Als die Kanzlerin Saar-Software begutachtete

St Wendel · Ihre Software kann komplexe Informationen, die bei der Konstruktion von Autos benötigt werden, schnell auf Tablets anzeigen. Damit konnte das Team von mwf-technology jetzt auch Angela Merkel beeindrucken.

 Bundeskanzlerin Angela Merkel berachtet in einem BMW-Werk im nordchinesischen Shenyang auf dem Tablet die virutelle Darstellung von Autokomponenten der St. Wendeler Firma. Rainer Jensen/Foto: dpa

Bundeskanzlerin Angela Merkel berachtet in einem BMW-Werk im nordchinesischen Shenyang auf dem Tablet die virutelle Darstellung von Autokomponenten der St. Wendeler Firma. Rainer Jensen/Foto: dpa

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Den 14. Juni 2016 wird Christoph Andres wohl nie vergessen. An jenem Dienstag nämlich testete Angela Merkel eine von seinem Unternehmen entwickelte Software . Zahlreiche Journalisten und Fotografen waren dabei, als die Bundeskanzlerin im BMW-Werk von Shenyang das saarländische Produkt namens jipSystem unter die Lupe nahm. "Seitdem bekommen wir etliche Anrufe von Firmen, die sich für unsere Software interessieren", erzählt Andres.

Im Jahr 2005 hat er gemeinsam mit Ulla Grenner das St. Wendeler Unternehmen mwf-technology gegründet. Ihr Ziel war es damals, Prozessabläufe in der Industrie softwaretechnisch umzusetzen. "2010 haben wir mit der Entwicklung von jipSystem begonnen" erinnert sich der Geschäftsführer. Ein Programm, das komplexe Konstruktionszeichnungen auf einem Tablet anzeigen und die virtuelle Welt mit der Realität verknüpfen kann.

"Im ersten Schritt haben wir ein Modul ausgearbeitet, das es ermöglicht, riesige Datenmenge zu komprimieren", erklärt Andres. Automobilhersteller erstellen am Computer sogenannte Konstruktionszeichnungen (CAD-Daten). Diese 3-D-Modelle zeigen, wie genau ein Fahrzeug einmal aussehen soll. Jede Schraube, jeder Abstand, jedes Material wird darin vermerkt. Am Ende liegt eine detailgenaue Bauanleitung vor. Um diese Bauanleitung, sprich die CAD-Informationen, zu speichern, benötigen die Hersteller einen leistungsstarken Computer. "Hier kommen wir ins Spiel", sagt Andres "Wir sind in der Lage, diese komplexen Informationen sehr einfach und schnell auf gewöhnlichen Tablets anzuzeigen." Dadurch sind die Informationen auch für die Arbeitswelt zugänglich.

"Aber was unsere Software wirklich auszeichnet ist, dass wir diese digitalen Modelle mit der Realität verknüpfen", berichtet Andres. Ingenieure haben so zum Beispiel die Möglichkeit, die Prototypen einer Karosserie zu analysieren. Sie können überprüfen, ob die Schraublöcher so gesetzt wurden, wie der Konstrukteur es vorgegeben hat. "Dazu müssen auf der Karosserie zunächst Markierungspunkte angebracht werden", erläutert Andres. Dann schaltet der Ingenieur die Kamera des Tablets ein, richtet sie auf das Objekt. "Unsere Software blendet gleichzeitig die entsprechende CAD-Daten ein", sagt Andres. So lasse sich feststellen, ob die fertige Karosserie mit dem Plan übereinstimmt oder ob es Abweichungen gibt. Auf Grund der Markierungspunkte, kann der Ingenieur auch mit dem Tablet um das Auto herumgehen. So erhält er einen Überblick aus allen möglichen Winkeln.

Diese Verknüpfung von Realität und Wirklichkeit nennen Fachleute Augmented Reality. "Sie kann in vielen Bereichen eingesetzt werden, nicht nur in der Automobilindustrie", sagt Andres. Maschinenbauer aus der Luft- und Raumfahrt sowie dem Schiffbau könnten sich mit der Software etwa Schritt für Schritt anzeigen lassen, welches Bauteil sie als nächstes befestigen müssen.

So könne der Monteur die Teile einfach und schnell zusammenfügen. Auch im alltäglichen Gebrauch kann Augmented Reality nützlich sein. Beim Hausbau etwa. Wer sich nicht sicher ist, ob er an einer gewissen Stelle eine Wand einsetzen soll, könne sich diese mit der Software anzeigen lassen. "So sieht man, ob sich die Planungsidee in der Wirklichkeit auch umsetzen lässt", sagt Andres.

Zu seinen Kunden zählen große Unternehmen wie Audi , Porsche und BMW . "Eine Lizenz kostet 15 000 Euro. BMW hat gleich mehrere gekauft", verrät Andres. Der Automobilhersteller nutzt die Software zur Prüfung von Karosserie-Teilen.

 Die Software von mwf-Technology aus St. Wendel hilft bei der Planung und Konstruktion von Autoteilen. Foto: Oliver Frey

Die Software von mwf-Technology aus St. Wendel hilft bei der Planung und Konstruktion von Autoteilen. Foto: Oliver Frey

Foto: Oliver Frey

Und wie das genau funktioniert, hat sich Bundeskanzlerin Angela Merkel in dem BMW-Werk in China etwa zehn Minuten lang angesehen. "Unser Mitarbeiter, Oliver Frey, war vor Ort. Er hat Frau Merkel das Produkt erklärt", sagt Andres. Er und Mit-Geschäftsführerin Ulla Grenner hoffen nun, dass sie noch weitere Kunden gewinnen und die Firma ausbauen können. "Wir haben mit fünf Mitarbeitern losgelegt. Mittlerweile sind es schon 15", berichtet Grenner. Sie ist ständig auf der Suche nach qualifizierten Leuten, die gerne im Saarland bleiben und für mfw-technology arbeiten möchten.

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