Tipps zum Unternehmen Familie

St Wendel · Die Frauenbeauftragten von Stadt und Landkreis organisieren die zweite Frauenmesse am kommenden Samstag.

 Arbeiten und für den Nachwuchs sorgen – dieser Spagat ist für Frau nicht immer einfach. Eine Messe in St. Wendel will daran erinnern: Auch Mann kann mal die Karriere drosseln und sich ums Kind kümmern. Foto: Ronald Wittek/dpa

Arbeiten und für den Nachwuchs sorgen – dieser Spagat ist für Frau nicht immer einfach. Eine Messe in St. Wendel will daran erinnern: Auch Mann kann mal die Karriere drosseln und sich ums Kind kümmern. Foto: Ronald Wittek/dpa

Foto: Ronald Wittek/dpa

Seit mehr als 100 Jahren gibt es den Weltfrauentag. Zelebriert wird dieser am heutigen Mittwoch, 8. März. Emanzipation, Wahlrecht für Frauen, Gleichberechtigung - das waren von Beginn an die Themen, für die Frauen gekämpft haben. Hierzulande ist Wahlrecht seit Generationen selbstverständlich. Trotzdem gibt es noch einige Bereiche, in denen frau besser gestellt sein könnte. Und dann ist da ja noch die typische Geschlechterrolle, die so manch einer oder einem hier und da im Weg steht. Das zumindest kennen die Frauenbeauftragte des Landkreises St. Wendel, Ursula Weiland, und die Frauenbeauftragte der Stadt St.Wendel, Klaudia Wirges, aus ihrem Berufsalltag. "Männer trauen uns Frauen Führungspositionen nicht zu. Und wir trauen Männern die Kindererziehung und ordentliches Putzen nicht zu", bringt Wirges das Dilemma auf den Punkt. Außerdem, so ergänzt Weiland, würden Frauen sich nur allzu gerne vom Mann versorgen lassen. Und der wiederum freue sich, in seinem Heim von einer Frau umsorgt zu werden. Scheitere dieses Modell, so Weiland, finde sich die Frau plötzlich in völlig veränderten Lebensumständen wieder - und am Ende mit ganz niedriger Rente.

Daher machen sich die beiden Frauen stark dafür, dass ihre Geschlechtsgenossinnen auch an eine eigene berufliche Karriere denken. Doch Familie und Beruf zu vereinbaren, ist oft nicht leicht. Ein Balanceakt, den meist nur die Frauen auf sich nehmen. "Weil Frauen in der Regel weniger verdienen, bleiben sie zuhause und nehmen nebenbei noch einen Minijob an", weiß Weiland. Das halte das traditionelle Familienbild aufrecht. Aber was ist mit den Männern? Für sie sei es oft schwierig, ihrem eigenen Anspruch und dem anderer gerecht zu werden. Entscheide sich ein Mann dafür, der Kinder wegen kurzzeitig auszusteigen, würde das vom Umfeld gleichgesetzt mit einer Entscheidung gegen die Karriere.

Um auf das Dilemma Karriere und Kind sowie die Themen Gesundheit und Pflege eines Angehörigen aufmerksam zu machen, veranstalten die Stadt St. Wendel, der Landkreis St.Wendel und die Landesarbeitsgemeinschaft Kommunaler Frauenbeauftragter im Saarland die Frauenmesse "Weiberwirtschaft". Am Samstag, 11. März, geht nach 2014 die zweite Auflage der Veranstaltung über die Bühne. "Unternehmen Familie - nicht nur Frauensache" lautet das Motto von 11 bis 18 Uhr im St. Wendeler Saalbau. In dieser Zeit präsentieren sich mehr als ein Dutzend Aussteller, die sich unter anderem mit Themen wie Gesundheit, Pflege, Älterwerden oder dem Alltag mit Kindern beschäftigen. Außerdem sind über den Tag verteilt sieben Vorträge geplant. Ursula Weiland freut sich bereits auf Psychotherapeut und Autor Björn Süfke. Sein Thema: "Was es heute heißt, ein Mann zu sein" (14 Uhr). Kollegin Wirges macht derweil auf den Vortrag um 16.20 Uhr aufmerksam. "Alles in Ordnung?" heißt es dann. Ordnungstrainerin Monika Liegau erläutere Techniken, wie sich im Alltag Zeit einsparen lasse.

Nicht nur die Kindererziehung auch die Pflege Angehöriger bleibe oft ganz selbstverständlich an den Frauen hängen. Hier brauchen wir eine Entwicklung, fordert Weiland. Arbeitgeber seien gefragt, Möglichkeiten für Menschen zu schaffen, die sich um Kinder oder Pflegebedürftige kümmern. Ein Team könne doch in den ersten drei Jahren nach der Geburt Rücksicht nehmen auf eine Mutter. Danach sei das Kind größer und sie könne wieder verstärkt einsteigen.

Arbeitgeber, Politik, Gesellschaft - alle seien gefragt, um etwas zu verbessern, sagt Wirges. Ihre Kollegin, die Frauenbeauftragte des Landkreises, schwärmt von der Idee sozialer Wohngemeinschaften, in denen Studenten, Senioren, Alleinerziehende in direkter Nachbarschaft leben. Oder ältere Menschen Wohngemeinschaften bilden. Eben "eine neue Form der Familie", so Weiland. Ein soziales Wohn-Projekt gibt es mit dem Schammatdorf in Trier bereits. Dieses wird am Samstag in einem Vortrag vorgestellt.

Neben Vorträgen und Infoständen gehören zur Frauenmesse auch "Bonbons", wie Wirges es nennt. So bietet ein Team aus Visagistin, Friseurin und Fotografin ein Komplettpaket mit Styling und Shooting an. Schicke Bewerbungsfotos sollen dabei entstehen. Diese spielen dann auch prompt beim Stand der Agentur für Arbeit eine Rolle. Dort gibt es Tipps in Sachen Bewerbungsunterlagen. Denn, so Weiland, auch das Thema "Wiedereinstieg in den Job" spiele bei der Messe eine Rolle. Die beiden Frauenbeauftragten wünschen sich weibliche Besucher von jung bis alt. Männer seien auch willkommen.

Anlässlich des heutigen Weltfrauentages steht in der Stadt- und Kreisbibliothek St. Wendel im Mia-Münster-Haus eine Lesung auf dem Programm. Ab 19.30 Uhr stellt Autor Karl Josef Boussard sein Buch "Frauen im Saarland - von der Industrialisierung bis heute" vor. Der Eintritt ist frei.

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Zum zweiten Mal gibt es am Samstag, 11. März, ab 11 Uhr die Frauenmesse "Weiberwirtschaft" im St. Wendeler Saalbau. Hier ein Überblick über die Vorträge: 12.30 Uhr: "Gut leben im Alter - Altersarmut vermeiden" (Justiz-Staatssekretärin Anke Morsch) 13.15 Uhr: "Das Schammatdorf - ein gemeinschaftliches Wohnprojekt in Trier" (Anja Loch) 14 Uhr: "Männer: Erfindet. Euch. Neu. Was es heute heißt, ein Mann zu sein" (Björn Süfke) 15 Uhr: "Viel erreicht und noch viel vor - Frauenpolitik heute" (Landtagsmitglied Ruth Meyer) 15.40 Uhr: "Gesundes Arbeiten im demografischen Wandel" (Laurette Bergamelli) 16.20 Uhr: "Alles in Ordnung?" (Monika Liegau) 17 Uhr: "Minijobs - Chancen und Risiken" (Regine Janes). Es wird eine Kinderbetreuung angeboten. Die Veranstaltung wird unterstützt vom Saar-Sozialministerium und dem Kreisverband der Saarlandfrauen. Der Eintritt zur Messe ist frei.

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