Amoklauf: Polizei probt Ernstfall

St. Wendel · Polizei, Feuerwehr, Rotkreuz und Ärzte haben am Dienstagmorgen eine bedrohliche Situation am Technisch-Gewerblichen Berufsbildungszentrum in der Kreisstadt nachgestellt: 60 Schüler waren in der Gewalt eines bewaffneten Mannes.

 Männer des SEK rücken ins Schulgebäude vor. Dort hält sich ein Amokläufer auf – so das Szenario. Foto: Bonenberger & Klos

Männer des SEK rücken ins Schulgebäude vor. Dort hält sich ein Amokläufer auf – so das Szenario. Foto: Bonenberger & Klos

Foto: Bonenberger & Klos

Polizeiwagen stehen vor dem Eingang der Dr.-Walter-Bruch-Schule in der Werschweilerstraße. Dunkel uniformierte Männer mit schwarzen Helmen und Gesichtsschutz schreiten energisch zum Eingangsportal der Berufsschule.

Schwer bewaffnet bahnen sie sich ihren Weg zum umstellten Gebäude. Um sie herum telefonieren emsig weitere Kollegen: Absprachen mit der Einsatzleitung und weiteren Hilfskräften im Hintergrund. Der Vorplatz ist hermetisch abgeschirmt. Kein Durchkommen für Unbefugte. Ein dramatisches Szenario, das sich Passanten bietet.

Und so soll es auch sein. Denn der von langer Hand geplante Einsatz soll so realitätsnah wie irgendmöglich vonstatten gehen. Eine Übung, wie es sie im Saarland bisher noch nie gab, wie ein St. Wendeler Polizeisprecher am Nachmittag nach Abschluss des ungewöhnlichen Einsatzes meldet.

Was dort unter möglichst realistischen Bedingungen geprobt wurde? Die Lage während eines Amoklaufes in den Griff bekommen. Angenommen war: Ein naher Verwandter eines Schülers war in die Schule eingedrungen. Bis unter die Zähne bewaffnet. Dieser Onkel hatte sowohl Schusswaffen als auch ein Messer dabei. Damit verletzte er bereits zwei Opfer. 60 Schüler hielten sich zur Tatzeit in dem Technisch-Gewerblichen Berufsbildungszentrum (TGBBZ) auf. Sie vor Angriffen zu schützen und den Täter zu überwältigen - so lautete die Aufgabe.

Involviert waren auch die örtliche Feuerwehrleitung sowie Helfer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Zudem waren Ärzte wie bei einem tatsächlichen Fall eingespannt. Das Resultat nach dem vormittäglichen, rund zweistündigen Einsatz: Die Polizei überwältigte den Mann, ohne ihn mit Waffengewalt niederzustrecken. Er hatte sich den Beamten ergeben. Es blieb bei angenommen zwei verwundeten Schülern. Die St. Wendeler Polizeileitung spricht vom Erfolg, das habe eine Besprechung im Anschluss ergeben. Eine detaillierte Analyse soll noch in den kommenden Wochen folgen. Unter den rund 50 Einsatzkräften waren neben Ermittlern der Polizeiinspektion in der Kreisstadt auch Kollegen des Spezialeinsatzkommandos (SEK) sowie des Führungs- und Lagezentrums (FLZ), beide aus Saarbrücken.

Zum ersten Mal hat nach Angaben der hiesigen Dienststelle eine Übung zum Katastrophenbild Amoklauf an einer saarländischen Schule stattgefunden. Einen akuten Grund, etwa eine außerordentliche Bedrohung vor Ort, sei allerdings nicht ausschlaggebend für die Wahl der St. Wendeler Schule gewesen. Die Polizeiinspektionsführung habe dies angeboten, Landrat Udo Recktenwald (CDU ) eine Einrichtung aus seinem Verwaltungsbereich bereitgestellt. Die örtliche Polizei suchte dann das TGBBZ aus, das realistische Rahmenbedingungen geboten habe, hieß es dazu am Dienstagnachmittag.

Dieser Einsatz folgte nicht über Nacht. Fast ein Jahr sei er vorbereitet worden. Seit November 2014 waren die Akteure damit beschäftigt.

Das Anti-Amok-Training sei bewusst in die Herbstferien gelegt worden, um niemand Unbeteiligten einer Gefahr auszusetzen. Doch wie sollten die SEK-Beamten und sonstigen Einsatzkräfte unter möglichst wirklichkeitsnahen Bedingungen reagieren, wenn es in einer Schule an Schülern mangelt? Daran hatten die Organisatoren auch gedacht: 60 Studenten der Polizei-Fachhochschule in Göttelborn mimten an diesem Tag die Schüler .

Es habe sich gezeigt, dass die Zusammenarbeit von Feuerwehr, Rotem Kreuz und Polizei funktioniere. In welchen Einzelbereichen noch nachjustiert werden müsse, sollen weitere Gespräche klären, kündigte ein Sprecher an.

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