Flüchtlingshelfer stoßen an ihre Grenzen

Bliesen · Eine große Zahl von ehrenamtlichen Helfern engagiert sich seit Monaten im Bereich der Flüchtlingshilfe. Zwei Stunden tauschten sich beim Bürgerdialog „Ehrenamt in der Flüchtlingshilfe“ im Bliesener Gemeindezentrum die Ehrenamtler mit den Fachleuten aus Politik und Verwaltung aus. Es gab viele Fragen, Anregungen und konstruktive Kritik.

 Podium (v. l.): Caritasdirektor Michael Schütz, Harry Hauch, Landkreis, Monika Zöllner, Innenministerium, Thomas Schmidt, Landkreis, und Sozial-Staatssekretär Stephan Kolling. Foto: Frank Faber

Podium (v. l.): Caritasdirektor Michael Schütz, Harry Hauch, Landkreis, Monika Zöllner, Innenministerium, Thomas Schmidt, Landkreis, und Sozial-Staatssekretär Stephan Kolling. Foto: Frank Faber

Foto: Frank Faber

Das Saarland ächzt unter dem Flüchtlings-Ansturm. Laut Sozial-Staatssekretär Stephan Kolling (CDU ) seien etwa 25 000 Menschen im Saarland angekommen, davon 12 000 Zuwanderer den Kommunen zugewiesen worden. "Im Landkreis St. Wendel ist es uns gut gelungen, mit dieser Situation umzugehen", stellte Landrat Udo Recktenwald eingangs des gut besuchten Bürgerdialogs "Ehrenamt in der Flüchtlingshilfe " im Bliesener Gemeindezentrum fest. Die dezentrale Unterbringung zeige, so Recktenwald, dass die Integration der Flüchtlinge in die Gesellschaft gelingen kann. Im St. Wendeler Land zweifelsohne auch ein Verdienst der vielen ehrenamtlich tätigen Helfer, die von dem mit Fachleuten aus Politik und Verwaltung besetzten Podium viel Lob für ihr Engagement ernteten.

Doch wie geht es weiter? Bundeskanzlerin Angela Merkels (CDU ) Spruch "Wir schaffen das" hört sich mittlerweile nach einer Durchhalteparole an. Saar-Sozialministerin Monika Bachmann (CDU ) betonte jüngst "dass die Hauptamtlichen auf dem Zahnfleisch gehen". Nach ein paar Alltagsfragen und Anregungen wurden in Bliesen einige ehrenamtliche Helfer warm und redeten Klartext. Wie Marion Lambert von der Flüchtlingshilfe Schaumberg. "Wir finden keine Helfer mehr, die eine komplette Flüchtlingsfamilie betreuen wollen", mahnte Lambert. Wenn wir nun, führte sie aus, keine weiteren Helfer hinzubekommen würden, stoße die Flüchtlingshilfe Schaumberg an ihre Kapazitätsgrenze. "Was können wir tun?", fragte Lambert die Profis. Staatssekretär Kolling gestand, darauf keine Antwort zu haben. Der Niederlinxweiler Familienhelfer Werner Schmitt bemängelte die Flexibilität bei der Zusammenarbeit mit der Bürokratie. "Für einen Berufstätigen ist es schwer, zu den täglichen Öffnungszeiten seine Anliegen vorzubringen. Nach Feierabend, wenn ich dann von Problemen in der Familie erfahre, dann ist bei den Behörden ja keiner mehr zu erreichen", sagte Schmitt. Oder, wie er weiter schilderte, sei bei der Caritas tagelang niemand zu erreichen, und ein Rückruf würde nicht erfolgen. "Ich habe keine Idee dazu, will das aber klären", versprach der Schaumberg-Blies-Caritasdirektor Michael Schütz dem Flüchtlingshelfer.

Ein großes Thema war der Spracherwerb oder die Fragen zur Zuführung in den Arbeitsmarkt, die Thomas Schmidt von der kommunalen Arbeitsförderung im Landkreis beantwortete. Staatssekretär Kolling kündigte konkret an, dass mit der Arbeitsagentur ein Welcome-Center eingerichtet werde, welches unter anderem den Neubürgern bei der Vermittlung von Arbeitsplätzen zur Seite stehen soll. "Das Feststellungsverfahren gestaltet sich sehr schwierig, weil einfach die Papiere fehlen", erklärte der Staatssekretär.

Ein Problem, das viele Helfer kennen, ist "die blöde, langweilige Zeit" der Flüchtlinge, die in den Kommunen untergebracht sind. Diesbezüglich sei es sinnvoll die Zuwanderer mit den örtlichen Vereinen in Verbindung zu bringen, um sie gesellschaftlich zu integrieren.

Caritasdirektor Schütz berichtete, dass er mit der Stadt St. Wendel in Verbindung stehe, damit ein Kulturcafé eröffnet werden kann. "Das ist Hilfe zur Selbsthilfe, aber wir haben noch keine geeigneten Räume gefunden", informierte Schütz. Über zwei Stunden wurde in Bliesen diskutiert und sich ausgetauscht. Und das nächste große Problem steht schon vor der Tür."Was die Wohnungssituation betrifft, werden wir ab März vor einer schwierigen Situation stehen", blickte Kolling voraus.

Info für ehrenamtliche Helfer: Telefon (06 81) 5 01 22 23.

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