Lügen und Liebe im Gerichtssaal

Primstal · 40 Jahre Bühne 74 heißt vier Jahrzehnte Theatermachen mit viel Spaß und einem gewissen Anspruch. Mit der Inszenierung der Gerichtssatire „Der zerdepperte Krug“ haben die Laiendarsteller ein starkes Stück auf die Bühne gebracht. Beide Aufführungen waren ausverkauft.

 Vor Gericht wird der Fall des zerdepperten Kruges verhandelt. Foto: Frank faber

Vor Gericht wird der Fall des zerdepperten Kruges verhandelt. Foto: Frank faber

Foto: Frank faber

In elf Bildern führten die Primstaler Laiendarsteller die köstliche Gerichtssatire "Der zerdepperte Krug" auf. Die kriminalistische Komödie spielte sich in Unternonnweilerhausen ab. Aufhänger der Story ist ein zerdepperter Krug, dessen Zerstörung den Dorffrieden empfindlich stört. Aber nicht nur der Stimmung, auch der Liebe zwischen dem eifersüchtigen Peter (Benjamin Barth) und seiner Evelyn (Eva Schöben) droht ein dramatisches Ende. Was ist bloß in der Tatnacht geschehen? Wie zerbrach der Krug? Hat Peter den Bembel tatsächlich in einem Anflug von Eifersucht zerdeppert, wie es Evelyns Mutter (Monika Arm) vermutet? Oder war es gar der Leibhaftige persönlich, der Evelyn zum Schäferstündchen aufsuchte, wie es die Lokalreporterin Zenta Käsblättchen (Ann-Christine Klein) behauptet.

Zwei schmierige Anwälte drängen dazu den zankenden Parteien ihre Dienste förmlich auf. Fragen über Fragen müssen dazu in der Beweisaufnahme vor Gericht abgearbeitet werden. Die Recherche von Journalistin Käsblättchen bringt Licht in den anfangs sehr undurchsichtigen Fall. Natürlich ist Peter unschuldig, und natürlich war die Evelyn dem Ex-Freund nicht untreu. Die Spurensuche wird immer eindeutiger und führt zum zwielichtigen Advokaten Viktor Teufel (Janine Peter), der den Krug "Made in Taiwan" manipuliert und die Vase aus Ton auf 40 000 Euro aufgewertet hat.

Weitaus interessanter als die Geschichte, war die Spontanität, der Spielwitz und die Kreativität, mit der sich die Darsteller durch das von ihnen bearbeitete Stück spielten. Höhepunkt der Inszenierung war die Rückspulszene. Mit beeindruckender Körperbeherrschung spielten die Mimen eine Szene zunächst normal, um dann im Flashback Geste um Geste rückwärts vorzuführen. Und das einfach grandios. Nicht minder witzig kamen die Toilettenszenen rüber, die bewusst darauf anspielten, dass die großen Geschäfte an stillen Örtchen beschlossen werden.

Die ausdrucksstarke schauspielerische Leistung des Ensembles der Bühne 74 erinnerte nachhaltig daran, warum die Karten für den Theaterspaß schon vor den Aufführungen vergriffen waren. Wenn dann noch ein runder Geburtstag gefeiert wird, bringt das zusätzlich für den Verein eine gewisse Verpflichtung mit sich. "Wenn das Publikum einem Theaterverein über 40 Jahre die Treue hält, ist das etwas ganz Besonderes", freute sich Spielleiter Wolfgang Hargarter.

40 Jahre Theater in Primstal sei eine vierjahrzehntelange Kulturbereicherung im Dorf. "Das Theatermachen bereitet uns viel Freude. Alle sind mit Engagement dabei und manchmal ist auch bisschen Frust dabei", meinte Hargarter. Dieses Mal aber nicht. Bevor der Vorhang fiel, hatte Peter seine Evelyn wieder richtig lieb, im Pfarrsaal erhob sich das Publikum von den Plätzen und feierte die Laiendarsteller mit jeder Menge Applaus.

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Auf einen BlickDas Lustspiel "Der zerdepperte Krug" von Bernd Peter Marquart, frei nach Heinrich von Kleist und bearbeitet und inszeniert von der Bühne 74 Primstal . Die Darsteller: Richterin Waltraud Engel, Edith Hoffmann, Martha Meier, Monika Arm, Evelyn Meier, Eva Schöben, Peter Ehrlich, Benjamin Barth, Hans Ehrlich, Klaus Gläser, Rechtsanwalt Dr. Viktor Teufel, Janine Peters, Rechtsanwalt Done Heinzmann, Ismail Enginer, Zenta Käsblättchen, Ann-Christine Klein, Gerichtsschreiberin Uta Herz, Dagmar Backes, Halluzination, Jana Klein, Svenja Haupenthal, Bea Paulus; Bühnenbild/Regie: Wolfgang Hargarter; Assistenz: Anne Felzen; Souffleuse: Beate Backes; Maske: Karin Schwarz; Kostüme: Stephanie Backes; Beleuchtung: Markus Kurz; Tontechnik: Herbert Schöben; Bühneneinrichtung/Dekorationsbau: Thomas und Martin Hoffmann. frf

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