Kein Museum hinter Glas

Wolfersweiler · Einblick in den Lebensalltag der Menschen zur Zeit der Jahrhhundertwende bietet die Ausstellung des Vereins Novallis. Und da gibt es im wahrsten Sinne des Wortes Geschichte zum Anfassen.

 Markus Mattis, Gitti Wahl, Susanne Gisch und Achim Fries von Novallis im Wohnzimmer der Ausstellung. Foto: Jennifer Sick

Markus Mattis, Gitti Wahl, Susanne Gisch und Achim Fries von Novallis im Wohnzimmer der Ausstellung. Foto: Jennifer Sick

Foto: Jennifer Sick

Holzkoffer, Bettpfannen, Hochzeitskränze und das gute Silbergeschirr. Was jüngeren Generationen mittlerweile kaum noch ein Begriff ist, war noch vor 100 Jahren fester Bestandteil eines jeden Haushaltes. Wie genau es in der so genannten guten alten Zeit in den Häusern der Landbevölkerung aussah, konnte man in der ehemaligen Grundschule in Wolfersweiler erfahren. Dort nämlich hatte die historische Ausstellung des Vereins Novallis zum Tag der offenen Tür geladen. Untergebracht in einem einzigen, großen Raum konnten Besucher mehrere liebevoll eingerichtete Zimmer bestaunen, die die Lebensumstände zu Anfang des 20. Jahrhunderts darstellten. Vorsitzende Gitti Wahl führte durch die Ausstellung.

Los ging es mit einem Wohnzimmer, wie es um 1900 für die Landbevölkerung typisch war. Eine Couch mit Schwarz-Weiß-Fotografien darüber, ein alter Holzschrank mit dem guten Sonntagsgeschirr und einem Kaffeeservices aus Silber. Spartanisch, aber gemütlich.

Gleich nebenan das Schlafzimmer. Ein genauer Blick in den Kleiderschrank offenbarte nicht nur verschiedene Uniformen von Soldaten, Polizisten und Postbeamten, sondern auch ein aufwendig verziertes Kommunionkleid, das um die Jahrhundertwende gefertigt wurde. Und das Schöne daran: Als Besucher durfte man alles anfassen und auch genauer unter Augenschein nehmen. "Bei uns darf man alles in die Hand nehmen oder ausprobieren", erklärt Gitti Wahl. Das sei vor allem für die kleinen Besucher der Ausstellung aufregend. Stühle, Polstermöbel und sogar das über 100 Jahre alte Bett, nichts steht hinter Glas.

Gleich neben dem Schlafzimmer folgen dann ein Hauswirtschaftsraum und die dazugehörige Küche. Muser, Feldkannen und altmodische Waffeleisen findet man hier genauso wie Schneebesen und Waschbretter. Und auch einige saarländische Kuriositäten sind mit dabei. "Wir haben hier zum Beispiel eine Maggiflasche aus den 1930er Jahren", so Wahl.

Spinnrad und Nähmaschine stehen in der Wohnstube. Dort stoßen die Besucher auch auf das Schmuckstück der Ausstellung: Einen 130 Jahre alten Stuhl mit kunstvollen Schnitzereien versehen. Und wer gerne wissen möchte, welche Werkzeuge früher dazu genutzt wurden, der kann sich einen Raum weiter in der alten Werkstatt schlau machen.

Ganz zum Schluss der Ausstellung hält Gitti Wahl noch ein buntes Sammelsurium an Einzelstücken bereit, die sie keinem Raum so richtig zuordnen wollte. Ein altes Fahrrad, Münzen, Rasiermesser und eine Brille gehören ebenso dazu wie eine für heutige Verhältnisse absolut martialische Mausefalle oder ein kunstvoll verzierter Feuerwehrhelm.

Doch nicht nur am Tag der offenen Tür kann die historische Ausstellung von Novallis besucht werden. Jeden dritten Sonntag im Monat öffnet Gitti Wahl die Pforten der ehemaligen Grundschule in Wolfersweiler und auch Sondertermine für Gruppen können vereinbart werden.

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