Ein neuer Stern am Musikhimmel?

St Wendel · Am Donnerstagabend ist bei RTL das Format „Rising Star“ gestartet. 47 Musiktalente wetteifern dabei um die Gunst der Zuschauer. Der St. Wendeler Finn Raber möchte ebenfalls eine Musikkarriere starten. Sein Auftritt ist am Samstagabend.

 Finn Raber sitzt samt Gitarre auf der Mott – am Samstag steht er auf der Show-Bühne. Foto: B&K

Finn Raber sitzt samt Gitarre auf der Mott – am Samstag steht er auf der Show-Bühne. Foto: B&K

Foto: B&K

Die Gitarrentasche lässig auf den Rücken geschnallt, betritt Finn Raber das Café. Von Nervosität keine Spur. Dabei steht der 21-Jährige kurz vor einem wichtigen Auftritt. Am Samstag, 30. August, präsentiert er sich und seine Stimme bei der neuen RTL-Casting-Show "Rising Star". Dass er zu den insgesamt 47 Talenten zählt, welche die Chance auf ein Musikstipendium sowie einen Plattenvertrag haben, verdankt er seiner Version des Hits "Hedonism". Die hatte er auf der Videoplattform Youtube im Internet hochgeladen, und dort entdeckten sie die Verantwortlichen der Show.

"Ich bin eher skeptisch, was Casting-Shows betrifft", gesteht der Jungmusiker. Deshalb habe er sich auch nicht selbst beworben. Als der Anruf von RTL kam, glaubte er für einen Augenblick an einen Scherz. "Doch dann wurde alles sehr schnell, sehr ernst", sagt Finn. Zwei Mal fuhr er zum Vorsingen nach Köln. Dann stand fest. Er ist in den Live-Shows dabei. Der Song "Hedonism" machte die Band Skunk Anansie einst weltberühmt. Ein gutes Omen?

Finn Raber fühlt sich bei der Crew von "Rising Star" gut aufgehoben. Vielleicht auch ein Grund für seine Lockerheit. "Ich habe nichts zu verlieren", sagt er. Wenn der 21-Jährige am Samstag auf die große Showbühne tritt, ist er zunächst ganz allein. Er steht vor einer 150 Quadratmeter großen LED-Wand. Sieht weder das Publikum im Studio noch die Jury, bestehend aus der Sängerin Anastacia , dem Reggae-Musiker Gentleman, der Sängerin Joy Denalane und dem Singer/Songwriter Sasha. "Es nimmt die Anspannung, wenn man erst einmal alleine ist", sieht der 21-Jährige die außergewöhnliche Auftritts-Situation positiv.

Während Finn singt, bewerten die Jurymitglieder seine Leistung. Doch nicht nur ihr Urteil ist wichtig, gefragt sind vor allem die Zuschauer vorm Fernseher. Sie können mit einer kostenlosen App ihr Votum abgeben. 75 Prozent der Stimmen muss Finn erreichen, um in die nächste Runde zu kommen. Schafft er das, hebt sich die große LED-Wand. Wie es dann um seine Coolness bestellt ist, vermag der Jungmusiker nicht zu sagen. "Kann sein, dass ich in dem Moment, in dem sich die Wand hebt, einen Herzinfarkt kriege", scherzt Finn.

Musik beschreibt der 21-Jährige als "sehr intensives Hobby". Der Wunsch, dass einmal mehr daraus werden könnte, ist da. So hat er sich an der Popakademie in Mannheim beworben - die erhoffte Zusage aber blieb aus. Ein klassisches Musikstudium käme für ihn nicht in Frage. Deshalb begreift er "Rising Star" als große Chance und mögliches Sprungbrett. "Es wäre geil, wenn ich mein Hobby zum Beruf machen könnte." Es gibt aber auch einen Plan B: Finn mag Sprachen und möchte Englisch und Spanisch auf Lehramt an der Universität in Trier studieren.

Die Liebe zur Musik begann bei Finn zunächst ein wenig holprig. Nur unter Protest konnte seine Mutter ihn zur musikalischen Früherziehung schleppen. Später lernte er Keyboardspielen. Aber richtig ernst wurde es mit der Musik dank einer überraschenden Entdeckung. "Mit 13/14 Jahren habe ich bei meiner Oma in einer Ecke eine Gitarre gefunden - das war irgendwie Schicksal", erinnert sich Finn. Im Internet hat er sich Akkorde angeschaut und sich das Gitarrenspielen dann selbst beigebracht. Kurz darauf spielte er in Bands, verbesserte das musikalische Equipment zuhause, nahm Lieder auf und lernte zudem, Bass und Schlagzeug zu spielen. 2011 startete er mit der Band Effected erfolgreich beim WND-Bandworx-Projekt. Mit den Musiker-Kollegen hätte er sich auch eine längerfristige Zusammenarbeit vorstellen können. Doch es kam das Abitur, die Band-Mitglieder gingen zum Studium in andere Städte, und so löste sich die Band auf.

Finn zog es nach dem Abitur nicht nur in eine fremde Stadt, sondern in ein fremdes Land am anderen Ende der Welt. Im Oktober 2012 begann für ihn das Abenteuer Neuseeland . Zunächst mit seinem Bruder und einen weiteren Bekannten als Trio unterwegs, trennten sich später die Wege der jungen Leute. "Zwei Monate war ich komplett allein. Das hat mir am meisten gebracht", sagt Finn. Etwas Melancholie schwingt mit, als von den Menschen dort schwärmt und von Ausflügen in die Natur berichtet: "Ein Traum!" Der 21-Jährige arbeitete auf einer Farm und half bei der Nektarinenernte. Außerdem schlug er sich auch als Straßenmusiker durch. Das habe gut funktioniert, vor allem in der Touristenstadt Queenstown.

Auf seine Vorbilder angesprochen, denkt Finn zunächst an den Bluesrock-Musiker Joe Bonamassa . "Er ist ein super Gitarrist", schwärmt der 21-Jährige. Vom Musikstil her fühlt er sich eher mit Singer/Songwriter Ed Sheeran verbunden. Der saß zuletzt bei einer anderen deutschen Casting-Show in der Jury. Aber mit Anastacia , Joy Denalane, Gentleman und Sasha hat RTL Künstler verpflichtet, die "im Business viel erreicht und erlebt haben", so Finn. "Ich bin gespannt auf das erste Urteil."

Der 21-Jährige lehnt sich zurück und rührt in seinem Kaffee. An diesem Nachmittag sitzt er fast unbemerkt in dem St. Wendeler Café. Das könnte sich ändern, wenn er bei "Rising Star" die nächste Runde oder gar das Finale erreicht. Dann müsste er während des Kaffeetrinkens wohl Autogramme schreiben. Finn lächelt bei dem Gedanken an eine solche Situation, die er sich nicht wirklich vorstellen könne. Dann erinnert er sich an ein Konzert an einer Grundschule. "Danach wollten die Kids Autogramme von mir", sagt der 21-Jährige keck. Na, dann kann die Karriere ja jetzt beginnen.

"Rising Star", Samstag, 20.15 Uhr, RTL.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort