenen Menschen ausgewirkt", betont Peter Adams. Ein Auftrag auch für die Zukunft: "Nicht nur der großartige Einsatz vieler für die Aktion ermutigt uns, die bewährte Aktion Hungermarsch fortzuführen, sondern die weltweit große Not und Ungerechtigkeit verpflichtet uns geradezu dazu."

So unterstützt der 40. Hungermarsch zwei Projekte in Bolivien und Indien. Zum einen geht es um Gesundheitsförderung für behinderte Kinder und Jugendliche sowie medizinische Hilfe für Kinder mit Epilepsie in Bolivien. Zum anderen um die Unterstützung von HIV-infizierten Kindern und Witwen in Südindien. Sie erhalten monatlich ein Lebensmittelpaket.

Und welchen Wunsch hat Peter Adams für den 40. Hungermarsch : "Schön wäre es, wenn sich viele auf den Weg machen würden."

Spendenkonto "Jochen-Rausch-Zentrum", Iban: DE47 5925 1020 0000 0846 16, Kennwort: Hungermarsch . Spendenquittungen möglich.

Zwei Hilfsprojekte werden mit dem Erlös des 40. Hungermarsches unterstützt.

Gesundheitsförderung für behinderte Kinder in Bolivien: Der Steyler Pater Michael Heinz aus Düppenweiler arbeitet seit Jahren in Bolivien. Er kümmert sich um die Sozialstiftung Fassiv. Diese arbeitet mit behinderten Kindern und Jugendlichen, unterhält ein kleines Gesundheitszentrum und Werkstätten. Finanzielle Unterstützung benötigt Pater Heinz vor allem bei der medizinischen Versorgung. Dabei geht es um die Ausgaben für Medikamente für Kinder, die an Epilepsie erkrankt sind. Auch um Transportkosten, denn alle 75 betreuten Kinder müssen jedes Jahr ins 500 Kilometer weite Santa Cruz zur Untersuchung gefahren werden. Die Ausgaben für Medikamente für ein Kind mit Epilepsie liegen bei 150 Euro im Jahr. Teuer sind Operationen, sie kosten 2000 bis 2500 Euro im Schnitt. Unterstützung benötigt die kleine Zahnarzt- und Physiotherapie-Praxis.

 Meditation und Nachdenken bei der Aktion 1980: Das Foto entstand auf einer Wiese beim Billersborner Hof. Foto: Dickmann

Meditation und Nachdenken bei der Aktion 1980: Das Foto entstand auf einer Wiese beim Billersborner Hof. Foto: Dickmann

Foto: Dickmann
 Auf geht's: Diese Aufnahme entstand beim Hungermarsch 2014 nach dem Gottesdienst. Foto: Ames

Auf geht's: Diese Aufnahme entstand beim Hungermarsch 2014 nach dem Gottesdienst. Foto: Ames

Foto: Ames
 Peter Adams half beim vergangenen Besuch in Indien bei der Lebensmittelausgabe. Foto: Adams

Peter Adams half beim vergangenen Besuch in Indien bei der Lebensmittelausgabe. Foto: Adams

Foto: Adams
 Die kleine Jenni ist eines der Kinder, die im Gesundheitszentrum von Pater Michael Heinz in Bolivien betreut werden. Foto: Heinz

Die kleine Jenni ist eines der Kinder, die im Gesundheitszentrum von Pater Michael Heinz in Bolivien betreut werden. Foto: Heinz

Foto: Heinz

An Aids erkrankte Kinder stärken: HIV-infizierte Kinder und Jugendliche aus armen Familien in Südindien ausreichend ernähren, das will ein Projekt der Indienhilfe des Jochen-Rausch-Zentrums. Etwa 20 bis 30 Kinder sind in das Ernährungs-Programm aufgenommen. Der indische Staat zahlt zwar Medizin und eine jährliche Untersuchung der Kinder. Was darüber hinausgeht, müssen Familien aufbringen. Oft fehlt Geld für eine ausgewogene und vitaminreiche Ernährung. Die monatliche Essensration umfasst ein Elf-Kilo-Paket mit 13 wichtigen Grundnahrungsmitteln für 20 Euro.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort