Kinder bibbern in eisigem Haus

Kastel · Fast regelmäßig fällt in einem von Flüchtlingen bewohnten Mehrfamilienhaus eine in die Jahre gekommene Heizungsanlage aus. Im Sommer ärgerlich, aber im Winter eine echte Gefahr für die Gesundheit.

"Dann bin ich mal gespannt, wie lange sie dieses Mal läuft", sagt die Männerstimme am Telefon. Gemeint ist die Öl-Heizung in einem Mehrfamilienhaus in Kastel . Fünf Wohnungen gibt es in dem Gebäude. In dreien hat die Gemeinde Nonnweiler seit einigen Monaten Flüchtlinge untergebracht: zwei Familien - eine aus Afghanistan, eine aus Syrien - mit insgesamt vier Kindern im Alter zwischen zwei und sieben Jahren. Zudem bilden zwei junge Männer, ebenfalls aus Syrien, eine Wohngemeinschaft. "Das ist nicht das erste Mal, dass die Heizung ausfällt. Das passiert regelmäßig. Aber jetzt im Winter kann das echt nicht sein", sagt der Mann, der anonym bleiben möchte. Dennoch will er auf die Missstände aufmerksam machen. "Ich habe einen guten Kontakt zu den Familien und helfe, wenn ich kann. Etwa bei Behördengängen. Aber ich möchte mich nicht in den Vordergrund spielen."

Die Kinder seien allesamt stark erkältet, würden permanent husten und niesen. Die Atemwege seien zu, "und dann sitzen die in den eiskalten Wohnungen bei diesen Außentemperaturen, haben kein warmes Wasser und wissen sich nicht mehr zu helfen. Das geht doch nicht". Bei dem Gespräch ärgert sich der Mann am meisten darüber, "dass weder der Vermieter noch die zuständige Dame vonseiten des Rathauses telefonisch zu erreichen sind". Mehrfach sei versucht worden, Kontakt zu einem der beiden aufzunehmen, "alleine den Vermieter hat einer der Mieter mehr als zehn Mal versucht anzurufen, was die Kontaktdaten auf seinem Handy beweisen". Vergebens.

Ansprechpartnerin im Nonnweiler Rathaus für Flüchtlingsfragen ist Melanie Schug von der auch in der Jugendhilfe tätigen gemeinnützigen idee.on GmbH. Dass jemand versucht hätte, sie wegen des neuerlichen Heizungsausfalls anzurufen, verneint sie. Auf Nachfrage der Saarbrücker Zeitung habe sie aber mit dem Vermieter gesprochen. Der habe ihr erklärt, dass er vor drei Wochen Öl bestellt habe - für den 2. Januar. "Das ist gestern auch geliefert worden", erklärt Schug tags darauf. Das Problem sei gewesen, dass in der Zeit von der Bestellungsaufgabe bis zur Lieferung "mehr verbraucht wurde, als der Vermieter geschätzt hat. Und da ist dann am Sonntag die Heizung ausgegangen". Als das Öl bestellt wurde, so habe der Vermieter berichtet, "waren noch knapp 1000 Liter im Tank. Und er ist nicht davon ausgegangen, dass die in drei Wochen verbraucht sind". Was in der Tat schwer vorstellbar ist.

Dass es im vergangenen Jahr mehrfach zu Problemen an der Heizungsanlage und oftmals gar zum kompletten Ausfall kam, bestätigt Schug. "Aber wenn uns Bescheid gesagt wurde, haben wir immer sofort den Vermieter angerufen, und der ist dann direkt hingefahren und hat das Problem behoben." Wenn doch aber eine Heizung immer wieder Probleme bereitet und permanent ausfällt, muss dann nicht irgendwann einmal die ganze Anlage auf den Prüfstand - am besten vor dem Winter ? Und ist es nicht Aufgabe der Gemeinde, darauf hinzuwirken? "Der Vermieter hat gemeint, es wäre eine ältere Heizung, und er hat wohl auch schon geplant, die Anlage auszutauschen. Aber jetzt im Winter geht das halt nicht." Jedenfalls liefe die Heizung jetzt wieder. Der Vermieter habe sie in Gang gesetzt, nachdem das Öl geliefert worden sei.

"Das stimmt so nicht ganz. Der Brenner lief zwar, aber die Umwälzpumpen nicht. Es war weiter eisig in den Wohnungen ", behauptet indes unser Informant. "Erst als ich selbst per Handbetrieb die Pumpen am späten Abend eingeschaltet hatte, wurde es wieder wärmer im Haus." Abschließend sagt er: "Dann bin ich mal gespannt, wie lange sie dieses Mal läuft."

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