Höhensiedlung vermutet, Burg gefunden

Schwarzenbach · Die Geschichte Schwarzenbachs ist um ein bedeutendes Kapitel reicher. Archäologen haben auf einer Hügelkuppe unweit des Sportplatzes Spuren einer kleinen Burg aus dem frühen Mittelalter entdeckt. Von einer solchen Burg war bisher nichts bekannt.

 Projektleiterin Sabine Hornung, rechts, zeigt auf die bearbeiteten Sandsteinblöcke aus der Römerzeit, die das Fundament einer Mauer der mittelalterlichen Burg auf dem Söterberg gebildet haben. Im Graben steht Grabungsleiter Timo Lang. Foto: B&K

Projektleiterin Sabine Hornung, rechts, zeigt auf die bearbeiteten Sandsteinblöcke aus der Römerzeit, die das Fundament einer Mauer der mittelalterlichen Burg auf dem Söterberg gebildet haben. Im Graben steht Grabungsleiter Timo Lang. Foto: B&K

Foto: B&K

Völlig von Wald bedeckt erhebt sich die Kuppe des Söterberges 50 Meter über das Münzbachtal. Kein Waldweg führt nach oben, nur ein schmaler Pfad. Den haben Forscher der Uni Mainz in den vergangenen Wochen getreten. In Hörweite befindet sich das Industriegebiet von Otzenhausen, der Schwarzenbacher Sportplatz ist auch nicht fern.

Hier oben also wollen die Archäologen eine bedeutende Entdeckung gemacht haben, eine Turmburg aus der Zeit zwischen 800 und 1100 nach Christus in Nonnweiler gefunden haben. Eine Burg, von der bisher keine Chronik etwas erzählt.

Und dennoch ist es so, wie die Archäologen Sabine Hornung und Timo Lang von der Uni Mainz berichten. Dabei waren sie gar nicht auf der Suche nach einer Turmburg aus dem Mittelalter, sondern vermuteten hier oben eine spätrömische Höhensiedlung aus dem vierten Jahrhundert nach Christus.

Dafür sprachen Ziegelstücke aus der Römerzeit, die die Wissenschaftler zunächst bei einer Begehung gefunden hatten. Dass die Hügelkuppe von Menschenhand bearbeitet wurde, ließen Luftaufnahmen vermuten. Mit Hilfe eines Lasers wurde das Bodenprofil der Region vom Flugzeug aus abgetastet. Computerprogramme rechneten Bäume und Pflanzen weg. In dem Bild, das dann übrig blieb, konnten die Experte Hinweise auf eine Besiedlung finden. So sind deutlich Terrassen rund um den Hügel zu erkennen. Sie gehören wohl zur Befestigung der Burg. Eine geomagnetische Untersuchung lieferte weitere Informationen.

Vor zwei Jahren gruben die Wissenschaftler dann nach dieser Vorarbeit zum ersten Mal auf dem Hügel. In diesem Jahr folgte die zweite Grabung. Neben Projektleiterin Sabine Hornung und Grabungsleiter Timo Lang waren sechs Studenten daran beteiligt. Insgesamt suchten sie an neun Stellen nach Spuren der Vergangenheit.

Und fanden unter anderem Reste einer Mauer, die aus 60 mal 60 Zentimeter langen und 60 Zentimeter hohen behauenen Sandsteinblöcken besteht. Steinblöcke, die wohl von der etwa ein Kilometer entfernten römischen Siedlung Spätzrech auf den Hügel geschafft wurden. Eine klassische Zweitverwertung also. Ebenso wie bei den unzähligen Ziegelstücken aus der Römerzeit. Sie dienten als Füllmaterial. Die Steinblöcke bildeten vermutlich die Außenmauer der obersten Terrasse des Hügels. Die zudem mit einer Mauer oder Holzpalisade geschützt war. Auf der Kuppe bildete dann ein Burgturm das Herzstück der Befestigungsanlage. In einer der Sondagen haben die Ausgräber Pfostenlöcher gefunden, die in ihrer Anordnung auf ein hölzernes Tor hinweisen.

Woher aber wissen die Mitarbeiter der Uni Mainz, dass die Steine und Ziegel aus der Römerzeit für eine Burg im frühen Mittelalter genutzt wurden? Aus Scherben. "Wir haben mehrere hundert Funde gemacht", sagt Timo Lang. Keramikscherben, die ins Mittelalter in die Zeit zwischen 800 und 1100 nach Christus verweisen. Hinzu kommen noch Glasfragmente. Diese Funde werden in den kommenden Monaten näher untersucht. Die Archäologen hoffen, dass sie dann die Burg genauer datieren können. "Wir haben keine einzige römische Scherbe ausgegraben, nur Ziegel und Steine", so Lang, ein weiterer Hinweis, dass der Berg nicht schon von der Römern genutzt wurde.

Die unerwartete Entdeckung der Turmburg freut die Wissenschaftler: "Es ist der erste Nachweis einer Besiedlung in dieser Zeit in Nonnweiler", erklärt Lang. Dies liefere auch Hinweise auf die strategische Bedeutung des Ortes in der Nähe von Verkehrswegen. Hornung: "Die Turmburg hat die Region kontrolliert". Turmburgen hat es in jener Zeit vermutlich auch in Tholey und Lockweiler gegeben. "Die Siedlungsspuren dort sind ähnlich. Das waren damals wichtige Orte des lokalen Adels", erklärt Sabine Hornung. Insgesamt wisse man recht viel über die keltisch-römische Besiedlung der Region, aber relativ wenig über das Früh- und Hochmittelalter. Das mache den Fund der Burg von Schwarzenbach um so wichtiger.

Die Grabung in Schwarzenbach ist Teil des Projektes der Gemeinde Nonnweiler und der Universität Mainz mit dem Titel "Landschaftsarchäologie im Umfeld des Hunnenringes". Unterstützt wurde diese auch vom Landesdenkmalamt des Saarlandes. Die Gemeinde Nonnweiler hat dabei die Unterbringung und Verpflegung der Grabungsteilnehmer im Turnerheim in Braunshausen übernommen.

Thomas Finkler, Leiter der Tourist-Info der Gemeinde, beglückwünschte den Schwarzenbacher Ortsvorsteher Manfred Bock bei der Besichtigung des Fundortes: "Du bist jetzt Burgherr." Bocks Antwort: "Ich bin überrascht." Wie die Wissenschaftler auch, die Bürger des Hochwalddorfes ebenso.

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