Mama und Papa auf Probe

St Wendel · Wie fühlt er sich an, der Alltag mit einem Baby? Eine Idee davon, was es heißt Eltern zu sein, haben jetzt Schüler der Dr.-Walter-Bruch-Schule bekommen. Sie machten beim Projekt „Babybedenkzeit“ mit.

 Schulleiter Hubert Gottschlich (Zweiter von links) inmitten seiner Schüler, die mit Babypuppen das Elternsein testeten. Die Schwangerschaftsberaterinnen Carina Kessler-Baierschmitt (rechts) und Ulrike Lang (Mitte) leiten das Projekt. Mit dabei auch Lehrerin Rita Webers (Zweite von rechts). Foto: b&K

Schulleiter Hubert Gottschlich (Zweiter von links) inmitten seiner Schüler, die mit Babypuppen das Elternsein testeten. Die Schwangerschaftsberaterinnen Carina Kessler-Baierschmitt (rechts) und Ulrike Lang (Mitte) leiten das Projekt. Mit dabei auch Lehrerin Rita Webers (Zweite von rechts). Foto: b&K

Foto: b&K

Volle Windeln und schlaflose Nächte - das dürfte Eltern mit Neugeborenen bekannt vorkommen. Einen Vorgeschmack auf das Elterndasein bekamen die Schüler der Berufsgrundschule Hauswirtschaft-Sozialpflege (BGS), Klasse 10.2, der Dr.-Walter-Bruch-Schule, Berufsbildungszentrum (BBZ), in St. Wendel . Dort ging das Projekt "Babybedenkzeit" in eine neue Runde. Für fünf Tage kümmerten sich die 16 Jugendlichen um Babysimulatoren, also Babypuppen, die wie echte Säuglinge schreien, Hunger haben und gefüttert werden müssen. Die Puppen sind mit einem Chip ausgestattet und werden so programmiert, dass sie verschiedenen Charakterzügen von Neugeborenen möglichst nahe kommen - vom Schreikind bis zum pflegeleichten Baby ist alles dabei. Ulrike Lang und Carina Kessler-Baierschmitt von der Schwangerschaftsberatung des Sozialdienstes katholischer Frauen sind seit 2002 mit dem Projekt an Schulen unterwegs. Ulrike Lang betont, dass vor allem durch die große Zeitspanne des Projektes eine Nähe zu den Jugendlichen aufgebaut werden kann und so alle Themen rund um Schwangerschaft und Geburt besprochen werden können. Dazu gehören zum Beispiel auch Fragen über Verhütung und den richtigen Umgang mit einem Baby. Auch Rita Webers, Fachlehrein für Pflegepraxis, ist sich sicher, dass die Jugendlichen trotz der heutigen Informationsflut nicht über alles aufgeklärt sind. Nach der Theorie stand auch der Besuch eines Kreissaals auf dem Programm.

Um das Projekt möglichst authentisch zu gestalten, bekamen die Jugendlichen Geburtsurkunden samt Namen fürs Baby. Richtig rund ging's im Alltag mit den Kleinen, denn da wurden sogar im Bus die Windeln gewechselt, wie die 17-jährige Lobna Al Hariri berichtet. Auch in der Öffentlichkeit bekamen die Jugendlichen einen Eindruck davon, was sich echte Eltern so alles anhören müssen. Schülerin Nadine Diesel wurde zum Beispiel von einer Frau angesprochen, dass sie ihr Baby nicht so dünn anziehen solle. Wie anstrengend das tägliche Leben mit einem Neugeborenen ist, weiß jetzt auch die 15-jährige Celine Braun, die bestätigt: "Man lernt seine eigenen Grenzen kennen." Sie hat für sich entschieden, dass das Kinderkriegen bei ihr noch Zeit hat. Die Jugendlichen sollen erst ihre eigenen Ziele erreichen und dann passe das mit dem Kind auch wieder, so Kessler-Baierschmitt. Dass ein Kind das Teenie-Dasein abrupt beenden würde, hat das Projekt gezeigt. Lina-Sophie Hellmuth, die in einer Nacht acht Mal für ihr Baby aufstehen musste, lernte über sich selbst: "Man hat nicht soviel Geduld, wie man dachte."

Wie geduldig die Jugendlichen tatsächlich mit dem Baby waren, zeigt sich bei der Auswertung der Daten, die der Chip gespeichert hat. Anhand derer kann abgelesen werden, wie gut das Baby betreut wurde. Die Ergebnisse werden in Einzelgesprächen am Ende der Babybedenkzeit aufgearbeitet.

Auch Schulleiter Hubert Gottschlich ist von der Wirkung der Probe-Elternschaft überzeugt: "Babybedenkzeit fördert Tugenden wie Zuverlässigkeit und Durchhaltevermögen, die später im richtigen Familienleben auch verlangt werden. Es ist ein Lernen für's Leben."

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