Der Nationalpark entwickelt sich

Nonnweiler · Fast 300 000 junge Buchen wurden gepflanzt, Moore erneuert. 20 000 Gäste wurden mehr im Hunsrückhaus und an der Wildenburg gezählt. Führungen sind gefragt: Das ist in Stichworten die Bilanz des Nationalparkes Hunsrück-Hochwald. Der besteht jetzt ein Jahr. Der Geburtstag wird am Donnerstag in Schwollen gefeiert.

 Moore sind ein Markenzeichen des Nationalparkes Hunsrück-Hochwald. Foto: Konrad Funk

Moore sind ein Markenzeichen des Nationalparkes Hunsrück-Hochwald. Foto: Konrad Funk

Foto: Konrad Funk

Es geht einige Steinstufen hinauf: Oben angekommen, öffnet sich der Blick auf die gewaltige Wallanlage des Hunnenringes, aber auch auf die Mittelgebirgslandschaft von Hochwald und Hunsrück. Die Aussicht ist grandios, aber nicht anders als vor einigen Jahren. Trotzdem hat sich einiges geändert. Der Hunnenring ist seit 2015 Teil des ersten grenzüberschreitenden Nationalparkes Hunsrück-Hochwald. 10 000 Hektar ist der groß, etwa 1000 Hektar davon liegen in den saarländischen Gemeinden Nonnweiler und Nohfelden.

Am Fuße der keltischen Festungsanlage in Otzenhausen beginnt der Nationalpark. Ein Keltenpark soll eines der drei Eingangstore des Nationalparkes werden, das Keltengehöft mit Nachbauten von Holzhäusern aus der Zeit vor mehr als 2000 Jahren ist gerade fertig geworden. Die Planungen für ein Zentralgebäude laufen.

Was hat sich in dem einen Jahr des Bestehens im Nationalpark getan? Antwort auf diese Frage gibt Harald Egidi, Leiter des Nationalparkamtes, im SZ-Gespräch. Markenzeichen des Parkes sind seine Buchenwälder und Moore. Viele dieser Moore sind von Gräben durchzogen, trocken gelegt. Auf ihnen wachsen Fichten . "Damit hat man in früheren Jahrzehnten versucht, das Land urbar zu machen", so Egidi. Auf 12,5 Hektar dieser Flächen haben Arbeiter die Gräben jetzt verschlossen und die Fichten rausgeholt. Jetzt kann sich dort wieder die Nässe stauen, können die Moore wieder wachsen.

37 Prozent der Bäume im Park sind Fichten , oft in Schonungen gepflanzt. Dieser Anteil wird sich in den kommenden Jahren deutlich verringern. So sind im Randbereich des Parkes unter den Fichten fast 300 000 junge Buchen gepflanzt worden. Sie wachsen laut Egidi auch gut im Schatten. In einigen Jahren werde man dann die Fichten fällen, ein standortgerechter Buchenwald könne diese dann ersetzen.

Der Nationalpark ist ein Entwicklungsnationalpark. 30 Jahre dürfen die Verantwortlichen eingreifen, vor allem die Fichtenbestände in Buchenwald verwandeln.

Der Nationalpark ist auch Forschungsprojekt. Wissenschaftler sind auf der Fläche unterwegs. So wird der Ist-Zustand untersucht, werden Pflanzen- und Tierarten erfasst, wird die Entwicklung in den kommenden Jahren dokumentiert.

Neben dem Naturschutzaspekt soll der Park auch das Bewusstsein der Menschen für die Natur schärfen und den Tourismus fördern. So können die Besucher die Parkranger zu festen Terminen bei ihren Rundgängen begleiten. 57 zertifizierte Nationalparkführer bieten ebenfalls Führungen an. Es gibt ein Veranstaltungsprogramm. Die ersten Pauschalarrangements wurden auf der Tourismusmesse in Berlin vorgestellt. "An fast jedem Tag kann man im Park etwas unternehmen", sagt Harald Egidi: "Die Nachfrage ist da." Die Besucherzahlen im Hunsrückhaus auf dem Erbeskopf und an der Wildenburg seien deutlich angestiegen.

Allerdings hakt es noch im gastronomischen und Beherbergungsbereich. Hier hat die Parkverwaltung jüngst eine Partner-Initiative gestartet und 700 Gastronomie-Betriebe angeschrieben. Die Partner-Betriebe werden in die touristische Vermarktung des Parkes einbezogen.

Bei der Wegeplanung hat die Parkverwaltung die bestehenden fünf Premiumwanderwege (Traumschleifen) und den Saar-Hunsrück-Steig eingebunden. Diese seien bekannt, ausgeschildert. In Kürze wird laut Egidi ein 80 Kilometer langer Radweg um den Park ausgewiesen. Verbindungsstrecken durch den Park seien geplant. Egidi: "Wir wollen auch Mountainbike-Touren anbieten."

Wichtiges Info-Mittel sind Broschüren. Der Renner ist die Starterkarte im Maßstab 1:40 000 mit Infos zum Park. "Mehr als 40 000 Exemplare sind schon unter den Leuten", so Egidi: "Diese Karte hebt man sich auf."

Gut sei die Zusammenarbeit mit den Touristikern in der Region, ebenso mit dem Umweltcampus in Birkenfeld. Dort laufen die Veranstaltungen der Nationalpark-Akademie. > : weiterer Bericht

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Hintergrund Die Nationalparkverwaltung hat ihren Sitz zurzeit in Birkenfeld. 25 Ranger gehören zu dem fast 50 Köpfe starken Team. Sie sind oft im Park unterwegs, der in sechs Kontrollbezirke eingeteilt ist. Aufgaben der Parkverwaltung sind neben dem Schutz und der Entwicklung des Gebietes unter anderem die Umweltbildung, die Regionalentwicklung, Forschung, Biotop- und Wildtiermanagement. Leiter des Amtes ist Harald Egidi. vf nlphh.de

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Auf einen Blick Das erste Fest der Nationalpark-Region findet am Donnerstag, 26. Mai, in Schwollen statt. Veranstalter sind die Nationalpark-Gemeinde Schwollen und der Verein Freundeskreis Nationalpark. Los geht es um 10 Uhr mit einem Gottesdienst in der Kirche zu Heiligenbösch. Den ganzen Tag über gibt es ein musikalisches Programm auf dem Festplatz. Hinzu kommen Führungen und Vorträge, ebenso Stände von Naturschutzverbänden, Regionalvermarktern, Vereinen und Organisationen. Mit dabei ist das US-Generalkonsulat Frankfurt. Denn in Amerika feiert man ein stolzes Nationalparkjubiläum: 100 Jahre National-Park-Service. vf

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