Heizen, wie der Mensch es braucht

Überherrn · Für den saarländischen Erfinder Gottfried Klingberg ist der Wasserheizkörper an der Wand überholt. Gemeinsam mit einem Berliner Architekten hat er eine neue, energiesparende Heizung entwickelt. Nun ist ihre Erfindung patentiert.

 Gottfried Klingberg hat eine neue Heizung entwickelt und sich inzwischen patentieren lassen. Foto: Jenny Kallenbrunnen

Gottfried Klingberg hat eine neue Heizung entwickelt und sich inzwischen patentieren lassen. Foto: Jenny Kallenbrunnen

Foto: Jenny Kallenbrunnen

Selbst in jüngeren Häusern stehen die Heizkörper direkt unter den Fenstern. Was passiert? Die Wärme bewegt sich an der Wand nach oben - und zieht durch das Fenster nach draußen. Gottfried Klingberg aus Überherrn kann nicht nachvollziehen, weshalb Heizkörper an diesen Stellen platziert werden. Geheizt werde so eher vor dem Haus, warm wird die Zimmerdecke mehr als alles andere. "Und dann sieht man noch ab und an diese Heiznischen, die bloß das Mauerwerk schwächen", sagt Klingberg.

Sein Ergebnis: Der Wasserheizkörper an der Wand ist überholt. Gemeinsam mit dem Berliner Architekten Christoph Schwan hat er die Zukunft der Heizung entwickelt. Zehn Jahre lang haben sie an ihrer energiesparenden Heizung gearbeitet; seit Ende März ist deren neueste Erfindung nun patentiert.

Von Bodenheizung inspiriert

Klingberg arbeitet seit vielen Jahren in der Gehäuseklimatisierung. "Im Grunde haben wir den ganzen Ofenbau seit Beginn der Menschheit verfolgt", sagt Klingberg. Inspirieren lassen haben sie sich letztendlich von der Bodenheizung: Die Heizschlangen im Boden erwärmen den Raum gleichmäßig. "Die Fußbodenheizung ist das richtige Prinzip, aber an der falschen Stelle", sagt Klingberg.

Gemeinsam mit Schwan setzt er nun auf Wärme aus der Wand - und Wärmereflektion gegen Wärmeverlust. Dazu hat er eine Thermoplatte in die Wand gesetzt: eine Rigipsplatte, in der eine Heizfolie (eine technische Textilie mit Carbon) und eine Schicht glänzendes Aluminium eingebettet sind. So wird die Wärme einfach reflektiert. Das glänzende Aluminium wirft die Wärme in das Zimmer zurück. Die Energie, die erzeugt wird, wird nach Klingbergs und Schwans Messungen zu 97 Prozent wieder in den Raum zurückgeworfen. "Wir verlieren bloß drei Prozent, und die Feuchtigkeit bleibt im Raum, die Heizung trocknet die Luft im Raum nicht aus", sagt Gottfried Klingberg.

Die Regierung schreibt vor, dass in privaten Haushalten Energie eingespart wird. "Architekten bauen deshalb alles nach dem Energieeinsparungsgesetz und nach der Deutschen Industrienorm 4108. In dieser Sparte wird leider kaum etwas hinterfragt. In beiden Gesetzeswerken steht kein einziges Wort über den Menschen", sagt Klingberg. Dabei gehe es beim Heizen doch um genau den und dessen Behaglichkeitsgefühl in einem Raum. Der Mensch brauche Wärme durch Strahlung, um sich richtig wohl zu fühlen, nicht durch bloße Wärmekonvektion, also Luftströmungen. Die wichtigste Wärmestrahlung geht von der Sonne aus.

Styropor bremst nur

In den meisten Häusern sind hinter den Wänden zehn bis 16 Zentimeter Styropor eingelagert, als Wärmedämmung. Klingberg fand durch Messungen heraus, dass dadurch gar nicht verhindert wird, dass Wärme aus dem Haus nach außen tritt, es werde nur verlangsamt. "Und ein Wärmegewinn von außen ist auch nicht möglich", sagt er. In ein paar Häusern ist das frisch patentierte Konstrukt schon eingebaut - jedoch bislang nur für Projekte. Frei verkäuflich ist die Erfindung noch nicht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort