Warum nicht alle spenden dürfen

Wolfersweiler · Sie wollten helfen, Leben zu retten. Doch vier Syrer wurden bei der Blutspende in Wolfersweiler vom Arzt unverrichteter Dinge heimgeschickt. Das motivierte Flüchtlingsquartett erfülle nicht die Voraussetzungen.

Blutspenden können Leben retten. Mit diesem Satz wirbt das Deutsche Rote Kreuz (DRK). Dessen Aufruf waren vier in Bosen wohnende Syrer gefolgt, die eine Dolmetscherin zum DRK-Blutspendetermin in Wolfersweiler begleitete.

Erste Probleme traten wegen mangelnder Deutschkenntnisse schon beim Spenderfragebogen auf, den sie nur unvollständig auf Englisch beantworten konnten. Beim Arzt während Voruntersuchung war dann auch schon Schluss. Der Mediziner wies die vier Zuwanderer ab. Kurz darauf verließen die jungen Männer enttäuscht die Mehrzweckhalle.

Nach Momenten der Verwirrung reagierte Wolfersweilers DRK-Chef Wolfgang Lehmann: "So einen Fall hatten wir in über 40 Jahren noch nicht, Aber der Arzt kennt seine Vorschriften." Was war passiert? Das Transfusionsgesetz (TFG) gebe Richtlinien vor, die unter anderem die Spenderauswahl regeln. Christoph Ernwein, Referent für Öffentlichkeitsarbeit bei der Bad Kreuznacher Blutspendezentrale West, erklärte: "Wir dürfen keinen Spender ablehnen, egal welcher Herkunft und Religion. Aber der Spender muss auf die deutsche Sprache reagieren und sich mit dem Arzt auf Deutsch unterhalten können." Wenn es an der Sprache hapert, müsse der potenzielle Spender damit rechnen, ausgeschlossen zu werden.

Der Pressesprecher präzisierte: "Beim sehr persönlichen Vieraugengespräch mit dem Arzt darf kein Dolmetscher anwesend sein." Denn währenddessen werde unter anderem nach dem Sexualleben gefragt. Beispielsweise dürfen Homosexuelle in Deutschland kein Blut spenden. "Im Falle der Neuankömmlinge müssen wir wissen, welche Länder durchreist wurden, ehe der potenzielle Blutspender in Deutschland ankommt", ergänzte Ernwein. Denn unzureichende Hygiene, die oft von der Flucht herrühren, oder Mangelernährung ließen eine Spende nicht zu. Was fürs DRK dahintersteckt, betonte Ernwein: Der Patient sei maßgebend, "und der soll ein ganz sauberes Blut bekommen".

Spenden könne auch schaden, wenn mit dem Spenderblut Viren übertragen werden. Besonders gefährlich, wenn es sich um Erreger schwerster Krankheiten handelt, beispielsweise das HI-Virus, das verantwortlich für AIDS ist. Hepatitis (Gelbsucht) sei ebenso eine mögliche Gefahr bei verunreinigten Blutkonserven.

Um Empfänger zu schützen, regelt auf EU-Ebene eine Blutspende-Richtlinie die Spendernvorschriften. Die Bundesärztekammer erstellte einen Risikokatalog.

Wann ein Flüchtling erstmals spenden darf, ist unklar. "Das ist im Einzelfall sehr unterschiedlich. Es wird tagesaktuell vor Ort entschieden, und die Rückstellung des Spenders kann bis zu vier Jahren andauern", teilte Ernwein mit. Der örtliche DRK-Vorsitzende Lehmann konnte sich hinterher nur schwerlich vorstellen, dass er die vier abgewiesenen Syrer ein zweites Mal zur Erstspende begrüßen darf.

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Auf einen Blick 77 Blutspender kamen zuletzt nach Wolfersweiler , darunter vier Erstspender. 2015 waren 312 Freiwillige an vier Terminen dabei (2014: 355 an fünf Terminen). Für 75 Spenden wurde der Nohfelder Volker Presser ausgezeichnet, für 60 Mal Gerd Gelzleichter (Wolfersweiler ). Adalbert Müller (Mosberg-Richweiler) erreichte zehn Spenden . Der nächste Termin ist am 1. Februar 2016. frf

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