Pizza Wagner: Kampf für mehr Lohn

Braunshausen · Die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) will den saarländischen Pizzabäcker in die Tarifeinheit der Nährmittelindustrie holen. Das bedeute für viele höhere Löhne. Dazu wird übergangsweise ein Haustarifvertrag angestrebt.

Noch sind die Löhne bei Pizza Wagner in Braunshausen von denen in der Branche üblichen weit entfernt, liegen sie bei vielen Berufsgruppen darunter. Das sagt Mark Baumeister, sieht deshalb jede Menge Handlungsbedarf. Doch der Regionalchef der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) ist zuversichtlich, dass sich die Tarifparteien zügig annähern.

"Wir werden an diesem Donnerstag aber noch nicht zu einem Abschluss kommen", prophezeit er im Vorfeld der zweiten Verhandlungsrunde, wenn sich Arbeitnehmervertreter und Verantwortliche des Arbeitgebers Nestlé im Braunshauser Stammwerk ab 10.30 Uhr treffen. Mitte September waren die Spitzen beider Seiten erstmals zusammengekommen, um über einen Haustarif zu verhandeln. Der sei bitter notwendig, denn bei Wagner fehle ein vergleichbares System, nach welchen Strukturen Mitarbeiter beispielsweise Schichtzuschläge, Urlaubs- sowie Weihnachtsgeld erhalten und wonach sich die Arbeitszeiten orientieren.

Trotzdem ist sich Baumeister nach Durchsicht der vom Unternehmen bereitgestellten Unterlagen zu Lohngruppen in den einzelnen Abteilungen sicher, sich mit einem Abschluss für Pizza Wagner dem Flächentarif des Nährmittelgewerbes anzunähern. "So ist auch die Politik bei Nestlé ", begründet der Gewerkschafter. Sogar ein Tiernahrungsproduzent des Konzerns bezahle seine Belegschaft danach, begründet Baumeister.

Dass die Wagnarianer für ihre Forderung auch kämpfen würden, davon ist die NGG überzeugt. "Die Streikbereitschaft ist gegeben", unterstreicht der Gewerkschaftsgeschäftsführer.

Helmut Serwe, Betriebsratsvorsitzender für rund 1600 Beschäftigte in Braunshausen , ist der gleichen Meinung, dass sein Betrieb zur einheitlichen Bezahlung mit anderen Unternehmen der selben Branche muss: "Wir wollen die Tarifbindung, aber der Weg dahin ist noch offen", sagt der 38-Jährige mit 20 Jahren Berufserfahrung bei Wagner.

In einem ersten Schritt fordert die NGG 5,5 Prozent mehr in der Lohntüte. Die örtliche Geschäftsführung hatte ab 1. September einseitig drei Prozent angekündigt. Dies führte kurzfristig zu Irritationen zwischen Betriebsrat und Gewerkschaft. Denn der Aushang dazu im Unternehmen seitens der Betriebsleitung ließ einige vermuten, dass Betriebsrat und Personalabteilung ohne gewerkschaftliche Rücksprache darüber übereins gekommen wären. Und das während laufender Tarifverhandlungen. Serwe widerspricht: "Wir wurden darüber vorab informiert. Aber es war keine gemeinsame Sache zwischen uns und der Geschäftsführung."

Sein Betriebsratskollege Markus Klaumann sieht indes noch einen weiteren Punkt, den die Mitarbeiter mit einem Tarifabschluss verbinden: "Es geht nicht nur um mehr Geld, sondern auch um verbriefte Regeln zu den Lohngruppen." Zudem solle ihnen die Angst nach dem Eigentümerwechsel vom Familienbesitz hin zu einem Weltkonzern vor Jobverlust genommen werden. Klaumann (45), seit 17 Jahren im Betrieb, unterstreicht: "Dafür gibt es aber gar keinen Grund." Die Auftragslage sei gut, mit Nestlé habe Pizza Wagner zusätzliche Auslandsmärkte erschlossen.

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