Sauberes Wasser trotz Vanadium

Nonnweiler/Nohfelden · In Trinkwasserbohrungen in Primstal und Eiweiler sind Spuren von Vanadium gefunden worden, einem Schwermetall. Für die Qualität hat dies laut Gesundheitsamt keine Bedeutung, das Trinkwasser könne weiter uneingeschränkt genutzt werden. Allerdings steigt statistisch gesehen das Gesundheitsrisiko für Krebserkrankungen minimal an.

 Das mit Vanadiumspuren belastete Wasser hat laut Gesundheitsamt weiter Trinkwasserqualität und kann uneingeschränkt getrunken werden. SymbolFoto: Oliver Berg/dpa

Das mit Vanadiumspuren belastete Wasser hat laut Gesundheitsamt weiter Trinkwasserqualität und kann uneingeschränkt getrunken werden. SymbolFoto: Oliver Berg/dpa

Foto: Oliver Berg/dpa

"Das Gesundheitsrisiko ist extrem gering." Das unterstreicht Andreas Kramer, Leiter des Gesundheitsamtes St. Wendel. Er spricht damit die Vanadium-Spuren an, die man in Trinkwasserbohrungen in Primstal und Eiweiler gefunden hat. Trotzdem wolle man die Öffentlichkeit informieren. Versorgt werden mit diesem Wasser die Gemeinden Nonnweiler und Tholey sowie Teile der Gemeinden Nohfelden und Oberthal.

In den Bohrungen sind Vanadium-Konzentrationen zwischen acht und 14 millionstel Gramm (Mikrogramm) pro Liter gemessen worden. Sie liegen damit über einem vom Umweltbundesamt festgelegten Leitwert von vier Mikrogramm pro Liter. "Eine Überschreitung des Leitwertes bedeutet keine konkrete Gesundheitsgefahr, jedoch steigt das statistische Gesundheitsrisiko von Krebserkrankungen minimal an", heißt es in einer gemeinsamen Presseerklärung der zuständigen Wasserversorger und des Gesundheitsamtes. Und weiter: "Bei den aktuell in den Wasserversorgungsgebieten Primstal und Eiweiler vorliegenden Vanadium-Konzentrationen behält das abgegebene Wasser im rechtlichen und gesundheitlichen Sinn seine Trinkwasserqualität und kann uneingeschränkt genutzt werden."

Im SZ-Gespräch erläutern Andreas Kramer, Leiter des Gesundheitsamtes, Joachim Meier, Geschäftsführer der Wasser- und Energieversorgung Kreis St. Wendel GmbH (WVW), und Nonnweilers Bürgermeister Franz Josef Barth für das Gemeindewasserwerk Nonnweiler, die Problematik. Kramer verdeutlicht das minimale Gesundheitsrisiko an einem Beispiel: Wäre das gesamte Trinkwasser in Deutschland überall mit vier millionstel Gramm Vanadium pro Liter Wasser belastet und würde jeder Einwohner täglich zwei Liter davon trinken, würde dies für die gesamte in Deutschland lebende Bevölkerung von rund 80 Millionen Menschen rechnerisch eine einzige Krebserkrankung mehr im Jahr bedeuten. Eine von 477 000 Krebsfällen jährlich. Das Risiko, durch eine Röntgenaufnahme an Krebs zu erkranken, sei hingegen eins zu 100 000.

Trotzdem beschäftigt Vanadium das Gesundheitsamt und die beiden Wasserversorger intensiv. Denn Vanadium wird in der Trinkwasserverordnung überhaupt nicht aufgeführt. Bei den regelmäßigen Untersuchungen des Wassers wird nach etwa 150 Stoffen gesucht, Vanadium ist nicht darunter. Entdeckt wurde das Metall bei Proben, die die Bundeswehr im ehemaligen Bekleidungsamt in Primstal genommen hat, erklärt Bürgermeister Barth. Daraufhin habe das Gemeindewasserwerk die drei Bohrungen und die Trinkwasserquellen in Nonnweiler untersucht. Das Fazit: In den Bohrungen wurden Spuren von Vanadium gefunden, in den Quellen nicht. Andere Wasserversorger wurden informiert, die WVW entdeckte Vanadium dann in Eiweiler.

"Wir nehmen an, dass das Vanadium schon immer in diesem Wasser drin ist", sagt Andreas Kramer. Denn das werde aus einer Grundwasserblase in den so genannten Kreuznacher Schichten gewonnen, die vulkanischen Ursprungs sind. "Die erhöhten Werte sind durch die natürliche Gesteinszusammensetzung verursacht, für menschliche Einflüsse ergaben sich keine Anhaltspunkte", heißt es dann auch in der Pressemitteilung. Und weiter: "Vanadium ist ein Schwermetall, das natürlich im Wasser und Boden vorkommt."

Wie mit diesem Stoff umgehen? Auf diese Frage suchten die Wasserwerke und das Gesundheitsamt Antworten. Die Faktenlage ist dünn. "Weil es bisher nirgendwo in Deutschland ein Vanadium-Problem gegeben hat", sagt Joachim Meier von der WVW. So gebe es nur eine Studie an Ratten zu den Auswirkungen des Metalles, zudem existiere noch kein gängiges Verfahren, Vanadium herauszufiltern. Auch seien keine Grenzwerte festgesetzt, lediglich so genannte Leitwerte. In Deutschland sind dies vier millionstel Gramm pro Liter, in Italien 120 millionstel Gramm. Auf der anderen Seite habe die internationale Krebsforschungsagentur 2006 aber Vanadium als "möglicherweise krebserregend" eingestuft.

Vor diesem Hintergrund hat das Gesundheitsamt St. Wendel in einem Bescheid festgehalten, dass zwei Mal im Jahr die Vanadiumkonzentration überprüft werden muss. Zudem soll ein Maßnahmenplan erarbeitet werden, wie der Stoff herausgefiltert werden kann. Derzeit wird in Primstal schon an einer Bohrung eine Pilotanlage getestet. Bürgermeister Barth abschließend: Es besteht absolut kein Grund zur Besorgnis."

Meinung:

Kein bisschen beunruhigt

Von SZ-Redakteur Volker Fuchs

Informieren mit der Gefahr, dass allein das Wort krebsgefährdend Ängste schürt, vielleicht zu Panik führt? Oder nicht informieren, dem Verbraucher dann aber wichtige Fakten vorenthalten? Und wenn es doch rauskommt, viel Vertrauen zerstören? Vor diesen Alternativen standen die Verantwortlichen der beiden Wasserversorger und des Gesundheitsamtes. Sie haben sich für eine offensive, umfassende Informationspolitik entschieden. Mit Recht. Jetzt ist jeder im Bilde und kann entscheiden, wie er das Nass aus dem Wasserhahn weiter nutzt.

Das enthält in den betroffenen Bohrungen wohl schon immer Spuren von Vanadium. Na und? Das Wasser ist gesundheitlich unbedenklich. Diese Aussage des Gesundheitsamtes ist für mich glaubhaft. Ich bin kein bisschen beunruhigt. Obwohl auch in meine Heimatgemeinde Wasser aus Nonnweiler geliefert wird. Ich lösche gerne meinen Durst mit einem Glas aus dem Wasserhahn. Und werde es weiter tun. Wenn ich, was hoffentlich nicht passiert, einmal an Krebs erkranke, dann bestimmt nicht wegen des Trinkwassers.

Zum Thema:

Auf einen Blick Betroffen sind von den Vanadium-Spuren im Trinkwasser folgende Ortsteile im Landkreis St. Wendel: Gemeinde Nohfelden: Bosen, Eckelhausen, Eiweiler, Gonnesweiler teilweise, so die Staudammstraße Nr. 7 bis 13, Neunkirchen/Nahe, Selbach. Gemeinde Oberthal: Gronig teilweise: Anton-Bruckner-Straße, Beethovenstraße, Franz-Liszt-Straße, Franz-Schubert-Straße, Friedrich-Silcher-Straße, Mombergstraße Nr. 67, 69, 81, 90 sowie die Richard-Wagner-Straße. Gemeinde Tholey: alle Ortsteile. Gemeinde Nonnweiler: alle Ortsteile. Bei Fragen stehen den Bürgern zur Verfügung: bei der WVW Joachim Meier, Tel. (0 68 51) 8 00 31 02, Günter Schnur, Tel. (0 68 51) 8 00 32 00, und Dieter Wolter, Tel. (0 68 51) 8 00 32 60), beim Wasserwerk Nonnweiler: Alexander Simon, Tel. (01 75) 2 60 62 90, sowie beim Gesundheitsamt St. Wendel: Andreas Kramer, Tel. (0 68 51) 8 01 53 00. red

Zum Thema:

Hintergrund Vanadium ist ein Schwermetall, das in der Erdkruste zu finden ist. In Regionen vulkanischen Ursprungs kann es zu erhöhten Konzentrationen im Grundwasser kommen. Vanadium ist ein Spurenelement, das auch im menschlichen Körper vorkommt. Es ist an verschiedenen Stoffwechselprozessen beteiligt. Täglich nimmt der Mensch durch die Nahrung und Trinkwasser zwischen zehn und 30 millionstel Gramm Vanadium auf. Es ist zum Beispiel in Pflanzenölen, Fetten, Nüssen, Hülsenfrüchten, Muskelfleisch, Fisch, Spinat, Milch sowie verschiedenen Obst- und Gemüsesorten enthalten. Ob Vanadium im Trinkwasser zu einer Erhöhung des Krebsrisikos führt, hängt wohl von der aufgenommenen Menge ab. Die deutsche Trinkwasserverordnung kennt dazu keinen verbindlichen Schwellenwert. Experten des Umweltbundesamtes haben 2008 einen so genannten Geringfügigkeitsschwellenwert von vier Mikrogramm "abgeschätzt". Diese Infos basieren auf Recherchen des Gesundheitsamtes. red

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