„Ihr habt die Chance erkannt“

St Wendel · Wer sich Gedanken über die Zukunft der Industrie macht, der sollte auch die jungen Menschen in den Unternehmen im Auge haben. Die saarländische Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger besucht Ausbildungsbetriebe, will dort die Anliegen und Sichtweisen der Azubis kennenlernen. Jetzt war sie bei Fresenius in St. Wendel zu Gast.

 Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger beim Besuch in der Fresenius-Ausbildungswerkstatt, links Azubi Jonas Hahnenberg, rechts Ausbildungsleiter Torsten Lauer. Foto: B&K

Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger beim Besuch in der Fresenius-Ausbildungswerkstatt, links Azubi Jonas Hahnenberg, rechts Ausbildungsleiter Torsten Lauer. Foto: B&K

Foto: B&K

Wie finden junge Menschen ihren Beruf? Welche Rollen spielen Schulpraktika und Elternhaus? Nach welchen Kriterien suchen die jungen Menschen die Firmen aus, bei denen sie sich bewerben? Über diese Fragen diskutierte Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger , SPD , am Donnerstagmorgen mit mehr als 20 Auszubildenden von Fresenius Medical Care in St. Wendel . Rehlinger besucht verschiedene Ausbildungsbetriebe, will Einschätzungen und Sichtweisen der Azubis kennenlernen. Die Erkenntnisse, die sie dabei gewinnt, sollen in ihre Industriepolitik mit einfließen.

Verschiedene Themen sprach Anke Rehlinger bei der Diskussionsrunde in der Ausbildungswerkstatt von Fresenius in St. Wendel an. Die wichtigsten Themen und Antworten kurz gefasst.

Schulpraktika : Sie helfen den Schülern bei der Entscheidungsfindung. So haben Azubis bei solchen Praktika erkannt, dass der Beruf der richtige für sie ist. Aber öfters auch, dass er gar nicht passt. "Ausschlussverfahren", nannte dies einer der Azubis. Berufspraktika in den achten Klassen finden manche zu früh.

Berufswahl: Schulpraktika sind eine Infoquelle, aber auch Besuche beim Arbeitsamt oder auf einer Ausbildungsmesse, so die Jugendlichen. Auch Erfahrungen der Eltern werden bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt.

Ausbildungsplatz: Bei der Suche nach dem richtigen Unternehmen spielen verschiedene Kriterien eine Rolle: Gibt es eine eigene Ausbildungswerkstatt, die Größe der Firma, Übernahmechancen, Tarifgebundenheit. Nicht zu vergessen der Verdienst. Denn da gibt es erhebliche Unterschiede.

Berufsschule: Die Fresenius-Azubis sind mit dem Schulunterricht zufrieden. Kontrovers beurteilen einige die Notwendigkeit von Nebenfächern wie Religion oder Sport.

Industrie 4.0: Dieses Schlagwort kennen die Jugendlichen. "Das ist bei uns schon der Fall", sagte einer der Azubis. Wenn ein Fehler in der Produktion auftrete, dann suche man diesen mit dem Laptop, um ihn zu beheben, so ein Beispiel.

Fazit: "Ihr seid eine gut motivierte Mannschaft. Ihr habt die Chance erkannt, hier eine gute Ausbildung zu machen", lobte die Wirtschaftsministerin die Jugendlichen nach der Gesprächsrunde.

Fresenius Medical Care in St. Wendel bildet zurzeit 31 junge Menschen in neun verschiedenen Berufen aus. Im Herbst werden zehn neue eingestellt. Das Unternehmen hat eine eigene Lehrwerkstatt.

Zu Beginn des Besuches stellte Werkleiter Ulrich Kramp der Ministerin kurz das Unternehmen vor. Fresenius beschäftigt in St. Wendel aktuell 1853 Mitarbeiter. Das Werk besteht seit mehr als 40 Jahren. Es ist eines der weltweit größten Produktionsstandorte für Dialysatoren und exportiert diese in die ganze Welt. Zusammen mit den anderen Standorten von Fresenius wurden so inzwischen mehr als eine Milliarde Dialysatoren hergestellt. Darüber hinaus ist St. Wendel auch Entwicklungsstandort für neue Produkte und Produktionsverfahren.

Zurzeit gebe es bei den Ausbildungsplätzen im Land 108 Stellen auf 100 Bewerber, sagte Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger : "Im Grunde genommen dürfte kein Jugendlicher unversorgt sein." Allerdings konzentriert sich eine Vielzahl der Jugendlichen auf wenige Ausbildungsberufe. Die Firmen stehen hier und bei der Fachkräftegewinnung im Wettbewerb. Rehlinger: "Das deutsche System der dualen Ausbildung ist super. Trotzdem haben wir ein Gewinnungsproblem, vor allem im Handwerk."

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