Wer sorgt wo für Sicherheit?

St Wendel · Inspektionsleiter erklären, wie die beiden großen Polizeiwachen in St. Wendel und Wadern zusammenarbeiten

Mit dem Startschuss für die neue Polizeiinspektion (PI) Nordsaarland in Wadern am 6. März hat sich auch im Landkreis St. Wendel einiges geändert. Zusammen mit der Inspektion in der Kreisstadt sind nun zwei große Wachen in puncto Sicherheit zuständig. Wie die Zusammenarbeit organisiert ist, das erklärten die beiden PI-Chefs im Redaktions-Gespräch.

Für rund 100 Beamte und sechs Angestellte ist St.Wendels Polizeichef Martin Walter verantwortlich. Neben der Wache in der Kreisstadt gibt es fünf Polizeiposten: in Marpingen, Tholey, Oberthal, Namborn und Freisen. Letztere drei sind neu hinzugekommen. Sie gehörten früher zur Dienststelle Türkismühle. In Tholey gibt es einen Früh- und Mittagsdienst, die übrigen Posten sind jeweils von 8 bis 16 Uhr besetzt. In St. Wendel gehören auch Kriminalbeamte sowie 18 Polizisten der Operativen Einheit zum Team. Die Inspektion ist rund um die Uhr besetzt.

Gleiches gilt für die Inspektion Nordsaarland in Wadern. Deren Chef, Andreas Riemenschneider, hat ein Team von 65 Beamten und zwei Angestellten. 36 Polizisten sind in Wadern, die übrigen verteilen sich auf die Polizeiposten Nonnweiler und Weiskirchen (jeweils 8 bis 16 Uhr besetzt) sowie Losheim und Türkismühle, jeweils mit Früh- und Mitteldienst. Dass Türkismühle keine eigenständige Dienststelle mehr ist, hat im Landkreis für Aufregung gesorgt. Doch Riemenschneider kann beruhigen. Kollegen seien dort wie bisher von 6.30 bis zirka 21 Uhr im Einsatz. Sechs Tage in der Woche war die Wache bislang in der Nacht geschlossen. Neu sei lediglich, dass nun auch die Samstagsnachtschicht wegfalle. "An der Polizeipräsenz grundsätzlich hat sich dadurch nichts geändert", sagt Riemenschneider. In taktischer Hinsicht sieht sein St. Wendeler Kollege sogar eine Verbesserung. Unter anderem auch, weil die Beamten der Operativen Einheit mit rausfahren können.

Die Polizisten der PI Nordsaarland müssen eine Fläche von 407 Quadratkilometern abdecken, in der 57 000 Bürger leben. Zuständig sind sie für die Gemeinden Weiskirchen, Wadern, Losheim am See, Nonnweiler und Nohfelden. Die Wache in St. Wendel ist in Sachen Sicherheit für sechs der acht Kommunen im Landkreis St. Wendel verantwortlich: die Kreisstadt, Marpingen, Tholey, Oberthal, Namborn und Freisen. Das entspricht einer Fläche von etwa 320 Quadratkilometern, in der etwa 70 000 Menschen wohnen. Um diese abdecken zu können, werden die Streifenwagen strategisch verteilt.

Eine festgeschriebene Reaktionszeit wie beispielsweise bei Rettungsdiensten gibt es bei der Polizei nicht. Wenn Notrufe über die 110 eingehen, schlagen diese zunächst im Führungs- und Lagezentrum in Saarbrücken auf. Dieses verteile die Einsätze, so Walter, zunächst nach örtlicher Zuständigkeit. Das heißt, betrifft ein Notruf die Gemeinde Marpingen so schlägt er bei den Polizisten in der St. Wendeler Wache auf. "Unser Disponent schaut dann, wie viele Einsätze die Kollegen abarbeiten können", erläutert Walter. Ist das Limit erreicht, gibt er ein entsprechendes Signal ans Lagezentrum und eine andere PI muss übernehmen. Häufig kämen in St. Wendel auch Anrufe über die Amtsleitung. Dann allerdings bei nicht so dringlichen Fällen. Das sei auch gut so, sagt Walter. Generell, so ergänzt Riemenschneider, gelte: lieber einmal zu viel anrufen als einmal zu wenig. Seine Begründung: "Der Bürger ist unser Auge und Ohr."

Viele Einsätze, viele Anfragen: Können die beiden Polizeiinspektionen das personell stemmen? "Wir sind deutlich besser aufgestellt als früher", wertet Riemenschneider. Ihm ist es wichtig, den Status quo zu halten. Das beurteilt sein St. Wendeler Kollege ähnlich. Die Situation im Nordsaarland sei jetzt gut. "So kann man ordentlich arbeiten, auch was den Eigenschutz betrifft." Mehr sei wohl mit Blick auf andere Baustellen im Land nicht realistisch.

Eine Neuerung gibt es in Sachen Einsatzbereich Autobahn. Hier wurden klare Zuständigkeitsgebiete eingeteilt. So ist die PI Nordsaarland für die A 62 von Freisen bis Nonnweiler (in beiden Richtungen) zuständig. Außerdem kümmern sich die Beamten um ein Stück auf der A 1, ab Nonnweiler - einmal bis Hermeskeil in Fahrtrichtung Trier und in Fahrtrichtung Saabrücken ab Bierfeld. Ab dann übernehmen jeweils die Kollegen der Polizeiautobahnstation Schweich.

Eine neue Herausforderung kommt in diesem Zusammenhang auf die Polizisten der St. Wendeler Wache zu. "Bis dato hatten wir keine Autobahnzuständigkeit", erinnert Walter. Jetzt sind die Beamten für den Streckenabschnitt der A 1 zwischen Eppelborn und Braunshausen in beiden Fahrtrichtungen verantwortlich. "Die Autobahn ist der gefährlichste Einsatzort für einen Polizisten", wertet Walter. Daher, so ergänzt Riemenschneider, habe er schon zu seiner Zeit auf der Dienststelle in Türkismühle Lehrgänge ins Leben gerufen. "Wenn ein Auto mit Blaulicht da steht, bremst keiner", so die traurige Erfahrung des Waderner Polizeichefs. Rauch sei da schon ein wirkungsvolleres Signal, daher kämen häufig Fackeln zum Einsatz. In Sachen Verkehrssicherheit möchte Walter künftig mehr Kontrollen einführen. Dank der besseren Personalsituation sei das wieder möglich. Die Fahrer hätten sich an die wenigen Kontrollen gewöhnt.

Angepasste Geschwindigkeit - die sollten Autofahrer auf den Straßen walten lassen. Anders hingegen bei der Rallye, da dürfen die Reifen heiß laufen. Wenn am Bostalsee im August die ADAC-Deutschland-Rallye, ein WM-Lauf, Station macht, wird die St. Wendeler Wache sich federführend um die Veranstaltung kümmern. Diese Zuständigkeit gelte, wenn beispielsweise der ganze Landkreis beteiligt ist.

 SZ-Redakteurin Evelyn Schneider im Gespräch mit den Polizei-Chefs Andreas Riemenschneider und Martin Walter (von rechts). Fotos: HGN

SZ-Redakteurin Evelyn Schneider im Gespräch mit den Polizei-Chefs Andreas Riemenschneider und Martin Walter (von rechts). Fotos: HGN

Foto: hgn
 Der Chef der St. Wendeler Polizeiinspektion, Martin Walter.

Der Chef der St. Wendeler Polizeiinspektion, Martin Walter.

 Der Chef der Polizeiinspektion Nordsaarland, Andreas Riemenschneider.

Der Chef der Polizeiinspektion Nordsaarland, Andreas Riemenschneider.

In der Regel aber ist am Bostalsee die PI Nordsaarland im Einsatz, in deren Zuständigkeitsbereich auch der Losheimer See fällt. Beide sind bekannt für ihre Veranstaltungen. Diese Zusatzbelastung sieht Riemenschneider gelassen. "Die Großereignisse an den Seen laufen zum Glück nicht parallel." Die Konzerte am Losheimer See hätten ein Zuschauerlimit von etwa 20 000 Besuchern. Größere Events kämen an den Bostalsee. Selbst diese könnte die PI stemmen. Bis auf die Problemtage am 1. Mai und Vatertag gebe es am Bostalsee typische Freizeitveranstaltungen, bei denen niemand auf Krawall gebürstet sei.

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