Klub-Kutte und Helm sind Pflicht

Primstal · Eine Männergruppe größtenteils mittleren Alters ist in Primstal neu durchgestartet. Der 2014 gegründete Mofa-Klubb zählt mittlerweile 30 Mitglieder, die ein ritualisiertes Klub-Leben frönen. Ihr Sommerfest sprengte alle Ketten. Mit dem Erlös in Höhe von 2400 Euro unterstützen die Mofafahrer die Arbeit des Kinderhospizdienstes Saar.

 Wenn es in den Straßen knattert, wissen die Primstaler schon Bescheid: Der Mofa-Klubb kommt. Foto: Frank Faber

Wenn es in den Straßen knattert, wissen die Primstaler schon Bescheid: Der Mofa-Klubb kommt. Foto: Frank Faber

Foto: Frank Faber

Wenn sie im Konvoi rollen, werden sie oft von den Verkehrsteilnehmern, die auf vier Rädern unterwegs sind, als Klappstuhlfahrer oder Mofarocker verschrien und belächelt. Doch spätestens, wenn die Fahrer ihre Helme absetzen, wird deutlich, um welch illustren Haufen von Kutten tragenden Zweiradfreunden es sich handelt: Die 30 Mitglieder des Primstaler Mofa-Klubbs sind im Alter zwischen 18 und 36 Jahren. Vor knapp zwei Jahren haben sie als "Härte 13" erstmals gemeinsam am Gasgriff gezogen. "Ich hatte während der Primstaler Kirmes die Idee, einen Mofaklub zu gründen", berichtet Mofa-Klubb-Präsident Andreas Heck über die Initialzündung.

Die Gründung des "Klubbs" macht anschließend rasend schnell die Runde. Der Primstaler Thomas Hoffmann holt nach 16 Jahren wieder sein Mofa unter der Werkbank hervor, baut das motorisierte Trittbrett zusammen und schraubt noch einen Chopperlenker dran. Sein Mitbürger Tobias Wiesen steigt erstmals auf einen Mofasattel. "Mit 32 Jahren fängst du mit dem Mofafahren an, da muss man schon verrückt sein", hat er sich zu Hause anhören müssen. In Eiweiler, Kastel und in Saarbrücken juckt es weiteren Gleichgesinnten in den Fingern. Sie fahren Modelle der Marken Kreidler, Hercules, Puch, Moto Guzzi oder Miele . 56 Jahre alt ist die Miele von Michael Wilhelm aus Eiweiler. "Ich habe noch eine Miele , Baujahr 1954, beide Mofas sind ein Scheunenfund bei meinem Schwiegervater", sagt Wilhelm. In der heimischen Garage wird geschraubt, zum Klubb-Treff ist das noble Etablissement der Primstaler Wanderhütte gewählt worden.

Alle Mitglieder haben sich festen Regeln verpflichtet. Wer ohne Kutte fährt oder wem der Sprit ausgeht, muss eine Kiste Schlappenseppel, ein dunkles Bier mit 5,6 PS, zahlen. "Wer ohne Helm fährt, bekommt Lack vom ganzen Klubb", erklärt Wiesen. Mit ihren geölten Stimmen gehen die Mofafahrer auch als Gesangverein "Hardchor" an den Start. Ihr sogenanntes One-Hit-Wonder ist die Klubb-Hymne "Wir machen alles für den Klubb, eo, eo", in Anlehnung an den Prinzen-Song "Denn das ist alles nur geklaut".

Neben den gemeinsamen Ausfahrten steuert der Mofa-Klubb auch Aktivitäten zum Allgemeinwohl in Primstal bei. An Weihnachten haben die Zweiradfahrer mit einer Höchstgeschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde das Friedenslicht in die Pfarrkirche eskortiert. Ihre kürzlich organisierte Sommerfestpremiere an der Wanderhütte war ein Riesenspektakel. "Es hat geregnet ohne Ende, und trotzdem sind mehr als 200 Besucher gekommen. Wir haben eine große Unterstützung aus dem Dorf erfahren", so Klubb-Präsident Heck. Den Erlös in Höhe von 2400 Euro spendet der nicht eingetragene Verein zugunsten des Kinderhospizdienstes Saar.

Im nächsten Jahr will der Mofa-Klubb an der Momoto-Benefiz-Tour "Goldener Tank" teilnehmen. Der goldene Tank wird in 27 Etappen von Flensburg bis nach München von möglichst vielen Mofa und Mopedfahrern weitergereicht werden. Er dient als Schatztruhe und soll von allen Teilnehmern mit Münzen gefüttert werden.

Primstal ist am 18. August Etappenziel. Von dort aus wird tags darauf im Konvoi der mit Münzen bestückte Tank ins 100 Kilometer entfernte Hauenstein gebracht.

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