Ministerieller Durchmarsch im Eiltempo

St Wendel · Ein paar Takte mit den jungen Menschen aus Kriegsgebieten reden, sich einen raschen Überblick über deren Zuhause auf Zeit verschaffen: Danach ging es auch schon in Windeseile weiter zur nächsten Etappe: von St. Wendel zur Landesaufnahmestelle in Lebach.

 Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer beim Besuch in der St. Wendeler Aufnahmestelle für minderjährieg Flüchtlinge (Hintergrund). Neben ihr Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (beide CDU). Mit weiterer Politprominenz schauten sie sich in der neuen Einrichtung um. Foto: B&K

Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer beim Besuch in der St. Wendeler Aufnahmestelle für minderjährieg Flüchtlinge (Hintergrund). Neben ihr Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (beide CDU). Mit weiterer Politprominenz schauten sie sich in der neuen Einrichtung um. Foto: B&K

Foto: B&K

Flüchtlinge im St. Wendeler Land werden vorbildlich umsorgt. Insbesondere Minderjährige, die ohne erwachsene Begleitung in der Region ankamen. Davon ist Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU ) nach knapp dreiviertelstündiger Stippvisite in deren St. Wendeler Gemeinschaftsunterkunft überzeugt, die vor einer Woche erst eröffnet hat und zurzeit 25 Schützlinge beherbergt. "Das Know-how hier im Saarland ist ein gutes Beispiel für die Arbeit im gesamten Bundesgebiet", sagte Gröhe am Donnerstagnachmittag zum Abschluss seines Blitzbesuchs und kurz vor Weiterreise zum Termin in der Lebacher Landesaufnahmestelle.

Im Minister-Tross, der in Windeseile durch die engen Gänge der Herberge eilte und von zig Kamerateams umzingelt war, unter anderem: Saar-Regierungschefin Annegret Kramp-Karrenbauer, die saarländische Gesundheitsministerin Monika Bachmann , Innenminister-Kollege Klaus Bouillon (allesamt CDU ) sowie Gastgeber Alfons Vogtel, Chef der betreuenden Saarland-Heilstätten-Gesellschaft (SHG). Vor den TV-Kameras postierten sich jugendliche Flüchtlinge um die Prominenten-Riege und applaudierten, sobald ihnen die Redebeiträge übersetzt worden waren. "Danke schön" entwich einigen von ihnen.

So auch bei der Ankündigung, Viertligist SV Elversberg übernehme die sportliche Patenschaft für die Flüchtlinge . Gröhe lobte den Verein: "Ihr seid zwar nur vierte Liga, aber Champions bei der Menschlichkeit."

Und Freude brannte unter den Jugendlichen auf, als Vogtel sie informierte, dass ihnen ein Spender Fußbälle zur sportlichen Ertüchtigung vorbeigebracht habe. Da machte es nichts, dass sich der SHG-Geschäftsführer im Eifer des Gefechts bei der ihm soufflierten Abkürzung verhörte, so die milde Gabe nicht dem BMG - Bundesministerium für Gesundheit, sondern den Bayerischen Motorenwerken (BMW ) zuschrieb. Was für Lacher in dem dicht gedrängten Empfangsraum sorgte.

Kramp-Karrenbauer und Gröhe setzen auf Motivation der jungen Leute, hier "Tritt zu fassen" (Gröhe). Das betreffe Deutschlernen ebenso wie Ausbildung. Die Schule starte auch für sie am Montag nach den Sommerferien.

Kaum Zeit blieb für Begrüßungsformalitäten. Schließlich wollte sich die Masse an Politgästen samt Journalisten-Korso noch in ein, zwei schlanke Zimmer pressen, in denen Flüchtlinge untergebracht sind. Dort tauschten sie ein paar Worte mit den Bewohnern auf Zeit aus, um rasch in den nächsten Raum überzusiedeln.

Nach diesem knappen Vorbeischauen in den Einzelunterkünften der dritten Etage eines ehemals von französischen Streitkräften genutzten Garnisonsgebäudes kündigte Kramp-Karrenbauer an, dass am 24. September während eines Flüchtlingsgipfels auf Bundesebene unter Beteiligung der Länder beraten werden soll, "was getan werden muss". Sowohl für die Flüchtlinge als auch für die betreuenden Institutionen. "Städte und Gemeinden werden nicht alleine bleiben", versicherte die Ministerpräsidentin.

Bundesminister Gröhe hält es auch für nötig, den Bürokratieabbau bei der Gesundheitsversorgung zu forcieren. Eine bereits in den Stadtstaaten Hamburg und Bremen sowie vom Saarland und von seinem Heimatbundesland Nordrhein-Westfalen favorisierte Gesundheitskarte für Flüchtlinge brachte er ins Spiel. Dazu müsse es Gespräche mit den Krankenkassen geben.

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Auf einen Blick Die Aufnahmestelle für minderjährige Flüchtlinge (Clearinghaus) in St. Wendel wird von der Saarland-Heilstätten-Gesellschaft (SHG) betreut.25 junge Menschen sind zurzeit untergebracht, womit die Kapazitätsgrenze erreicht ist. Sie stammen aus Syrien (elf), Afghanistan (zehn) und Eritrea (vier). Quelle: Saar-Sozialministerium. Eröffnung der Einrichtung war am Montag, 24. August.Weitere Standorte im Saarland: Völklingen (zwei Häuser mit 28 beziehungsweise zehn Plätzen), Besseringen (28). hgn

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