Tiere in Not? Veterinäramt räumt Hof

Dörrenbach · 63 Tiere haben Mitarbeiter des Ottweiler Veterinäramtes von einem Gelände in Dörrenbach geholt und anderweitig untergebracht. Unhaltbare Zustände seien bei einer unangekündigten Kontrolle aufgeflogen. Die Betroffene spricht von „völlig grundlosen“ Beschuldigungen.

 Diese Stute musste ihr Zuhause in Dörrenbach verlassen. Fotos: facebook

Diese Stute musste ihr Zuhause in Dörrenbach verlassen. Fotos: facebook

Ein weitläufiges Gelände, ein prächtiges Grundstück. Grüne Landschaft, so weit das Auge reicht. Wie überall im Ostertal. Auch in Dörrenbach . Und genau in dieser Idylle sollen Tiere verwahrlosen, sich selbst überlassen dahinvegetieren? Kaum zu glauben.

Doch in dem St. Wendeler Stadtteil wollen Tierärzte von Amts wegen darauf gestoßen sein. Per Zufall während einer unangekündigten Kontrolle am Mittwochmorgen. Entsprechende Informationen der Saarbrücker Zeitung bestätigt Damian Müller vom Umweltministerium in Saarbrücken. Demnach waren Mitarbeiter des Landesamts für Verbraucherschutz, Regionalstelle Ost, Amtsärztlicher Dienst - kurz: vom Ottweiler Veterinäramt - vor Ort. Müller: "Ein Großteil der Tiere war erheblich vernachlässigt. Die Ställe waren total verdreckt, offensichtlich wurde wochenlang nicht gemistet."

Seine Kollegen hätten umgehend reagiert. Donnerstagmorgen schafften sie die Tiere vom Hof. Darunter: zwei Pferde (davon eins ein Fohlen), ein Kalb, eine Gänse-Familie, vier Zuchtmäuse, zwölf Ratten und 41 Kaninchen . Sie alle seien jetzt sicher untergebracht. "Artgerechte Haltung und eine angemessene Versorgung" seien an dem geheim gehaltenen Ort gewährleistet, sichert Müller zu.

Die des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz bezichtigte Halterin ist außer sich vor Wut. Ihrerseits wirft sie Beschäftigten der Veterinärbehörde Amtsmissbrauch vor. Sie spielten "ihre persönlichen Antipathien (...) auf dem Rücken meiner Tiere" aus. Sie macht über das soziale Netzwerk Facebook im Internet öffentlich keinen Hehl aus ihrem Unverständnis gegenüber der Aktion des Amtes. Mehr noch: Sie wirft Behördenvertretern Sachbeschädigung vor. "Mein Stall wurde aufgebrochen, mein Weidezaun niedergewalzt." Die Betroffene nennt den Abtransport der Tiere Diebstahl.

Damian Müller dementiert: "Mitarbeiter des zuständigen Veterinäramtes haben die Tiere gemäß Tierschutzgesetz anderweitig untergebracht." Zur Sachbeschädigung sei es nie gekommen. Der Redaktion teilte die Halterin mit, dass ihre Tiere sehr wohl versorgt worden seien; auch während die 45-Jährige verreist war. "Ich habe einen Freund darum gebeten, sich zu kümmern" - was er wie vereinbart getan habe. Auch dieser Behauptung entgegnet der Ministeriumssprecher. So habe die Frau "durch die erkennbare Vernachlässigung fahrlässig gegen das Tierschutzgesetz verstoßen". Tierseuchenrechtliche sowie lebensmittelrechtliche Vorschriften seien verletzt worden. Und: Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz wollen die Tierärzte bei ihrer Kontrolle ebenfalls ausgemacht haben.

Doch die Beschuldigte sieht sich im Recht. Der SZ sagte sie, dass ein Veterinäramtsmitarbeiter während der Fütterung durch den Bekannten vorbeigeschaut habe. Statt sich dem Tiersitter vorzustellen, habe die Kontrolleurin ihn beschimpft und sich "Zutritt zu meinem sonst abgeschlossenen Stall" verschafft.

Müller bleibt dabei, dass der Zugriff mehr als nötig war. Dieser "hat womöglich das Leben mehrerer Geschöpfe gerettet".

Übrigens war nicht nur das Veterinäramt auf die mutmaßlich unhaltbaren Zustände auf dem Dörrenbacher Gelände aufmerksam geworden. Denn bereits am Sonntag, 16. August, hatte die St. Wendeler Polizei eine Anzeige wegen mangelnder Versorgung erreicht, wie ein Ermittler bestätigt. Zwar seien darauf Kollegen zur besagten Stelle gefahren, hätten aber nichts beanstandet. Die spätere Veterinärskontrolle habe laut Müller in keinem Zusammenhang mit den polizeilichen Ermittlungen gestanden.

Am Mittwoch wollen Amtsmitarbeiter mit der Dörrenbacherin sprechen.

 Das Kalb in seinem Stall in Dörrenbach.

Das Kalb in seinem Stall in Dörrenbach.

 Diese Entenfamilie wurde ebenfalls weggeschafft.

Diese Entenfamilie wurde ebenfalls weggeschafft.

Zum Thema:

Wegen angeblich nicht artgerechter Pferdehaltung hat es laut Umweltministerium bereits 2013 mehrere Anzeigen gegen die Dörrenbacherin gegeben. Diese seien aber aus Behördensicht haltlos gewesen.Anders bei Kontrollen im Oktober 2013: Damals beanstandeten Veterinäre die Haltung der Nager. Entsprechende Auflagen seien erfüllt worden. Nach einer Kontrolle am 22. Januar 2014 sei der Fall zu den Akten gelegt worden.Ein Schicksalsschlag hatte die Tierbesitzerin bereits vor dem Einsatz der Amtstierärzte ereilt: Im Januar 2013 stahlen Unbekannte 30 ihrer Kaninchen aus dem Stall. Das machte nach Opfer-Angaben sechs Jahre Zucht zunichte (wir berichteten). hgn

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