Kameras sollen Bahnhof in St. Wendel sicher machen

St Wendel · Sprecher: 2017 wird installiert. Konzern und Bundespolizei kündigen Expertenkommission an.

 Bald im Visier der Kameraüberwachung: der St. Wendeler Bahnhof. Noch in diesem Jahr soll es soweit sein. Archivfoto: hgn

Bald im Visier der Kameraüberwachung: der St. Wendeler Bahnhof. Noch in diesem Jahr soll es soweit sein. Archivfoto: hgn

Nach monatelanger Debatte ums Für und Wider sollen sie kommen: Überwachungskameras am Bahnhof in St. Wendel. Das kündigt ein ranghoher Vertreter der Deutschen Bahn (DB) an. Befürworter erhoffen sich mehr Sicherheit vor Straftaten und höhere Aufklärungsquote. Gegner zogen mit Datenschutzbedenken und Furcht vor permanenter Bespitzelung ins Felde.

Ein emsiger Fürsprecher: Klaus Bouillon (CDU). Saar-Innenminister und einst St. Wendeler Bürgermeister war früh bei der Sache, sich für die elektronische Sichtkontrolle stark zu machen. Er hält sie für ein probates Mittel, Straftätern das Handwerk zu legen - bereits dann, bevor es dazu kommt.

Durch den Entschluss für Kameras am Bahnhof der Kreisstadt, das Kontrollnetz enger zu knüpfen, fühlt sich Rathauschef Peter Klär (CDU) bestärkt: "Wir sind von der abschreckenden Wirkung der Videotechnik überzeugt und haben - auch gegen Widerstände - an unserer Forderung nach Kameras am Bahnhof festgehalten."

Noch steht der Termin nicht fest, wann die Technik installiert wird, sagt Dieter Schwan, Pressesprecher der Bundespolizei in Bexbach. Bei seiner Behörde sollen nach Maßgabe des DB-Managers Jürgen Konz die Drähte am Standort Saarbrücken zusammenfließen, um Daten auszuwerten; sprich: Mitschnitte zu sichten, die Täteraufnahmen zeigen. Auf Grundlage der Kooperation zwischen Konzern und Bundespolizei werde eine Expertenkommission tagen, die Details unter anderem zu Bedarf an Kameras und deren Standorte im Bahnhof und dessen direkten Umfelds ermittelt, kündigt Schwan an. Auch hier stehe ein Zeitplan aus. Allerdings rechnet der Pressesprecher damit, dass dieses Jahr alles geregelt werde, da das über ein vom Bund geförderte Projekt für 2017 mitfinanziert werde. Wegen der ausstehenden Kalkulationen, was zudem die Datenleitungen betrifft, könne Schwan bislang nichts zu den Kosten sagen.

Stattdessen äußert er sich zum Auswertungsprozedere der Bilddaten, und will Befürchtungen einer willkürlichen Permanentkontrolle entgegentreten: "Wir werden sicherlich nicht das Material sichten, wenn wir im Bahnhofsgebäude eine blindlinks weggeworfene Kippe finden." Es gelte, Straftaten aufzuklären, die die Sicherheit der Kunden gefährdet. Dazu zähle jener Fall sicherlich nicht.

Wie auch sonst Schwan entwarnt: "Straftaten sind zurzeit nicht das Problem am St. Wendeler Bahnhof. Wir haben es eher mit Müll zu tun."

Das war im Herbst anders. Da häuften sich brutale Attacken am und im Bahnhof. So kam es zu gleich zwei gefährlichen Übergriffen im September: Einmal stach ein Mann im dortigen Café Kohl auf sein Opfer ein und verletzte es dabei schwer. Kurz zuvor hatte es eine faustdicke Auseinandersetzung gegeben, wobei ein Kontrahent seinem Gegner eine Bierbüchse ins Gesicht donnerte. Damals unterstrich Dieter Schwan, dass beide Vorfälle nicht in Zusammenhang mit dem Bahnhof stünden, sondern eher zufällig dort ausgetragen worden seien.

Anders bei dem Angriff auf einen Pfandflaschen-Sammler Ende August: Da war das Opfer aus einem Zug auf den Bahnsteig gezerrt, getreten und ausgeraubt worden. Ähnliche Ereignisse seien den Ermittlern aber seitdem nicht untergekommen. Schwan ist überzeugt, dass Überwachungskameras solchen Taten Einhalt gebieten und seinen Kollegen bei der Aufklärung weiterhelfen. Das gelte insbesondere für die Waggons selbst, die aber längst nicht alle überwacht würden.

 Bürgermeister Peter Klär. Archivfoto: B&K

Bürgermeister Peter Klär. Archivfoto: B&K

 Bundespolizeisprecher Dieter Schwan. Foto: hgn

Bundespolizeisprecher Dieter Schwan. Foto: hgn

Foto: hgn

Ungeachtet des technischen Fortschritts, bleibe die Sicherheitspartnerschaft am St. Wendeler Bahnhof bestehen. Seit Jahren arbeiten Stadt, Landkreis, DB, Bundes- und örtliche Polizei zusammen. Private Sicherheitsbedienstete laufen zu unterschiedlichen Zeiten Streife.

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