Ein letzter Schuss zum Abschied

Baumholder · Der Titel bleibt, aber die Struktur ist eine andere: Oberstleutnant Reinhard Walter ist der neue Kommandant des Truppenübungsplatzes Baumholder. Allerdings ist Baumholder nicht mehr eigenständig, sondern Wildflecken untergeordnet.

 Brigadegeneral Gerd Kropf (von links), Ingo Osbahr und Reinhard Walter beim Kommandowechsel auf der Schießbahn 35 in Baumholder. Fotos: Mai

Brigadegeneral Gerd Kropf (von links), Ingo Osbahr und Reinhard Walter beim Kommandowechsel auf der Schießbahn 35 in Baumholder. Fotos: Mai

Ingo Osbahr zieht die lange Leine der Panzerhaubitze 2000: Das letzte Mal schießt damit der Oberstleutnant auf ein Ziel auf dem Truppenübungsplatz Baumholder . Auf der Schießbahn 35 ist keine Übung, es ist Kommandowechsel. Zahlreiche Gäste aus Politik, Militär und Gesellschaft sitzen gestern Morgen bei starkem Wind in dem olivgrünen Zelt. Sie ziehen ihre Ohrstöpsel an. Nicht nur wegen des Schusses. Auch, weil zu Ehren der Kommandanten ein Tornado im Tiefflug über die Gesellschaft hinwegdüst. Und noch eine Ehre für den scheidenden Kommandanten der Truppenübungsplatzkommandantur, Osbahr: Nach der etwa einstündigen Zeremonie, die vom Reservistenmusikzug Trier mit Märschen begleitet wird, nimmt er gemeinsam mit seiner Gattin auf einem Thron Platz, den seine Mitarbeiter auf einen Lkw montiert haben, und fährt damit zum Empfang im Haus Aulenbach.
Dienstposten fällt weg

 Auf dem Lkw-Thron: Silvia und Ingo Osbahr.

Auf dem Lkw-Thron: Silvia und Ingo Osbahr.

"Ich gehe nicht freiwillig", sagt Osbahr. "Aber mein Dienstposten fällt mit der neuen Struktur weg." Zum Hintergrund: Im Zuge der Bundeswehr-Reform hat der Übungsplatz in diesem Jahr seine Selbstständigkeit verloren. Er gehört nun zum Bereich Truppenübungsplätze Süd und wird von Wildflecken in Franken aus verwaltet. Der Titel Kommandant und Kommandantur bleibe Baumholder zwar erhalten, sagt Osbahr; "aber vor Ort fehlt dem Kommandanten ein Unterbau für eine Kommandantur alter Art".

Kommandant darf sich also auch Oberstleutnant Reinhard Walter nennen, der ab sofort der neue Chef im Lager Aulenbach ist. Allerdings ist er in einer anderen Besoldungsstufe als seine Vorgänger. "Er wird das Gesicht der Bundeswehr in der Region sein, daran ändert sich nichts", sagt Brigadegeneral Gerd Kropf, der stellvertretende Kommandeur beim Kommando Territoriale Aufgaben der Bundeswehr . Der mit der Wahl Walters zufrieden ist. An ihn gerichtet sagt Kropf: "Sie kennen sich hier aus, und man kennt Sie." Er könne sich freuen, "einen wunderbaren Dienstposten" zu übernehmen. Einen Tipp hat der General auch noch parat: "Menschen fühlen sich besser in der Nähe von Vorgesetzten, die auch mal lachen können."

Lachen, das kann Ingo Osbahr. Das hat er bei vielen Veranstaltungen, unter anderem bei einer legendären Rede während der Prunkstitzung in Baumholder , unter Beweis gestellt. Wie er gestern betont, hat er diese Veranstaltungen genossen. Wobei er damals, im Jahr 2009, gar nicht nach Baumholder wollte. "Ich konnte mich nicht wehren", sagt der 54-Jährige, der nun zum Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung nach Koblenz wechselt. Und nun will er nicht mehr weg: Er bleibt auch weiterhin in Mittelreidenbach wohnen.

Viele Erlebnisse haben sein Wirken in Baumholder geprägt, sagt Osbahr - "nicht nur positive". So starb vor dreieinhalb Jahren sein jüngster Sohn; vor einem Jahr heiratete er seine Frau. Das seien Erlebnisse, "die sich nachhaltig in meine Festplatte eingebrannt haben". Genau wie sein fünfmonatiger Afghanistan-Einsatz 2013/14, der ihm vor Augen geführt habe, dass sich die Bundeswehr in den 36 Jahren seiner Dienstzeit enorm verändert habe.

Sein Fazit: "Es war eine schöne Zeit, ich gehe mit zwei weinenden Augen."

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