Ferienpark-Skandal: Jetzt sind Richter dran

Nohfelden/Saarbrücken · Ein schier undurchsichtiges Geflecht an Subunternehmen während der Bauarbeiten am Ferienpark am Bostalsee hat offenbar massive Betrügereien möglich gemacht. Drei Männer müssen sich vor Gericht verantworten, weil sie Löhne veruntreut haben sollen.

 Im März 2013 forderten die Rumänen, die am Bostalsee arbeiteten, ihren Lohn ein. Foto: hgn

Im März 2013 forderten die Rumänen, die am Bostalsee arbeiteten, ihren Lohn ein. Foto: hgn

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Fast zwei Jahre nach dem Skandal um nicht ausgezahlte Löhne beim Bau des Ferienparks am Bostalsee steht der Prozessbeginn gegen drei mutmaßliche Drahtzieher nun bevor. Die Pressestelle des Saarbrücker Landgerichts bestätigte Informationen der Saarbrücker Zeitung. Demnach ist am Mittwoch, 4. März, Auftakt.

Hauptangeklagter ist Christopher L. Der Mainzer Geschäftsmann hatte vom für den Bau der 500 Ferienhäuser verantwortlichen Generalunternehmer IETC den Auftrag für die Malerarbeiten erhalten. Dieser gab Aufgaben an einen Subunternehmer weiter, der rumänische Arbeiter anheuerte, viele von ihnen über eine Jobagentur in Bukarest. Dieser Mittelsmann wiederum arbeitete mit einem Kompagnon zusammen. Beide sollen laut Anklage Komplizen des Mainzer Unternehmers sein.

Der Staatsanwalt wirft den drei Männern - Christopher L. und den Mittelsmännern - vor, Arbeitsentgelte vorenthalten und veruntreut zu haben. Es gehe um 277 000 Euro . Rund 70 Arbeiter hatten kein Geld bekommen. Zudem bezichtigt die Anklage die Männer , 48 000 Euro Steuern hinterzogen zu haben.

Sollten die Angeklagten verurteilt werden, sieht das Gesetz Geld- sowie Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren vor. Bereits im Vorfeld des Prozesses hieß es aber von der Pressestelle des Landgerichts, dass hier "nicht von einem besonders schweren Fall" auszugehen sei.

Für die Verhandlung sind bisher acht Tage angesetzt, an die 40 Zeugen geladen; die Mehrzahl unter ihnen sind geschädigte Arbeiter aus Rumänien, die längst wieder in ihre Heimat zurückgekehrt sind. Das Gericht verschickte darum auch Ladungen ins Ausland. Ob die Betroffenen erscheinen, ist bisher völlig unklar.

Einer der Zeugen ist Markus Andler. Der Vize-Chef der IG BAU Rheinland-Pfalz/Saarland hatte im März 2013 mit Mihai Balan vom Europäischen Verein für Wanderarbeiterfragen (EVW) in Mainz die Missstände ans Tageslicht gebracht. Andler heute zur SZ: "Es hat mich sehr überrascht, dass es doch noch zu einer Verhandlung kommt. Ich hatte nicht mehr damit gerechnet." Ohne explizit auf ein Urteil zu spekulieren, sagte er lediglich: "Ich bin guter Dinge, dass am Schluss die Gerechtigkeit siegen wird." Andler wurde nach Bekanntwerden der ausstehenden Löhne Ombudsmann auf der Baustelle, um Ansprechpartner für die Arbeiter zu sein. Initiator dieser Stelle war das Wirtschaftsministerium in Saarbrücken.

Die geschädigten Arbeiter hatten unter Federführung des saarländischen Wirtschaftsstaatssekretärs Jürgen Barke (SPD ) an Gründonnerstag 2013 jeweils 500 Euro bar auf die Hand erhalten. Weitere 50 000 Euro gingen an einen Solidarfonds für Härtefälle. Insgesamt 90 000 Euro stellte damals IETC bereit.

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