Zwei Jahre umsonst verhandelt

Nohfelden · Es wird keinen Tarifabschluss zwischen Arbeitgeber und Gewerkschaft NGG für die Restaurant- und Supermarkt- Beschäftigten im Freizeitpark am Bostalsee geben. Das hat Betreiber Areas angekündigt und wählt einen anderen Weg.

 Bald Stillstand im Zentralgebäude des Ferienparks am Bostalsee? Die Gewerkschaft NGG droht mit Warnstreiks auch an diesem Standort. Beschäftigte der Restaurants und des Supermarktes könnten dann die Arbeit niederlegen. ArchivFoto: Bonenberger & Klos

Bald Stillstand im Zentralgebäude des Ferienparks am Bostalsee? Die Gewerkschaft NGG droht mit Warnstreiks auch an diesem Standort. Beschäftigte der Restaurants und des Supermarktes könnten dann die Arbeit niederlegen. ArchivFoto: Bonenberger & Klos

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War's das? Haben Gewerkschafter und Vertreter der Arbeitnehmerseite vergebens diskutiert, geplant, sich ausgetauscht? Ist dies jetzt alles null und nichtig? Zumindest hat das Unternehmen Areas einen Schlussstrich unter die Tarifverhandlungen für die Angestellten der Restaurants und des Supermarktes im Freizeitpark am Bostalsee gezogen. Das teilten am Dienstag übereinstimmend Thomas Gembler und Jens Kappert für den Dienstleister mit. Der Saarbrücker Zeitung sagte Gembler, Personalleiter bei Areas am Kölner Sitz des Mutterkonzerns Elior: "Es waren Entwürfe. Das Ergebnis war noch nicht abgestimmt."

Dies sieht Mark Baumeister völlig anders. "Wir waren schon sehr weit bei den Verhandlungen", schätzte der saarländische Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) mit Blick auf die fast zwei Jahre dauernden Beratungen die Lage ein. Das gelte nicht nur für die rund 150 Menschen, die Areas am Standort Center-Parcs im Saarland beschäftigt, sondern für alle 440 Angestellten der drei Parks, somit auch für Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, wo Areas vertreten ist. Für sie sollte ein Haustarif erzielt werden, der sich an den Einkommen und den Berufsgruppen des Abschlusses im Hotel- und Gaststättengewerbe orientiert.

Areas belässt es nicht nur bei der Aussage ergebnislos beendeter Haustarifverhandlungen. Es wurden überdies bereits Fakten geschaffen. Denn Areas trat dem Bundesverband der Systemgastronomie (BdS) bei. Jens Kappert, operativer Leiter bei Elior Deutschland: "Wir sind seit 1. März Mitglied." Somit gelte auch der Flächentarifvertrag dieser Branche.

Überrascht und stinksauer reagierte Gewerkschaftschef Baumeister auf diese Stellungnahme: "Wir wurden definitiv an der Nase herumgeführt." Doch so einfach will er die Unternehmer-Entscheidung nicht auf sich beruhen lassen. Denn NGG werde es nicht zulassen, dass Areas-Beschäftigte über branchenfremde Tarife entlohnt würden. "Das ist nicht akzeptabel", betonte Baumeister. Schließlich handle es sich bei den Restaurants im Ferienpark nicht ausschließlich um Systemgastronomie. "Hier gibt es auch À-la-carte-Restaurants und einen Supermarkt. Das bekommen die nicht in den Tarif hinein."

Areas-Vertreter Kappert ist da ganz anderer Auffassung. "Unser Schwerpunkt liegt auf der Systemgastronomie." Auch bei À-la-carte-Restaurants sollen demnach an allen Standorten einheitliche Rezepte und Zutaten gelten. "Systemgastronomie ist nicht nur Fastfood", unterstrich Kappert. Und der Supermarkt? Dies sei ein einzelner Nebenzweig, der nicht das Hauptgeschäftsmodell von Areas widerspiegle. Kappert: "Dann müssten wir in den Flächentarif Einzelhandel."

Dies alles lässt Gewerkschafter Baumeister nicht gelten. "Hier kommt ein deftiger Einschnitt auf die Beschäftigten zu", prophezeite er. Denn die Bruttolöhne beim BdS liegen seinen Angaben zufolge im Durchschnitt um 200 Euro pro Monat unter denen des Tarifgebietes Hotel und Gaststätten im Saarland.

Diese Vorgabe seitens der Gewerkschaft habe Areas laut Gembler während der Verhandlungen ohnehin nicht zugestanden. "Dann hätten wir auch dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband beitreten können." Das aber sei nie Ziel seines Arbeitgebers gewesen. NGG-Geschäftsführer Baumeister warf Areas vor "Billigarbeit" zu schaffen und damit den Gaststättentarif im Saarland zu unterwandern. "Wir haben zwei Jahre verhandelt und haben keine fairen Löhne."

Unterdessen kündigte er Warnstreiks auch am Bostalsee an. Denn zurzeit liegen die Vorstellungen von Arbeitgeber und Gewerkschaften bei den Tarifverhandlungen für die Systemgastronomie weit auseinander. Während NGG sechs Prozent mehr Gehalt fordert, boten die Verhandlungsführer des Bundesverbandes fünf Euro mehr im Monat über dem gesetzlichen Mindestlohn an.

Übrigens: Der Abbruch der Haustarifverhandlungen sei mit dem Wechsel an der Areas-Spitze zum Jahresende einhergegangen. Bis dahin sei ein Einigungswille zu erkennen gewesen, bekräftigte Baumeister.

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Die Marke Areas und ihre Geschäftsfelder Areas gehört zu Elior Deutschland Holding GmbH mit Sitz in Köln. International arbeiten für Areas nach Unternehmensangaben 22 000 Menschen. 900 von ihnen sind in Deutschland an 31 Autobahnraststätten, darunter 26 Tankstellen tätig. Areas betreibt zudem sechs Autobahnhotels. Kooperationen bestehen unter anderem mit der Fischrestaurantkette Nordsee und dem Schnellimbissanbieter Burger-King. In acht Ferienparks des Anbieters Center-Parcs in Frankreich und Deutschland sind Areas-Mitarbeiter in Restaurants und Supermärkten eingesetzt. 440 sind es in den drei deutschen Ablegern. Davon sind 150 Kollegen am Bostalsee beschäftigt.

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