Meister Bockert auf der Spur entlang der Blies

Homburg/Breitfurt · Zwar haben die rund 40 Teilnehmer an der Biber-Exkursion kein lebendiges Tier zu sehen bekommen. Aber Spuren der seit 1999 bei uns wieder ausgewilderten Sympathie-Tiere gab's jede Menge zu entdecken.

 Bliesgau-Ranger Michael Keßler (rechts) mit der Gruppe und dem Biberpräparat. Foto: Wolfgang Degott

Bliesgau-Ranger Michael Keßler (rechts) mit der Gruppe und dem Biberpräparat. Foto: Wolfgang Degott

Foto: Wolfgang Degott

Sonntag, früher Nachmittag. Bliesmühle Breitfurt. Autos fahren vor, die Fahrer suchen Parkplätze. Menschen aus der Umgebung, aber auch von weiter her, steigen aus. "Die jetzt dazu gekommen sind, bitte ich, ihr Startgeld noch zu zahlen", ruft Bliesgau-Ranger Michael Keßler. Er ist einer von vier saarländischen Naturwächtern und bietet das Jahr über verschiedene thematisch unterschiedliche Exkursionen an. Der Renner: die "kleine Biberexkursion", zu der wieder über 40 Menschen gepilgert sind. "Bitte melden Sie sich das nächste Mal an, auch mit Rücksicht auf diejenigen, denen ich in den letzten Tagen absagen musste, weil die Gruppe zu groß geworden wäre", mahnt er. Im Schatten der imposanten Kulisse des großen Gebäudes der seit dem 14. Jahrhundert urkundlich belegten Bliesmühle setzt sich die Menschentraube in Bewegung, betritt, ohne es zu bemerken, das 213 Hektar große und seit 1993 ausgewiesene Naturschutzgebiet zwischen Blieskastel und Bliesdalheim. Begleitet von immer schwächer werdenden Turbinengeräuschen geht es am Bliesufer durch Gestrüpp, über Unterholz, muss sich der Weg durch herabhängende Sträucher und Äste gebahnt werden. "Ich habe schon einen Biber gesehen", meint der elfjährige Lukas aus Bierbach, eines von vielen Kindern, die dabei sind. Er hat den Biber, die in unserer Heimat vor etwa 170 Jahren ausgestorben und 1999 erst wieder ausgewildert wurden, bei einem Freund gesehen. "Sein Vater hat eine Obstplantage, und da gibt es Biber. Die gehen immer an die Bäume." Die Wanderer nähern sich einem Baumstumpf, dessen Spitze ein Mantel bedeckt. Rätselraten. Was verbirgt sich darunter? Zum Vorschein kommt das Präparat eines nicht ganz ausgewachsenen Bibers. "Ich habe mir das Tier kleiner vorgestellt", ist zu hören. Michael Keßler spult sein Wissen ab, fesselt Alt und Jung, informiert und sorgt für Erstaunen. Biberwäsche, Biberziegel, viele Dinge sind mit dem Vegetarier mit den Schwimmhäuten an den Hinterfüßen und dem Schwanz, der Kelle genannt wird, verbunden. Der europäische Biber (Castor fiber), größtes heimisches Nagetier, wird bis zu 140 Zentimeter groß und bis zu 30 Kilogramm schwer.

Drei Biberfamilien mit acht Tieren, die aus Sachsen-Anhalt stammen, wurden vor 15 Jahren zwischen Blieskastel und Breitfurt ausgesetzt. Zeugnisse des Bibers, darunter auch Fußspuren, Biberwiesen mit ihren charakteristischen Stolperwurzeln, aber auch Biberrutschen und fein säuberlich mit Biberzähnen bearbeitete Baum stümpfe sind in der Folge zu bewundern.

Das fasziniert auch Naturliebhaberin Elisabeth Karl. Die gebürtige Kielerin, die vor acht Jahren ins Saarland gekommen ist, und im Naturladen des Wintringer Hofes arbeitet, ist überwältigt: "Hier passt alles zusammen." "Wir haben von der Exkursion in der Zeitung gelesen und finden alles sehr interessant. Die Landschaft ist faszinierend", so Rolf Behnke, der gemeinsam mit seiner Frau Gerdi Hell-Behnke und dem befreundeten Ehepaar Frauke und Günter Potschella erstmals, aber sicherlich nicht zum letzten Mal an einer Bliesgau-Biber-Exkursion teilnimmt. Sie sehen oberirdische Teile von bis zu zwei Meter hohen und zwölf Meter im Durchmesser groß werdende Biberbauten, die sich komplett unsichtbar tief in den Boden einfräßen und unter der Wasseroberfläche Nahrungsfloße verstecken. "Biber sind Wegbereiter für andere Tiere", so der Ranger und meint damit, dass sich in den vom agilen "Meister Bockert", so der Fabelname des Bibers, zu Totholz verwandelten Baumresten andere Tier- und Pflanzenarten einnisten können, so die Artenvielfalt erhöht werden könne.

Nach zweieinhalb Kilometer wird die ehemalige Eisenbahnbrücke zwischen Breitfurt und Blickweiler auf dem jetzigen Bliestal-Freizeitweg erreicht. Die Exkursion ist zu Ende. Einen echten Biber in der freien Natur haben die Teilnehmer an diesem Nachmittag allerdings nicht gesehen.

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