Flüchtlinge ziehen in einstiges Internat

St Wendel · Die Stadt St. Wendel mietet das ehemalige Internatsgebäude des St. Wendeler Missionshauses. Hier sollen Flüchtlinge einziehen. Die Steyler Missionare wollen sie mit „offenen Armen“ empfangen.

 Die vier Etagen des ehemaligen Internatsgebäudes des St. Wendeler Missionshauses werden als Unterkunft für Flüchtlinge genutzt. Es entstehen vier Wohngruppen. Fotos: B&K

Die vier Etagen des ehemaligen Internatsgebäudes des St. Wendeler Missionshauses werden als Unterkunft für Flüchtlinge genutzt. Es entstehen vier Wohngruppen. Fotos: B&K

 Blick in eines der Zimmer, die ab November von Flüchtlingen bewohnt werden sollen.

Blick in eines der Zimmer, die ab November von Flüchtlingen bewohnt werden sollen.

 Bürgermeister Peter Klär (links) und Pater Roberto Alda unterzeichnen den Mietvertrag für einstige Internatsgebäude.

Bürgermeister Peter Klär (links) und Pater Roberto Alda unterzeichnen den Mietvertrag für einstige Internatsgebäude.

Die meiste Zeit des Jahres hat es zuletzt leergestanden, das ehemalige Internatsgebäude des St. Wendeler Missionshauses. Es war Ruhe eingekehrt. Doch schon in wenigen Wochen werden wieder Stimmen auf den Fluren zu hören sein. Schallen Worte in Arabisch von Zimmer zu Zimmer.

Auf vier Etagen sollen ab November Flüchtlinge untergebracht werden. Die Stadt St. Wendel mietet 884 Quadratmeter Wohnraum von den Steyler Missionaren. Am Mittwochnachmittag hat Bürgermeister Peter Klär (CDU ) zusammen mit dem verantwortlichen Oberen, Pater Roberto Alda, den Mietvertrag unterzeichnet. "Meine Mitbrüder freuen sich, dass wir anderen in der Not helfen können", sagte Rector Alda. Am Vormittag hatte der Hausrat getagt und der Unterbringung der Flüchtlinge zugestimmt. "Deshalb durfte ich jetzt mit klarem Gewissen unterschreiben."

Einspringen, wenn sie gebraucht werden. Die Steyler Missionare haben mit Beginn der Flüchtlingswelle schon einmal bewiesen, dass sie spontan helfen. Als Pfarrer Volker Teklik von der Pfarreiengemeinschaft Marpingen bei Pater Alba anrief und um Unterkunft für eine syrische Familie bat, zögerte dieser nicht lange und hieß die Vertriebenen willkommen. Gleiches gelte für die künftigen Flüchtlinge .

36 können in den vier Etagen des ehemaligen Internatsgebäudes aufgenommen werden. "Pro Etage gibt es neun Zimmer, einen Aufenthaltsraum, Toiletten und Dusche sowie eine Küche", erklärte Pater Fabian Conrad. Die Küchen werden aktuell noch eingebaut. "Ich habe die Mitarbeiter des Bauhofs überall abgezogen und hierher geschickt", berichtete Bürgermeister Klär. Die Umbaukosten bezifferte er auf zirka 78 600 Euro. Über die Bereitschaft der Missionare, die Vertriebenen bei sich auf dem Gelände aufzunehmen, zeigte sich Klär erfreut. Jetzt sollen möglichst schnell die nötigen baulichen Veränderungen realisiert werden. Dazu gehört auch ein separater Eingang für die neuen Bewohner und eine Trennwand im Foyer des Gebäudes. Dieses wird nämlich noch von den Schülern des Arnold-Janssen-Gymnasiums genutzt. Dessen kommissarischer Schulleiter, Rainer Bommer, hat die Eltern in einem Schreiben bereits über den Einzug der Flüchtlinge im Nachbargebäude des Gymnasiums informiert. "Wir stellen uns auf die Situation ein. Ich selbst sehe das nicht als beängstigend an", sagte Bommer. Aber er wisse, dass es gewisse Unsicherheiten unter den Eltern gebe. Dennoch erachtet es der Schulleiter als wichtig, ein Zeichen zu setzen. Einige Lehrer aus dem Kollegium hätten bereits angeboten, die Flüchtlinge ehrenamtlich zu unterrichten.

Es sind einige wenige Christen unter den Flüchtlingen. Die Mehrheit sind Moslems. Für die Steyler Missionare ist das kein Problem - ganz im Gegenteil. "Als Missionare haben wir mit vielen verschiedenen Glaubensrichtungen Erfahrungen gemacht. Ob Christ oder Moslem spielt keine Rolle. Wir empfangen die Menschen mit offenen Armen." Pater Alba spricht von einem Begegnen auf Augenhöhe.

Wenn Menschen ihre Sorgen und Ängste in Sachen Flüchtlingswelle äußern. Dann kommt auch immer wieder die Glaubensfrage ins Spiel. Werden Befürchtungen laut, die christlichen Werte könnten vom Islam überrollt werden. Dazu findet Pater Fabian Conrad deutliche Worte: "Wir haben hohe Kirchenaustritte, die Kirchenbesuche gehen stetig zurück. Und jetzt wird plötzlich von christlichen Werten gesprochen und der Angst, das Christentum zu verlieren."

Die Steyler Missionare gehen beispielhaft voran und sind aufgeschlossen gegenüber den neuen Nachbarn. "Die Menschen kommen aus der Not heraus zu uns. Was wir tun, tun wir aus Nächstenliebe und das ist Christentum pur", sagt Pater Alda. Die Flüchtlinge brächten ihre Werte mit und begegnen hier den christlichen Werten. Das sei eine Chance, dass daraus ein Miteinander entstehe.

Der Mietvertrag zwischen den Steyler Missionaren und der Stadt St. Wendel läuft übrigens auf unbestimmte Zeit.

Die syrische Familie, welche die Missionare so spontan in der Not aufgenommen hatten, leben inzwischen in Alsweiler. Die Kinder sprechen schon gut Deutsch und der Vater besucht die Missionare regelmäßig. "Er sagt mir dann immer, wie dankbar er ist, dass wir sie so freundlich aufgenommen haben", berichtete Pater Alda.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort