Beim Schlaganfall ist Zeit ein wichtiger Faktor

St Wendel · Der „Tag des Schlaganfalls“ findet an diesem Sonntag statt. Aus diesem Grund saß ein Experte am SZ-Lesertelefon: Dr. Ulrich Jobst, Chefarzt in der St. Wendeler Bosenberg-Klinik.

 Dr. Ulrich Jobst informierte die SZ-Leser. Foto: Faber

Dr. Ulrich Jobst informierte die SZ-Leser. Foto: Faber

Foto: Faber

Jährlich erleiden mehr als 250 000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall. "Der Schlaganfall tritt häufiger als der Herzinfarkt ein", sagte Dr. Ulrich Jobst, neurologischer Chefarzt in der St. Wendeler Medi-Clin-Bosenberg-Klinik. So ist der Schlaganfall die dritthäufigste Todesursache und der häufigste Grund für Behinderungen im Erwachsenenalter. Symptome entstehen ohne Vorboten oft quasi aus dem Nichts.

Die Art der Beschwerden ist so vielfältig wie die Funktionen des Gehirns. Dies kann eine plötzliche Schwächung einer Körperseite sein (Halbseitenlähmung) sein, eine plötzliche Ungeschicktheit, die Unfähigkeit zu Greifen oder ein plötzlich nachhängendes Bein. Konkrete Risikofaktoren sind das Rauchen, hoher Blutdruck, Bewegungsmangel und Übergewicht.

Aus Sicht des Neurologen sei ein Schlaganfall immer ein Notfall. "In der Regel bleiben nur drei Stunden Zeit für die Akutbehandlung", so Dr. Jobst. Gemäß dem Motto "Time is brain" (Zeit ist Gehirn ) sollte bei Patienten, die einen Schlaganfall durch Gefäßverschluss (ischämischer Schlaganfall) erlitten haben, so schnell wie möglich eine Lyse-Therapie eingeleitet werden. Der Schlag trifft nicht nur die älteren, risikoreicheren Menschen. "Der jüngste Patient, den wir in der Klinik behandelt haben, war neuneinhalb Jahre alt", berichtete der 59-jährige Mediziner. Das Kind habe einen Herzfehler gehabt, wodurch das Blut Klümpchen gebildet habe.

Dann klingelte das Telefon in der SZ-Redaktion, sein Rat war gefragt. Ein Anrufer schilderte ihm, er habe seit 20 Jahren eine enge Stelle in einer hirnzuführenden Arterie. "Was kann ich tun, damit es nicht schlimmer wird?", wollte der Ratsuchende wissen. Er könne nur gratulieren, dass das Gefäß noch nicht zu sei, so Dr. Jobst. Der Fachmann verwies auf die Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS), einem schmerzstillenden, entzündungshemmenden, fiebersenkenden und trombozytenaggregationshemmenden Wirkstoff.

Er habe kurz nach einer Operation an der Halswirbelsäure einen Schlaganfall erlitten, sagte der nächste Anrufer dem Chefarzt. Regelmäßig nehme er seine Tabletten, gehe viel spazieren, jedoch sei seine Hand weiterhin leicht gelähmt. Was könne er dagegen tun? "Skat spielen, Gartenarbeit und dabei immer das Gehirn trainieren", antwortete Dr. Jobst. In der Hand sei doch nichts kaputt, sondern etwas im Gehirn , was den Zugriff verweigere. Auch demografisch würden die Schlaganfälle weiter zunehmen. Und wie kann einem Schlaganfall vorgebeugt werden, Dr. Jobst? "Sport treiben, das Rauchen einstellen und Bluthochdrucktabletten nehmen", riet der Experte.

Zum Thema:

HintergrundAn diesem Sonntag, 10. Mai, findet der "Tag des Schlaganfalls" statt. Im ganzen Bundesgebiet werden Informationsveranstaltungen und Aktionen zum Thema Schlaganfall angeboten. Der Aktionstag wurde 1999 in Deutschland von der Stiftung Deutsche-Schlaganfall-Hilfe ins Leben gerufen.frf

Zum Thema:

Auf einen BlickEin Schlaganfall ist die Folge einer plötzlichen Durchblutungsstörung oder Blutung im Gehirn . Durch diese Vorgänge erhalten Nervenzellen zu wenig Sauerstoff und Nährstoffe und gehen zugrunde. Dies kann zu einem anhaltenden Ausfall von Funktionen des Zentralnervensystems führen. frf

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort