Mini-Einlochen mit Maxi-Erfolg

St Wendel · Beliebtes Ausflugsziel mit der Familie ist die Minigolf-Anlage. Die Hindernisse auf den Bahnen sind mal leicht zu bewältigen, mal schwieriger. Die SZ hat bei Könnern nachgefragt, wie der Ball richtig läuft.

 So läuft der Ball richtig: Die Minigolf-Spieler vom Freizeitclub Bliesen, (von links) Stefan Arweiler, Jürgen Marschall, Jürgen Burgard und Linda Schenk, zeigen, wie's geht. Fotos: B&K

So läuft der Ball richtig: Die Minigolf-Spieler vom Freizeitclub Bliesen, (von links) Stefan Arweiler, Jürgen Marschall, Jürgen Burgard und Linda Schenk, zeigen, wie's geht. Fotos: B&K

 Profis haben eine Auswahl an Minigolf-Bällen und Schlägern.

Profis haben eine Auswahl an Minigolf-Bällen und Schlägern.

Hand aufs Herz: Haben Sie schon einmal nach einer schlechten Partie Minigolf die Schuld auf den Ball geschoben? Getreu dem Motto: Mein Ball war eben schlechter als die anderen. Was nach fauler Ausrede klingt, ist tatsächlich nicht ganz von der Hand zu weisen. Vor allem, wenn nicht Hobbyspieler, sondern Profis am Werk sind. Denn es gibt hunderte verschiedene Minigolf-Bälle. Diese sind mal weicher, mal härter, mal leichter und mal schwerer. "Am besten lassen sie sich durch ihre Sprungkraft unterscheiden", erklärt Jürgen Marschall vom Freizeitclub Bliesen und lässt zur Anschauung einen Mini-Ball auf den Tisch fallen. Dieser springt so gut wie gar nicht nach oben. Ein anderer prallt flugs von der Tischplatte ab und zurück in die Hand des 56-Jährigen. Für ihn ist die Ballkunde Alltag, immerhin spielt er in der dritten Bundesliga.

"Das Wissen, welcher Ball auf welcher Bahn bei welchem Wetter und gleicher Schlagkraft wie reagiert, ist wichtig", sagt Heinz Klee, Vorsitzender des Bliesener Freizeitclubs. Um das Laufverhalten der Bälle zu beeinflussen, gibt es Kühl- und Heiztaschen. Außerdem spielen die Profis mit hochwertigen Schlägern.

Minigolf steht als Sammelbegriff für alle Arten von Kleingolfbahnen. Dazu zählt unter anderem Minigolf selbst, Miniaturgolf oder Filzgolf. Dass Minigolfanlagen aus Beton die gleichen Hindernisse bieten, geht auf einen Schweizer Gartenarchitekten zurück. Nach Paul Bongnis Plänen wurde 1954 in Ascona am Lago Maggiore die erste genormte Minigolfanlage eröffnet. Deutschlands erste Norm-Anlage steht in Traben-Trarbach (1955 eröffnet). Sie diente als Vorbild für die Anlage in Bliesen. Die Mitglieder vom Freizeitclub erklären die Unterschiede: "Es gibt Anlagen der Abteilung eins", sagt Jürgen Burgard. "Diese sind aus Beton und die Hindernisse alle gleich." Das wahre Minigolf eben. Abteilung 2 sind Miniatur-Golfanlagen aus Eternit (wie in Oberthal), und eine weitere Variante ist die Filzanlage. Letztere sei in Deutschland eher selten. "Betonbahnen sind zwölf Meter lang, die aus Eternit sechs Meter", erläutert Klee. Die Eternitplatten seien rau und die Standardbälle darauf etwas langsamer unterwegs als auf Beton. Damit eine Anlage für Turniere zugelassen ist, braucht es 18 Bahnen. Es gibt aber auch Fantasie-Anlagen fürs reine Freizeitvergnügen. Hier kann die Anzahl der Bahnen variieren.

Seit 40 Jahren ist Jürgen Burgard Minigolfer aus Leidenschaft und das auch erfolgreich: Er spielt in der dritten Bundesliga und wurde Saarlandmeister (im Einzel, Senioren). "Man kann Minigolf von vier bis 90 Jahren spielen", nennt Klee als Vorteil des Sports. Linda Schenk macht es vor. Mit 79 Jahren steht sie regelmäßig auf der Anlage in Bliesen. Hat das Spiel Anfang der 1980er-Jahre für sich entdeckt. Dennoch sollte Minigolf nicht unterschätzt werden. "Man muss schon fit sein, wenn man den ganzen Tag auf der Anlage verbringt", wirft Günter Simon ein, stellvertretender Vorsitzender des Freizeitclubs Bliesen. Denn auch beim Minigolf gilt: Training ist das A und O.

Disziplin hat Lars Greiffendorf in die erste Bundesliga gebracht. Auf diesem Niveau spielt der 39-Jährige seit 15 Jahren, angefangen hat er mit neun Jahren auf der Anlage in Bliesen.

Hat er Tipps für die Hobbyspieler parat? "Die Beine müssen parallel stehen, der Schlag muss aus der Mittelachse des Körpers kommen." Außerdem, ergänzt Marschall, müsse der Blick immer auf den Ball gerichtet sein, nicht aufs Loch, das es zu erreichen gilt. Gefühl beim Schlagen sei gefragt.

Als Spielregel auf genormten Bahnen gilt: "Man darf sechs Mal schlagen, um das Ziel zu erreichen. Klappt das nicht, wird eine Sieben aufgeschrieben", erklärt Greiffendorf. Und wann ist ein Laie richtig gut? "Wenn ein Normalsterblicher auf der Bliesener Anlage unter 60 bleibt", gibt Vereinschef Klee lächelnd vor. Der Rekord liegt übrigens bei 21 Schlägen. Dieser wurde während einer deutschen Meisterschaft in Bliesen aufgestellt. Es gilt: Theoretisch ist jede Bahn als Ass spielbar. Ob Spaßspieler, Stratege oder Siegertyp - beim Minigolf ist rasch zu erkennen, wer mit welcher Philosophie an den Start geht. Während der eine den kleinen Ball mit ordentlich Schwung auf die Reise zum Loch schickt, scheint ein anderer ihn mit dem Schläger nur leicht zu streicheln, derweil ein Dritter erstmal errechnet, wie die Bande sinnvoll einzusetzen ist. Nein, langweilig wird es beim Minigolf nicht. Auch wenn sich ein eher untalentierter Spieler schon mal länger an einer Bahn aufhält, um doch noch den Ball ins Loch zu bugsieren. Die St. Wendeler Redaktion versucht, der Faszination Minigolf auf den Grund zu gehen und testet die sieben Anlagen im St. Wendeler Land.

{kzirkv} Bliesen: Seit 1978 gibt es die Minigolf-Anlage in Bliesen. Gebaut wurde sie vom Freizeitclub Bliesen, der sich auch heute noch darum kümmert. Anlage und Vereinshaus sind verpachtet. Es gibt 18 Bahnen aus Beton. Für eine Runde zahlen Erwachsene 2,50 Euro , Kinder und Jugendliche bis 14 Jahren einen Euro .

{kzirkv} Campingplatz Bostalsee: Die Anlage direkt am Campingplatz gibt es seit 1979. Zwölf Bahnen können hier bespielt werden. Kinder und Jugendliche zahlen 50 Cent, ab 18 Jahre ein Euro . Kinder bis sechs Jahre haben freien Eintritt.

{kzirkv} Center-Parcs Außenanlage: Direkt am Bostalsee gelegen, hat die Anlage "Reisen" zum Motto. Jede der 18 Bahnen spiegelt einen Aspekt wieder. Gespielt wird auf Kunstrasen. Erwachsene zahlen hier sechs Euro , Kinder 4,50 Euro .

{kzirkv} Center-Parcs Innenanlage: Im Zentralgebäude Market Dome gibt es die Minigolfanlage "Birdie". Gestalterisch ist hier das Thema Vögel aufgegriffen. Es gibt zwölf Pisten mit Kunstrasen. Erwachsene zahlen fünf Euro , Kinder 3,50 Euro .

{kzirkv} Freizeitpark Neunkirchen/Nahe: 1973 ist die Minigolfanlage entstanden, betreut wird sie vom Verkehrsverein Neunkirchen/Nahe. Es gibt 18 Bahnen, die aus Kunststoffplatten bestehen. Jugendliche bis 14 Jahre zahlen einen Euro . Alle, die älter sind, zahlen 1,40 Euro .

{kzirkv} Nonnweiler: 1999 wurde die Minigolfanlage in der Nähe der Kurhalle auf Initiative der Nonnweiler Awo und SPD reaktiviert und renoviert. Bis 2014 war die Anlage verpachtet. Jetzt ist sie komplett in der Hand des Awo-Wohnheims gegenüber und wird von dessen Bewohnern betreut. Es gibt zwölf Bahnen aus Eternitplatten. Die Gäste zahlen ein Euro pro Person und Runde.

{kzirkv} Oberthal: Die 1978 eröffnete Anlage wird heute vom Minigolfclub Oberthal betreut. Es gibt 18 Bahnen. Diese sind aus Eternit. Erwachsene zahlen 1,50 Euro , Kinder ein Euro für die erste Runde. Jede weitere Runde kostet 50 Cent.

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