SPD: „Die Sparkasse beschädigt ihren Markenkern“

St Wendel · Von einem Kahlschlag spricht die SPD und kritisiert damit die Schließung von zehn Sparkassen-Filialen im St. Wendeler Land. Die Partei fordert deshalb eine Sondersitzung des Kreistages. Gleichzeitig beklagt auch Winterbachs Ortsvorsteher Gerhard Weiand gegen den Beschluss des Kreditinstituts.

Mit Fassungslosigkeit habe die SPD im Landkreis St. Wendel die Pläne der Kreissparkasse St. Wendel zur Kenntnis genommen, zehn der 25 Filialen zu schließen "und damit einen Kahlschlag im Angebot für die Kunden vorzunehmen". So heißt es in einer Presserklärung der SPD . Deren Kreisvorsitzender Magnus Jung schreibt: "Wirtschaftlich besteht keine Notwendigkeit zu diesem Schritt, zumal es im Bereich des oberen Managements noch Einsparpotenziale gibt." Die Kreissparkasse habe sich trotz schwieriger Situation am Finanzmarkt in den vergangenen Jahren gut behauptet. Mit der Entscheidung beschädige die Kasse ihren Markenkern und gehe ein erhebliches Risiko ein.

Regionale Verantwortung



Jung: "Kundennähe und regionale Verantwortung sind der Kernauftrag der Sparkasse als öffentliches Institut." Wenn die Verantwortlichen der Sparkasse diese zu einer "normalen Bank" umbauen wollten, in der es nur um Profit gehe, führten sie das Institut in eine falsche Richtung.

Für die betroffenen Dörfer sei die Schließung der Geschäftsstellen ein erheblicher Einschnitt und der Abbau wichtiger öffentlicher Infrastruktur. Jung greift hier Landrat Udo Recktenwald (CDU ) an: "Der Landrat als Verwaltungsratsvorsitzender verliert alle Glaubwürdigkeit beim Thema Dorfentwicklung." Es sei nicht sinnvoll, an einem Tag die öffentliche Infrastruktur abzubauen und am nächsten mit Programmen dem Sterben der Dörfer entgegenwirken zu wollen. Die größten Nachteile träfen die Kunden, insbesondere ältere Menschen und Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Jung behauptet: "Ohne fremde Hilfe oder den ÖPNV werden sie sich nur noch eingeschränkt und zu höheren Kosten mit Bankdienstleistungen versorgen können." Wenn Grußworte auf Seniorentagen und konkrete Entscheidungen derart auseinanderfallen, entstehe Politikverdrossenheit.

Kritik übt die SPD auch an der Vorgehensweise, diesen Beschluss am letzten Tag vor den Ferien zu fassen - "ohne vorhergehende Information". Das sei einem öffentlichen Unternehmen nicht angemessen, zeuge vom Versuch, sich nicht der Verantwortung stellen zu wollen.

Die SPD werde dies nicht zulassen und eine Sondersitzung des Kreistages in den ersten Ferienwochen beantragen. Jung abschließend: "Die Verantwortlichen fordere ich auf, die getroffene Entscheidung zu überdenken und zurückzunehmen."

Zu spät informiert



Kritik kommt auch vom Winterbacher Ortsvorsteher Gerhard Weiand (CDU ). Zahlreiche Bürger hätten ihn am vergangenen Wochenende auf die Schließung der Filiale in seinem Stadtteil angesprochen. Weiands Vorwurf: "Genau zum Urlaubs- und Ferienbeginn terminiert, werden Tatsachenentscheidungen auf dem Rücken der Bürger getroffen, die nicht mehr revidierbar sind."

Warum habe man die Schließung beschlossen und dann erst informiert, fragt der Ortsvorsteher. Nach welchen Kriterien habe man sich gegen Winterbach entschieden? Weiand: "Hier hätte ich mir gewünscht, im Vorfeld offen über die Fakten zu reden."

Bei der Schließung der Volksbank-Filiale habe man im Vorfeld informiert. Ergebnis des Gespräches damals, dass die Schließung nicht zu verhindern war, es aber in einem neuen Raum die Möglichkeit gibt, Geld abzuheben und Kontoauszüge auszudrucken.

Weiand: "Diese Vorgehensweise hätte ich mir auch bei der jetzigen Schließungsaktion gewünscht." Vielleicht wäre es dann möglich gewesen, im Ort an gleicher Stelle im Verbund eine Versorgung durch beide Kreditinstitute sicher zu stellen.

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