Armut hier muss thematisiert werden

UNSERE WOCHE · Wenn Menschen in unserer reichen Region auf Almosen angewiesen sind, läuft bei der Sozialpolitik im Bund etwas schief. Regionalpolitiker sollten ihre Beziehung nach Berlin spielen lassen.

Die Tafeln: Ihre Mitarbeiter reichen das weiter, was wir im Überfluss haben, sich aber nicht jeder leisten kann - in Deutschland: Grundnahrungsmittel, die überschüssig im Laden liegen bleiben und der Händler nicht lagern kann, aber makellos zum bedenkenlosen Verzehr sehr wohl geeignet sind. Zum Wegwerfen viel zu schade.

Auch in unserer Heimat sind Bedürftige auf diese Spenden angewiesen. In einer Region, wo mit Blick auf die Statistik annähernd von Vollbeschäftigung die Rede sein kann. Und trotzdem sich nicht nur durch den Flüchtlingszuzug die Zahl derer erhöht hat, die ohne Almosen nicht mehr über die Runden kommt. Darunter Menschen, deren Einkünfte trotz Arbeitsplatzes nicht ausreichen. Sowie Rentner, deren Altersbezüge hinten und vorne nicht langen.

Schlimmer noch: Es gibt zunehmend Menschen, die etwas mehr von der Unterstützung abhaben möchten, als zu verteilen vorhanden. Darum müssen Notleidende abgewiesen werden. Mit dieser Situation, mit der finanziellen des Tafel-Trägers Caritas-Verband Blies-Schaumberg befasste sich diese Woche der St. Wendeler Stadtrat und stellte dieses Jahr 8000 Euro zum Unterhalt der Tafelräume und für Personal bereit. Gleichzeitig erklärten alle Fraktionen unisono mit Betroffenheitsmiene, wie schlimm es sei, dass es solch einer Einrichtung überhaupt bedarf. Damit genug des Schulterschlusses.

Einzig die Fraktionsgemeinschaft Soziale Politik und Ökologie aus Linke und Bündnisgrünen ging auf die Gründe ein: Aus deren Sicht sei eine verfehlte Sozialpolitik schuld. Auf Bundesebene. Zugegeben: Die Kritik wirkte wie ein holprig-hölzern vorgebrachtes Pamphlet. Was Redner der CDU und der SPD bewog zu erklären, dass sie dies auf lokaler Ebene nicht beeinflussen könnten. Damit stehlen sie sich aus der Verantwortung. Denn viele kokettieren allzu gern damit, ihre jeweiligen Parteikollegen in Berliner Ministerien, auf der Regierungsbank, im Bundestag zu kennen. Ihre Drähte in die Bundeshauptstadt zu nutzen, um ihren Einfluss geltend zu machen. Wäre schön, wenn sie es in diesem Zusammenhang auch täten, statt abzuwiegeln.

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