Ehre für Komponisten: Riotte in Bronze gegossen

St Wendel · Das neueste Mitglied innerhalb des Projektes „Begehbare Stadtgeschichte“ hat die Stadt am Dienstag in St. Wendel präsentiert. Eine Bronzeskulptur des Komponisten Philipp Jakob Riotte steht unweit seines Geburtshauses.

 Bildhauer Kurt Tassotti und Bürgermeister Peter Klär (von links) mit der Skulptur von Philipp Jakob Riotte. FOTO: Bonenberger & Klos

Bildhauer Kurt Tassotti und Bürgermeister Peter Klär (von links) mit der Skulptur von Philipp Jakob Riotte. FOTO: Bonenberger & Klos

Die Arme gen Himmel gereckt, flanierend durch den Prater, von der Muse geküsst, die nächsten Takte der Komposition ersinnend. Dieses Bild hatte der Künstler Kurt Tassotti vor Augen, als er sich an die ersten Entwürfe zur Bronzeskulptur von Philipp Jakob Riotte machte. Der Komponist, der einen Großteil seines Lebens in Wien verbrachte, wurde 1776 in St. Wendel geboren. Eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus am Fruchtmarkt, schräg gegenüber des Alten Rathauses, hat bislang dezent an den Musiker erinnert. Jetzt legt er selbst als lebensgroße Statue Zeugnis seines Wirkens ab.

Riotte reiht sich ein in eine illustre Runde prominenter Stadtbewohner, die bereits als Statue verewigt wurden. Das Projekt "Begehbare Stadtgeschichte ", das 2008 als Idee von Stadtmuseum, Stadtarchiv und Stadtmarketing entstanden ist, zählt jetzt fünf Stationen. Der heilige Wendelinus, Lenchen Demuth, Herzogin Luise und Cusanus unterscheiden sich von Neuzugang Riotte. Sind bei den vorherigen Bronzewerken die Gesichtszüge fein ausgearbeitet, ist Riotte grober, bewegter gestaltet. Und das aus gutem Grund. "Es gab nur ein Gemälde von seinem Bruder", erklärt Tassotti bei der Vorstellung seines Werkes. "Ihm soll Philipp Jakob ähnlich gesehen haben." Deshalb hat sich der Künstler an dieser Vorlage orientiert. Ein Jahr gehe schon mal vom ersten Entwurf bis zur fertigen Bronzeskulptur ins Land. Nach Skizzen, Rohlingen in Gips, Abdrücken in Silikonformen geht es schließlich in die Bronzegießerei. "Die ist nur zehn Minuten von meinem Atelier entfernt", sagt Tassotti, der so bei jeder Phase der Fertigung dabei sein kann. Den Wert der Skulptur beziffert der Bildhauer auf rund 36 000 Euro. Für ihn sei es auch immer interessant, sich mit der Biografie der Personen, die er abbildet, zu beschäftigen.

Im Falle von Riotte ist auch Historiker und Musiker Gernot Spengler aus Hoof stets auf der Suche nach neuen Informationen. Mit 600 Aufführungen sei Riotte ab 1818 einer der meistgespielten Komponisten in Wien gewesen, referierte Spengler am Dienstag bei der Vorstellung der Skulptur. In seiner Wahlheimat wurde Riotte Vizekapellmeister am Theater an der Wien. Zu den Höhepunkten seines Schaffens gehören die Kantate "Der Sieg des Kreuzes" oder auch das Stück "Das süße Glück der ersten Liebe", das er 1854 zur Hochzeit von Kaiser Franz-Josef und Kaiserin Sisi komponierte.

Als Ausdruck der Verbundeheit des 1856 verstorbenen Komponisten zu seiner Heimatstadt wertet Bürgermeister Peter Klär den Umstand, dass er in seinem Testament verfügte, dass eine Stiftung in seinem Namen - ausgestattet mit 2000 Gulden - unter anderem armen St. Wendeler Bürgern helfen sollte. Und wer hat sich noch um die Kreisstadt verdient gemacht, könnte als Bronzeskulptur gewürdigt werden? Auf SZ-Nachfrage erklärt Klär, dass das Projekt weitergeführt werden soll. An eine konkrete Person sei noch nicht gedacht. Die Recherchen im Archiv laufen.

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