Massenhafte Krankheitsfälle – Grundschüler leiden unter Erbrechen und Durchfall

Bliesen · Eine Spezialfirma hat am Freitag die Klassensäle an der Grundschule in Bliesen desinfiziert. Nach Angaben eines Sprechers am Saarbrücker Kultusministerium sind Kinder mutmaßlich am hochansteckenden Norovirus erkrankt.

Eigentlich ist Freitagvormittag jede Menge los an der Bliesener Grundschule. Wie überall zur üblichen Unterrichtszeit - wenn Kinder und Lehrer nicht gerade Ferien haben. Doch an solch einem hundsgewöhnlichen Freitag wie in dieser Woche blieb es dort ungewöhnlich ruhig. Keine Kinderstimmen während der Pausen auf dem Schulhof. Keine Lichter in den Klassensälen. Nur ein einsamer Schein aus dem Trakt, wo das Lehrerzimmer ist, wo über Zeugnisnoten beraten wurde. Sonst weit und breit nur Stille. Was war da bloß los?

Wer die eilige Mitteilung des Schulleiters Herbert Ames am Tag zuvor nicht erhalten hatte, stand am frühen Morgen vor verschlossenen Türen. Ein handschriftlicher Zettel von innen an der Glasscheibe klärte auf: "Achtung. Morgen, 23.1., fällt der Unterricht und die Betreuung wegen Magen-Darm-Infektion komplett aus."

Wie eine Epidemie war Brechdurchfall über die Schule hereingebrochen. Jürgen Renner, Pressesprecher des saarländischen Kultusministeriums, informierte, dass "am Mittwoch und Donnerstag insgesamt 35 von 140 Kindern akut an Erbrechen und Durchfall erkrankt sind." Die Fälle verteilten sich auf sämtliche Klassen. Weil sich die Krankheit so rasch verbreite und bereits so viele Kinder betroffen seien, empfahl das Ministerium, die Schule am Freitag dicht zu lassen.

Was war der Auslöser für dieses massenhafte Phänomen? Renner: "Der bisherige Verlauf spricht für ein infektiöses Geschehen, am ehesten durch Noroviren ausgelöst."

In Absprache mit dem Gesundheitsamt des Landkreises St. Wendel wurde die Schule dann am Freitag geschlossen, bestätigte Lukas Kowol von der Pressestelle im Landratsamt. "Gleichzeitig wurde eine Desinfektion veranlasst". Dazu habe die Stadt eine Spezialfirma beauftragt. St. Wendel ist für Grundschulen verantwortlich.

Bereits am frühen Morgen sorgten Fachleute dafür, dass alle Räume von etwaigen Keimen gereinigt wurden. Auch in der Kantine waren sie aktiv, damit Bazillen und Viren keine Chance mehr haben, weitere Menschen in der Schule anzustecken. Die einschließlich Wochenende drei schulfreien Tage sollten dann reichen, die Infektionskette zu durchbrechen, sagte Ministeriumssprecher Renner.

Wie Kowol für den Landkreis berichtete, sei dies in diesem Winter bislang ein einmaliger Fall, dass eine Schule wegen massiver Krankenzahlen komplett geschlossen werden muss. Und nicht nur das: Im Saarland sei dies ein Novum. Jürgen Renner im Saarbrücker Kultusministerium: "Bisher ist uns kein weiterer Fall bekannt."

Wegen der Arbeiten der Reinigungsfirma war es auch nicht möglich, eine Betreuung außerhalb des Unterrichts in Bliesen für jene Kinder anzubieten, deren Eltern beispielsweise durch ihren Beruf keine Alternative dazu hatten. Zwar hieß es auf einem eilig in Umlauf gebrachten Schreiben an die Eltern, dass betroffene Familien ihre Kinder in die Schule bringen können, doch das dementierte das Ministerium. Bereits am Tag zuvor war laut Schulmitteilung an die Eltern klar: "Es wird aber darauf hingewiesen, dass kein Bustransfer stattfindet."

Der am Freitag ausgefallene Lernstoff werde aber nicht durch zusätzliche Schulstunden aufgeholt, sondern während des regulären Unterrichts. Der soll am Montag wie gewohnt wieder losgehen. "Der Unterricht kann nicht durch Mehrstunden nachgeholt werden", bestätigte der Ministeriumssprecher.

Schulleiter Herbert Ames war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Meinung:Sauber reagiert

Von SZ-Redakteur Matthias Zimmermann

Eile war geboten: Kinder hatten sich angesteckt. Mussten sich übergeben, hatten Durchfall. Binnen weniger Tage waren zig Schüler an Bliesens Grundschule betroffen. Da reagierten Schulleitung, Kreis-Gesundheitsamt, Saar-Kultusministerium beherzt: Bevor der Brechdurchfall schlimmer grassiert, machten sie die Schule einen Tag dicht, ließen desinfizieren. Das beweist Verantwortung über den Unterricht hinaus. Auch wenn die ein oder andere Familie zeitlich Probleme bekam. Weniger schlimm als ein krankes Kind.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort