Helfer retten elf Rehkitze vor Mähdrescher

Marth · Jungtiere flüchten nicht, sie ducken sich, wenn Gefahr droht. Auf vielen Wiesen wird ihnen dies zum tödlichen Verhängnis. Dass es auch anders geht, beweisen Menschen in Hoof und Marth.

Wer ein wenig aufmerksam bei seinen Spaziergängen, Wanderungen und Autofahrten um sich schaut, sieht in der Region Rehe über Felder springen. Sobald sich ein Mensch den Tieren nähert, fliehen diese mit großen Sprüngen.

Doch dieser Fluchtinstinkt vor Gefahren ist nicht von Geburt an voll ausgeprägt, wie Dominique Kraushaar berichtet. "Sie kauern sich zusammen und bleiben auf der Wiese liegen", beschreibt der 32-Jährige aus Leitersweiler die Reaktionen ganz junger Tiere. Und genau da lauere die Gefahr, beschreibt der Jäger, der in Marth sein Revier hat. Denn wenn Landwirte über Wiesen rollen, um das hohe Gras zu mähen, liegen hier auch die Rehkitze - gut versteckt. "Sie schrecken nicht auf, wenn der Bauer mit seinem Mähdrescher anrollt", sagt Kraushaar. Dadurch kommen immer wieder Jungtiere ums Leben.

Doch das kann man verhindern, ist der Berufskoch überzeugt. Und eine Aktion der vergangenen Woche soll das untermauern. Kraushaar: "In Hoof und Marth wurden elf Kitze gerettet." Dabei habe es sich um eine revierübergreifende Aktion mit 14 Jägern, Freiwilligen und dem Hoofer Landwirt Rudi Ziegler gehandelt. Was taten sie? Der Bauer hatte die Fachleute darüber informiert, dass er mähen wollte. "Die Truppe wurde innerhalb von nur 75 Minuten zusammengetrommelt und begann, die betreffenden Wiesen abzusuchen", berichtet Kraushaar. Unterstützung erhielten sie von vier Hunden, die aber nicht einfach so herumliefen, sondern an langen Leinen geführt worden seien.

Wenn ein Tier dann entdeckt wird, dürften die Helfer nicht mit bloßen Händen nach ihm greifen. Geruchsneutrale Handschuhe müssten eingesetzt werden, beschreibt Kraushaar. Sollte das Kitz einfach so an einen sicheren Ort getragen werden, habe dies fatale Folgen. Die Muttertiere, die in der Regel zwei- bis viermal am Tag zu ihrem Nachwuchs kommen, um es zu säugen und zu reinigen, haben einen ganz empfindlichen Geruchssinn. Nehmen sie Menschengeruch am Kitz wahr, warnt Dominique Kraushaar, werden sie sich nicht mehr um das Babytier kümmern.

In Marth und Hoof habe das auf der abgesuchten 85 000 Quadratmeter großen Fläche funktioniert, seien die Tiere an einen sicheren Ort gebracht worden. Damit habe das Zusammenspiel zwischen Bauern, Jagdpächtern und Jägern "prima funktioniert", wertet Kraushaar die Aktion.

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 Michael Graustein (links) und Andreas Seiler tragen spezielle Handschuhe, mit denen sie Findelkinder halten.

Michael Graustein (links) und Andreas Seiler tragen spezielle Handschuhe, mit denen sie Findelkinder halten.

Foto: Carsten Jung

Auf einen Blick Um Rehkitze aus dem hohen Gras zu retten, brauchen Helfer den Zeitpunkt, wann die Flächen gemäht werden soll. Kontakt zwischen Landwirten und Helfern stellt unter anderem die Jagdgenossenschaft in Leitersweiler her. Sie startete auch die Initiative Rettet die Rehkitze - Stoppt den Mähtod. red Ansprechpartner: Birgit Rein und Ronny Müller, Telefon (0 68 51) 9981161.

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